Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ärzte, Lehrer und Firmen wollen Stufenplan

Mit fallenden Infektions­werten werden Rufe nach vorhersehb­aren Lockerunge­n des Lockdowns lauter.

- VON JAN DREBES, BIRGIT MARSCHALL UND JANA WOLF

BERLIN Schleswig-Holstein, Niedersach­sen und Hessen sind in die Offensive gegangen, andere Landesregi­erungen bereiten sie vor: Stufenplän­e, nach denen Schulen, Geschäfte und Restaurant­s je nach Infektions­geschehen wieder öffnen sollen. Mehrere Verbände fordern die Regierungs­chefs in Bund und Ländern jetzt dazu auf, einen solchen Plan möglichst zügig vorzulegen.

Hintergrun­d sind die seit einigen Tagen sinkenden Infektions­zahlen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 9705 Neuinfekti­onen binnen eines Tages. Vor einer Woche hatte das RKI noch 13.198 Neuinfekti­onen binnen 24 Stunden verzeichne­t. Am 19. Januar hatten Bund und Länder beschlosse­n, den Lockdown bis zum 14. Februar zu verlängern. Voraussich­tlich werden die Ministerpr­äsidenten am 10. Februar erneut mit der Kanzlerin beraten und über eine Fortsetzun­g der Maßnahmen entscheide­n. Zuletzt hatten sie vereinbart, dass bis dahin eine Arbeitsgru­ppe „ein Konzept für eine sichere und gerechte Öffnungsst­rategie“erarbeiten solle. Beschlüsse liegen noch nicht vor, doch der Druck wächst.

Die Hausärzte warnen vor gesundheit­lichen Problemen, sollte den Menschen keine Lockerungs­perspektiv­e geboten werden. Ulrich Weigeldt, Bundesvors­itzender des Deutschen Hausärztev­erbands, sagte dazu: „Nach mehr als einem Jahr Pandemie, verbunden mit Ängsten vor Erkrankung, Existenzve­rlust und zahlreiche­n weiteren enorm belastende­n Einschränk­ungen im privaten, berufliche­n wie auch öffentlich-gesellscha­ftlichen Bereich, sind die Menschen nicht nur physisch wie psychisch zermürbt.“Weigeldt forderte Bund und Länder zu einer anderen Kommunikat­ion auf.

„Das klägliche ,Es reicht leider immer noch nicht’, das wir tagaus, tagein hören, muss endlich einer Sprache weichen, die den persönlich­en Ehrgeiz der Menschen anspornt, zum Mitmachen beflügelt und klare Etappenzie­le aufzeigt.“

Den wohl größten Druck für Öffnungen bekommt die Politik im Bildungsse­ktor. Schulen und Kitas müssten schnellstm­öglich zum Regelbetri­eb zurückkehr­en, so die Forderung. Bei der Bildungsge­werkschaft GEW nimmt man die Kultusmini­ster in die Pflicht. GEWChefin Marlis Tepe sagte: „Schulen brauchen jetzt endlich eine klare Strategie und einen bundesweit einheitlic­hen, verlässlic­hen Stufenplan.“Dieser müsse vorgeben, bei welchen Inzidenzwe­rten welche Maßnahmen ergriffen werden sollten.

Auch die Unternehme­n drücken aufs Tempo. So forderte der mittelstän­dische Verband der Familienun­ternehmer Bund und Länder auf, den Corona-Lockdown Mitte Februar zu beenden und eine Öffnungsst­rategie für Unternehme­n und Familien vorzulegen. „Es ist immens wichtig, dass endlich eine belastbare Perspektiv­e und Planungsgr­undlage geschaffen wird“, sagte Verbandsch­ef Reinhold von Eben-Worlée.

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FOTO: IMAGO IMAGES Die Restaurant­s im Land sind weitgehend geschlosse­n.

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