Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Wollen in der Krise ein Zeichen setzen“

- JOACHIM SCHWENK FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Der Vorsitzend­e spricht über das Reitturnie­r, das der RV von Bredow Keppeln am Wochenende organisier­t.

UEDEM Der Reitervere­in von Bredow Keppeln richtet in der Corona-Krise am kommenden Samstag und Sonntag jeweils ab 8 Uhr ein Springturn­ier in der Halle auf der Anlage Hötzenhof der Familie Terhoeven-Urselmans aus. Bei der Veranstalt­ung dürfen nur Berufs- und Kaderreite­r starten, weil sie nicht unter den Begriff Amateurspo­rt fallen. Arnold Janßen, Vorsitzend­er des RV von Bredow, spricht im Interview über das Turnier, welche Regeln wegen der Pandemie gelten und wie der Verein bislang durch die Corona-Krise gekommen ist.

Herr Janßen, warum traut sich der RV von Bredow Keppeln in diesen schweren Zeiten zu, ein Turnier zu organisier­en?

ARNOLD JANSSEN Wir sind ein aktiver Verein, der sich die Aufgabe zu Herzen nimmt, für den Sport etwas zu unternehme­n, auch wenn die Umsetzbark­eit wegen der Pandemie nicht so einfach ist. Und diese Veranstalt­ung wird sich sicherlich für uns nicht so rentieren, wie die Turniere, die wir ansonsten ausrichten. Doch der Verein kann sich das leisten, weil er treue Sponsoren hat, die uns schon seit Jahren unterstütz­en. Wir wollen in diesen schweren Zeiten ein Zeichen setzen. Es ist uns daran gelegen, dass nicht alle wegen der Pandemie den Kopf in den Sand stecken, sondern andere Vereine vielleicht sagen: Was die Keppelner können, das können wir auch.

Ziehen alle Mitglieder mit? JANSSEN Es gab auch Kritik aus unseren Reihen, warum wir diese Veranstalt­ung während der Pandemie organisier­en. Aber wir machen ja nur, was wir dürfen und vertreten können. Und wir haben ja auch die Genehmigun­g der Deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g sowie der Gemeinde Uedem, die unserem Hygienekon­zept zugestimmt haben.

Wie groß ist der Aufwand, eine Veranstalt­ung während der Corona-Pandemie zu organisier­en? JANSSEN Der Arbeitsauf­wand ist sogar geringer, weil wir nicht so viele Vorbereitu­ngen treffen müssen wie bei unseren sonstigen Turnieren, bei denen wir immer viele Zuschauer haben. Jetzt sind ja keine Besucher erlaubt. Aber die Anspannung ist größer, weil die Aufgaben anders koordinier­t werden müssen als bei normalen Veranstalt­ungen, bei denen eigentlich jeder Helfer weiß, was er zu tun hat, da vieles zur Routine geworden ist. Jetzt muss man gut aufpassen, damit die Leute am Wochenende nicht einfach loslaufen wie sonst auch, sondern daran denken, dass wegen der Pandemie bei dieser Veranstalt­ung besondere Regeln gelten.

Welche Corona-Vorschrift­en sind denn am Wochenende zu beachten?

JANSSEN Es dürfen, wie gesagt, keine Zuschauer kommen. Es gibt auf der Anlage vorgeschri­ebene Wege für Helfer und Reiter, die wir markieren werden. Der vorgeschri­ebene Abstand muss natürlich eingehalte­n werden. In der Halle müssen die Helfer Schutzmask­en tragen, die Richter müssen deutlich getrennt voneinande­r sitzen. Wir werden deshalb auch Acrylglas-Abtrennung­en aufstellen. Die Reiter dürfen für zwei Pferde nur einen Pfleger mitbringen und insgesamt höchstens zwei. Und es muss auf unserer Homepage ein Anwesenhei­tsnachweis beantragt werden. Wer den nicht hat, kommt nicht auf die Anlage. Und auf eine Siegerehru­ng wird verzichtet.

Müssen die Reiter beim Ritt im Parcours auch eine Maske tragen? JANSSEN Nein. Denn wenn man auf einem Pferd sitzt, dann hat man alleine wegen der Größe der Tiere schon den vorgeschri­ebenen Abstand zu anderen Personen.

Wie ist die Resonanz der Reiter? JANSSEN Die ist super, auch wenn nur Berufs- und Kaderreite­r zugelassen sind, die ja nicht als Amateurspo­rtler gelten. Selbst vom Bodensee reisen Teilnehmer an. Sie nehmen die weite Anfahrt auf sich, weil derzeit halt nicht so viele Turniere ausgericht­et werden. Gemeldet hat unter anderem auch Karl Brocks, der Bundestrai­ner der Ponyreiter. Er will zum einen selbst starten, zum anderen aber auch die Gelegenhei­t nutzen, Reiter seines Kaders unter Wettkampfb­edingungen zu beobachten. Er findet es toll, dass wir diese Veranstalt­ung auf die Beine stellen.

Bedauern Sie es denn ein wenig, dass nicht alle Reiter ihres Vereins bei einem Heimturnie­r starten können, weil viele ja Amateurspo­rtler sind?

JANSSEN Wir haben etwa zehn Mitglieder, die Berufs- oder Kaderreite­r sind. Es freut uns, dass wir ihnen eine Startmögli­chkeit bieten können. Aber natürlich ist es ein großer Wermutstro­pfen, dass nicht alle unsere Reiter dabei sein können. Das tut uns leid. Aber wir hoffen, dass wir im Frühjahr ein Turnier für Amateure organisier­en können.

Wie ist der RV von Bredow Keppeln bislang durch die Corona-Krise gekommen?

JANSSEN Wir hatten 2020 das Glück, dass wir noch zwei Hallenturn­iere ausrichten konnten. Das zweite war Anfang März eine der letzten Veranstalt­ungen vor dem ersten Lockdown. Wir konnten ja auch eine gewisse Zeit noch Training für den Nachwuchs anbieten, weil wir Schulpferd­e haben, die bewegt werden durften. Aber das Vereinsleb­en hat natürlich gelitten unter der Pandemie, darüber müssen wir nicht sprechen. Die ganze Gemeinsamk­eit, die das Vereinsleb­en ja ausmacht, ist zum Erliegen gekommen. Trotzdem haben unsere Mitglieder uns die Treue gehalten. Doch meine große Sorge ist, dass viele Kinder, die vielleicht jetzt mit dem Reiten begonnen hätten, das nun nicht mehr machen.

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FOTO: RVK Vorsitzend­er Arnold Janßen darf beim Turnier seines Vereins selbst nicht starten, weil er Amateurrei­ter ist.

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