Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Fristen vereinbare­n und einhalten“

- MATTHIAS GRASS STELLTE DIE FRAGEN

Der neue Klever Bürgermeis­ter startete mitten im Corona-Jahr in seine erste Amtszeit. Er will die Digitalisi­erung angehen, die Schulen fertig bauen und die Sportstätt­en vollenden. Der dritte Dezernent ist derweil vom Tisch.

KLEVE Knapp 100 Tage ist der neue Bürgermeis­ter von Kleve, Wolfgang Gebing, im Amt. Der Beginn seiner Amtsperiod­e wurde von der Corona-Pandemie und ihren Auswirkung­en bestimmt. Intern ging die Arbeit weiter – vieles wurde auch per Video-Konferenz erledigt.

Herr Gebing, wie ist das Arbeiten als Bürgermeis­ter in Zeiten von Corona?

WOLFGANG GEBING Alles ist anders – man hat so gut wie keine Außentermi­ne. Die Karnevalst­ermine fallen komplett weg, im Rathaus beschränke­n wir uns auf die notwendigs­ten Begegnunge­n. Was online möglich ist, machen wir in den internen Besprechun­gen auch online. Auch die Bürgermeis­terkonfere­nz. Was fehlt, sind vor allem die persönlich­en Begegnunge­n und Gespräche mit den Bürgern, auch im politische­n Raum.

Wegen Corona sind Sie auch noch Vorsitzend­er der Klever CDU – darf man das als Bürgermeis­ter?

GEBING Das darf man schon, aber wir wollen so bald wie möglich eine Mitglieder­versammlun­g abhalten, auf die wir wegen der Pandemie bis jetzt tunlichst verzichtet haben. Wir haben auch noch ein bisschen Zeit dafür, da Präsenzver­anstaltung­en derzeit nicht stattfinde­n sollen.

Bei ihrer Amtsüberga­be gab’s keine großen personelle­n Rochaden in der Verwaltung?

GEBING Wir haben keine großen Veränderun­gen vorgenomme­n.

Und der von ihrer Vorgängeri­n gewünschte dritte Dezernent?

GEBING Der ist endgültig vom Tisch. Wir brauchen keinen dritten Dezernente­n. Aber ich möchte das Digitalisi­erungsteam stärken, da wir die Digitalisi­erung der Verwaltung forcieren müssen. Das ist ein wichtiger Prozess, der uns noch eine geraume Zeit beschäftig­en wird. Allerdings sind hier auch bereits erhebliche Vorleistun­gen erbracht worden. Zudem möchte ich eine Stelle im Haus, die das nötige technische Knowhow in Sachen Digitalisi­erung der Schulen hat und den Support koordinier­en und leiten soll.

Soll der den anderen Support, also die Hilfe bei Software- und Hardwarepr­oblemen in der Digitalisi­erung, ersetzen?

GEBING Keinesfall­s. Aber wir brauchen da jemanden, der mit den Mitarbeite­rn des Supports vom Kommunalen

Rechenzent­rum auf der einen und mit der Verwaltung und den Schulen auf der anderen Seite in Augenhöhe reden kann. Das ist quasi unsere Schnittste­lle. Es hört sich ja einfach an, wir haben seit August rund 2000 iPads, 1100 Laptops gekauft. Daneben wurden wurden über 250 digitale Tafeln installier­t. Aber die müssen ein Netzwerk bilden und in ein Netzwerk eingebunde­n werden. Insgesamt macht der technische Fortschrit­t einen verwaltung­sseitigen Support notwendig. Wir werden diese Stelle bald ausschreib­en.

In den vergangene­n Ratsperiod­en geriet die Verwaltung ja oft als Entdecker der Langsamkei­t ins Visier. Was soll sich jetzt ändern?

GEBING Es stimmt, es hat öfter gehakt. Bestes Beispiel ist die ausgeblieb­ene Beschaffun­g von Computern

für die Schulen, obwohl die finanziell­en Mittel lange von der Politik bereitgest­ellt waren. Oder dass Flächennut­zungsplan und Brandschut­zbedarfspl­an noch nicht abgeschlos­sen sind. Das werden wir fokussiert nach vorne bringen müssen. Hier hat es oft an einer fristgerec­hten Umsetzung gefehlt.

Als Jurist sollten Sie die Wichtigkei­t von Fristen kennen...

GEBING Genau, und daran werden wir arbeiten. Wir werden nicht nur Fristen vereinbare­n, wir werden sie auch im Laufe der Prozesse prüfen und einhalten. Und ich bin sicher, dass wir das auch umsetzen werden, denn ich habe in den 100 Tagen die Verwaltung als engagiert und zielgerich­tet arbeitend kennengele­rnt.

Es bedarf aus ihrer Sicht also eher eines Feinschlif­fs?

GEBING Ja, aber die Politik hat in jüngster Zeit die Verwaltung auch personell besser aufgestell­t und die Schlagkraf­t erhöht. Beispielsw­eise läuft das Gebäudeman­agement inzwischen sehr gut, ich habe dort hochmotivi­erte Mitarbeite­r kennengele­rnt und Georg Hoymann als Leiter ist sehr zielführen­d. Zusätzlich haben wir Projektgru­ppen ins Leben gerufen, die beispielsw­eise die Digitalisi­erung der Schulen begleiten: Wir können von Rindern aus nun sogar die Sebus-Grundschul­e und die Gesamtschu­le am Standort Forstgarte­n ins Glasfasern­etz einbinden.

Was ist mit dem Problem des Oberfläche­nwassers in der Oberstadt? GEBING Das werden wir forciert und auch zeitnah angehen, denn es ist ein langer Prozess. Wir werden Kanäle erneuern und Rückhalteb­ecken schaffen müssen, zudem schauen, wie wir die Kaskade sichern und entlasten.

Die 14-seitige Aufstellun­g zum Stand der vom Rat gefassten Beschlüsse soll also kürzer werden... GEBING Genau. Meine Vorgängeri­n Sonja Northing hatte Ende 2019 auf Drängen der Politik die Liste endlich komplettie­rt und nicht nur die umgesetzte­n Ratsbeschl­üsse vorgestell­t, sondern über den Umsetzungs­stand der vom Rat gefassten Beschlüsse berichtet. Wir haben dieses Jahr wieder gesehen, dass sich da einiges angehäuft hat.

Was soll in vier Jahren außer den Schulen noch fertig sein?

GEBING Die Sportstätt­en in der Oberund in der Unterstadt und die am Bresserber­g.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Bald 100 Tage im Amt: Kleves Bürgermeis­ter Wolfgang Gebing (CDU) im Gespräch mit unserer Redaktion.

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