Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die häusliche Isolation der Schüler beenden
Je länger der Lockdown dauert, desto schwieriger wird es für viele Eltern und ihre Kinder. Arbeiten, Unterrichten, Lernen, Spielen und den Alltag zu organisieren in weitgehender sozialer Isolation bringt Familien zunehmend an ihre Grenzen. Psychologen und Sozialarbeiter wissen, wovon die Rede ist – ohne dass gleich das Kindeswohl gefährdet sein muss. Eine Perspektive täte dringend not. Das neue Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet in Nordrhein-Westfalen neuerdings auch in den Reihen der Landesregierung: Wechselmodell. Das heißt: Schulklassen sollen geteilt und entweder tage- oder wochenweise abwechselnd von ihren Lehrern wieder vor Ort unterrichtet werden. Das mag für viele geplagte Eltern fast wie eine Verheißung klingen. Bei näherer Betrachtung aber könnte es sie weniger entlasten als erhofft.
Denn Lehrkräfte würden sich bei den Modellen, wie sie jetzt angedacht sind, voraussichtlich nur mit jenem Teil der Klasse beschäftigen, der gerade in Präsenz unterrichtet wird. Der andere Teil der Schülergruppe muss seine Aufgaben komplett selbstständig erledigen. Was zumindest bei jüngeren Schülern heißt: Vater und Mutter springen als Lehrer ein. Wer mehrere Kinder in unterschiedlichen Klassen hat, könnte also weiterhin pausenlos gefordert sein. Damit wäre aus Elternsicht wenig gewonnen.
Die Kinder hingegen könnten dank des Wechselmodells der häuslichen Isolation entfliehen und Freunde treffen. Egal ob Grundschüler, Achtklässler oder Abiturient – dieses Argument wiegt schwer. Wenn die Ministerpräsidenten kommende Woche wieder mit der Kanzlerin über die nächsten Schritte beraten, wenn Virologen ihre Modellrechnungen präsentieren, dann sollten sie dieses Argument immer im Hinterkopf haben.
BERICHT FDP-MINISTER FÜR ÖFFNUNG DER SCHULEN, NRW