Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Nur Corona rettet Altmaiers Klimabilanz
BERLIN Deutschland kommt beim Ausbau der erneuerbaren Energien und beim Abbau der Treibhausgasemissionen nach einer Zwischenbilanz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gut voran. Allerdings dürfe das Land mit dem Tempo in den kommenden Jahren nicht nachlassen. Andernfalls seien die ehrgeizigen Ausbau- und Klimaziele nicht zu erreichen, sagte Altmaier am Mittwoch bei der Vorstellung eines Berichts zum Stand der Energiewende.
Demnach stieg der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Stromverbrauch im vergangenen Jahr auf 46 Prozent – nach 42 Prozent im Jahr 2019. Die Treibhausgasemissionen seien 2020 um mehr als 40 Prozent gegenüber 1990 gesunken. Und der Primärenergieverbrauch in Deutschland sei aktuell auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 70er-Jahre zurückgegangen. „Selbst unter Berücksichtigung von Effekten der Coronavirus-Pandemie geht der Erfolgskurs der Energiewende auch 2020 weiter“, sagte Altmaier. Der positive Trend habe schon vor der Pandemie eingesetzt. Einen entscheidenden Anteil an diesem drastischen Rückgang der CO2-Emissionen hatte allerdings die Corona-Pandemie. Denn seit März 2020 standen über mehrere Monate weite Teile des Wirtschaftslebens still, zudem waren Schulen und Kitas geschlossen. Viele Menschen arbeiten seitdem im Homeoffice. Das führte zu einer spürbaren Senkung der Emissionen im Verkehr und in Gebäuden. Gleichwohl tragen diese beiden Sektoren weiterhin zu wenig zum Klimaschutz bei: Tatsächlich dürften die Emissionen 2020 um rund 42 Prozent gesunken sein, schätzt Altmaier. Genaue Daten lägen allerdings noch nicht vor.
Altmaier hatte vor einem halben Jahr einen ehrgeizigen persönlichen Plan für die Klima- und Energiepolitik der Zukunft vorgelegt. So wollte er zum Beispiel einen festen jährlichen Anteil am Bruttoinlandsprodukt für Klimaschutzinvestitionen definieren. Zudem wollte Altmaier den nötigen Umbau hin zu einer klimaneutralen Industrieproduktion mit mehr staatlichen Mitteln unterstützen.
Um die angepeilte Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, sollten feste jährliche CO2-Reduktionsziele auch zwischen 2030 und 2050 festgelegt werden. Der Plan fand zwar ein überwiegend positives Echo, politisch folgte daraus bislang nichts. Im Wahljahr 2021 dürfte dies nun umso schwieriger werden.