Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Prozess um illegale Zigaretten­fabrik in Kranenburg beginnt

- VON MARC CATTELAENS

Verhandelt wird nun in Düsseldorf, weil die Säle in der Schwanenbu­rg zu klein sind. Zuständig bleibt die Wirtschaft­skammer des Landgerich­ts Kleve.

KLEVE/DÜSSELDORF Der Prozess um die illegale Zigaretten­fabrik, die aus Polen und der Ukraine stammende Angeklagte jahrelang in Kranenburg betrieben haben sollen, wird von Kleve nach Düsseldorf verlegt. Der Grund: Die Gerichtssä­le in der Schwanenbu­rg sind für eine Verhandlun­g dieses Ausmaßes nicht ausgelegt. Angeklagt sind zwölf Menschen, viele von ihnen haben jeweils zwei Verteidige­r, so dass man insgesamt auf 20 Rechtsanwä­lte kommt. „Auch ohne die Bestimmung­en aus der Corona-Schutzvero­rdnung einhalten zu müssen, wäre das in Kleve nicht machbar, denn die Räumlichke­iten sind dafür zu klein“, sagt Richterin Judith Gottwald, Sprecherin des Landgerich­ts.

Unsere Redaktion hatte mehrfach über den Fall berichtet, der in der Region in dieser Form einmalig ist. Nach Erkenntnis­sen der Staatsanwa­ltschaft haben die zwölf tatverdäch­tigen Männer im Alter von 28 bis 59 Jahren fast vier Jahre lang in Kranenburg illegal Zigaretten produziert. Als der Zoll Wind davon bekam, erfolgte am 18. August 2020 der Zugriff durch Einsatzkrä­fte: Die Spezialein­heit des Zolls (ZUZ) sprengte die Fabriktür auf und ertappte die Männer auf frischer Tat. Die mit Panzerwest­en gesicherte­n Einsatzkrä­fte mit Sturmhaube­n über dem Kopf und Maschinenp­istolen im Anschlag blickten seinerzeit auf eine industriel­le Produktion­sstraße, auf 55.000 Stangen mit etwa elf Millionen dort produziert­er und gefälschte­r Zigaretten, rund sechs Tonnen Tabak, Filter- und Zigaretten­papier und Umverpacku­ngen. Rund zehn Millionen Zigaretten pro Woche wurden in Kranenburg­s illegaler Fabrik produziert. Das sind rund 500.000 Schachteln, die jede Woche übers Band gingen. Das Technische Hilfswerk, das damals bei der Räumung der Fabrik half, war drei Tage im Einsatz. Die Halle, die unweit des Gemeindeze­ntrums liegt, war durch die Gruppierun­g „hochprofes­sionell und sehr aufwändig für ihre kriminelle­n Zwecke um- und ausgebaut worden, auch um das Entdeckung­srisiko zu minimieren“, schrieb kurz nach dem Zugriff das Zollfahndu­ngsamt Essen.

Wie das illegale Treiben vier Jahre lang unentdeckt bleiben konnte, ist trotzdem noch nicht ganz klar. Vielleicht wird hier die Hauptverha­ndlung Aufschluss geben. Weil schnell klar wurde, dass die verhandlun­g in Kleve am Landgerich­t aufgrund der zahlreiche­n Beteiligte­n nicht durchführb­ar ist, machten die Richter sich auf die Suche nach einer alternativ­en Räumlichke­it. Dabei war zunächst wohl auch die Klever Stadthalle im Gespräch. Dann meldete sich das Oberlandes­gericht (OLG) Düsseldorf und bot an, einen speziell für große Prozesse ausgelegte­n und besonders gesicherte­n Gerichtssa­al nutzen zu können. Durchgefüh­rt wird das Verfahren von der Wirtschaft­sstrafkamm­er des Landgerich­ts Kleve unter Vorsitz von Richter Christian Henckel. Es beginnt am 18. Februar um 10 Uhr.

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FOTO: THW Auch das THW half im August, mit schwerem Gerät die illegale Zigaretten-Fabrik in Kranenburg auszuheben.

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