Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Fristen vereinbaren und einhalten“
Der neue Klever Bürgermeister startete mitten im Corona-Jahr in seine erste Amtszeit. Er will die Digitalisierung angehen, die Schulen fertig bauen und die Sportstätten vollenden. Der dritte Dezernent ist derweil vom Tisch.
KLEVE Knapp 100 Tage ist der neue Bürgermeister von Kleve, Wolfgang Gebing, im Amt. Der Beginn seiner Amtsperiode wurde von der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen bestimmt. Intern ging die Arbeit weiter – vieles wurde auch per Video-Konferenz erledigt.
Herr Gebing, wie ist das Arbeiten als Bürgermeister in Zeiten von Corona?
WOLFGANG GEBING Alles ist anders – man hat so gut wie keine Außentermine. Die Karnevalstermine fallen komplett weg, im Rathaus beschränken wir uns auf die notwendigsten Begegnungen. Was online möglich ist, machen wir in den internen Besprechungen auch online. Auch die Bürgermeisterkonferenz. Was fehlt, sind vor allem die persönlichen Begegnungen und Gespräche mit den Bürgern, auch im politischen Raum.
Wegen Corona sind Sie auch noch Vorsitzender der Klever CDU – darf man das als Bürgermeister?
GEBING Das darf man schon, aber wir wollen so bald wie möglich eine Mitgliederversammlung abhalten, auf die wir wegen der Pandemie bis jetzt tunlichst verzichtet haben. Wir haben auch noch ein bisschen Zeit dafür, da Präsenzveranstaltungen derzeit nicht stattfinden sollen.
Bei ihrer Amtsübergabe gab’s keine großen personellen Rochaden in der Verwaltung?
GEBING Wir haben keine großen Veränderungen vorgenommen.
Und der von ihrer Vorgängerin gewünschte dritte Dezernent?
GEBING Der ist endgültig vom Tisch. Wir brauchen keinen dritten Dezernenten. Aber ich möchte das Digitalisierungsteam stärken, da wir die Digitalisierung der Verwaltung forcieren müssen. Das ist ein wichtiger Prozess, der uns noch eine geraume Zeit beschäftigen wird. Allerdings sind hier auch bereits erhebliche Vorleistungen erbracht worden. Zudem möchte ich eine Stelle im Haus, die das nötige technische Knowhow in Sachen Digitalisierung der Schulen hat und den Support koordinieren und leiten soll.
Soll der den anderen Support, also die Hilfe bei Software- und Hardwareproblemen in der Digitalisierung, ersetzen?
GEBING Keinesfalls. Aber wir brauchen da jemanden, der mit den Mitarbeitern des Supports vom Kommunalen
Rechenzentrum auf der einen und mit der Verwaltung und den Schulen auf der anderen Seite in Augenhöhe reden kann. Das ist quasi unsere Schnittstelle. Es hört sich ja einfach an, wir haben seit August rund 2000 iPads, 1100 Laptops gekauft. Daneben wurden wurden über 250 digitale Tafeln installiert. Aber die müssen ein Netzwerk bilden und in ein Netzwerk eingebunden werden. Insgesamt macht der technische Fortschritt einen verwaltungsseitigen Support notwendig. Wir werden diese Stelle bald ausschreiben.
In den vergangenen Ratsperioden geriet die Verwaltung ja oft als Entdecker der Langsamkeit ins Visier. Was soll sich jetzt ändern?
GEBING Es stimmt, es hat öfter gehakt. Bestes Beispiel ist die ausgebliebene Beschaffung von Computern
für die Schulen, obwohl die finanziellen Mittel lange von der Politik bereitgestellt waren. Oder dass Flächennutzungsplan und Brandschutzbedarfsplan noch nicht abgeschlossen sind. Das werden wir fokussiert nach vorne bringen müssen. Hier hat es oft an einer fristgerechten Umsetzung gefehlt.
Als Jurist sollten Sie die Wichtigkeit von Fristen kennen...
GEBING Genau, und daran werden wir arbeiten. Wir werden nicht nur Fristen vereinbaren, wir werden sie auch im Laufe der Prozesse prüfen und einhalten. Und ich bin sicher, dass wir das auch umsetzen werden, denn ich habe in den 100 Tagen die Verwaltung als engagiert und zielgerichtet arbeitend kennengelernt.
Es bedarf aus ihrer Sicht also eher eines Feinschliffs?
GEBING Ja, aber die Politik hat in jüngster Zeit die Verwaltung auch personell besser aufgestellt und die Schlagkraft erhöht. Beispielsweise läuft das Gebäudemanagement inzwischen sehr gut, ich habe dort hochmotivierte Mitarbeiter kennengelernt und Georg Hoymann als Leiter ist sehr zielführend. Zusätzlich haben wir Projektgruppen ins Leben gerufen, die beispielsweise die Digitalisierung der Schulen begleiten: Wir können von Rindern aus nun sogar die Sebus-Grundschule und die Gesamtschule am Standort Forstgarten ins Glasfasernetz einbinden.
Was ist mit dem Problem des Oberflächenwassers in der Oberstadt? GEBING Das werden wir forciert und auch zeitnah angehen, denn es ist ein langer Prozess. Wir werden Kanäle erneuern und Rückhaltebecken schaffen müssen, zudem schauen, wie wir die Kaskade sichern und entlasten.
Die 14-seitige Aufstellung zum Stand der vom Rat gefassten Beschlüsse soll also kürzer werden... GEBING Genau. Meine Vorgängerin Sonja Northing hatte Ende 2019 auf Drängen der Politik die Liste endlich komplettiert und nicht nur die umgesetzten Ratsbeschlüsse vorgestellt, sondern über den Umsetzungsstand der vom Rat gefassten Beschlüsse berichtet. Wir haben dieses Jahr wieder gesehen, dass sich da einiges angehäuft hat.
Was soll in vier Jahren außer den Schulen noch fertig sein?
GEBING Die Sportstätten in der Oberund in der Unterstadt und die am Bresserberg.