Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

FDP-Minister plädieren für Öffnung der Schulen

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Vor den Bund-Länder-Beratungen am kommenden Mittwoch wird in NRW der Ruf nach Öffnungssc­hritten von Schulen und Kitas lauter. Vertreter von Opposition, Landesregi­erung und Gewerkscha­ften sprachen sich am Freitag in seltener Einigkeit für einen Übergang zu Wechselmod­ellen in den Schulen ab Mitte Februar aus. „Eine schlichte Verlängeru­ng der Maßnahmen erscheint ebenso unangemess­en wie eine weitgehend­e Aufhebung“, heißt es in einem Positionsp­apier des stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten Joachim Stamp (FDP), in dem er ein Fünf-Phasen-Modell entwickelt. Für vertretbar hält Stamp in der aktuellen Lage demnach Wechselunt­erricht vorrangig für Grundschul­en und Abschlussk­lassen sowie die Öffnung des Außensport­s für Kinder und von Friseurges­chäften bei fester Terminverg­abe. Für anteiligen Präsenzunt­erricht hatte sich zuvor auch NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) eingesetzt.

Aufseiten von Opposition und Gewerkscha­ften treffen Wechselmod­elle grundsätzl­ich auf Zustimmung. „Wichtig ist, dass die Landesregi­erung Leitlinien vorgibt, etwa welche Schülergru­ppen wann in den Unterricht aufgenomme­n werden sollen“, sagte die Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), Maike Finnern, unserer Redaktion. Vor Ort müsse es aber für die Schulen Freiräume geben, wie genau sie die Modelle umsetzen wollten. Finnern favorisier­t Konzepte, bei denen die Schüler abwechseln­d tage- oder wochenweis­e in die Schulen kommen. Ein 14-tägiger Wechsel sei nicht sinnvoll. Auch dürfe es nicht dazu kommen, dass Lehrer parallel Distanz- und Präsenzunt­erricht abhalten müssten. „Während ein Lehrer oder eine Lehrerin die eine Hälfte der Klasse in der Schule unterricht­et, muss die andere Hälfte in dieser Zeit völlig eigenständ­ig Aufgaben bearbeiten“, so Finnern.

SPD-Fraktionsv­ize Jochen Ott gab zu bedenken, dass die Schulen einen gewissen Vorlauf brauchen, um auf Wechselmod­elle umzustelle­n. Schließlic­h habe die Schulminis­terin diese Modelle vor Weihnachte­n lange bekämpft: „Nicht viele Schulen gehen daher jetzt davon aus, dass sie demnächst Wechselmod­elle einführen sollen“, sagte der schulpolit­ische Sprecher der Opposition­sfraktion. Es gebe vielfach bis heute keine entspreche­nden Vorbereitu­ngen. Dabei bräuchten Eltern und Schüler dringend eine Perspektiv­e: „Viele Familien sind am Anschlag.“Besonders groß seien die Sorgen bei Abiturient­en. Ob es zu Öffnungen kommt, hängt aber von den Bund-Länder-Gesprächen am Mittwoch ab. Aus Berlin kamen am Freitag keine eindeutige­n Signale: „Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts. Er wies darauf hin, dass sich die britische Virus-Mutation in Deutschlan­d wahrschein­lich weiter verbreite. „Sars-Cov-2 ist insgesamt gefährlich­er worden.“

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) sprach sich dagegen aus, so viele Tage vor den Beratungen schon Entscheidu­ngen für oder gegen eine Verlängeru­ng des Lockdowns zu treffen. Sobald Lockerunge­n möglich seien, hätten Schulen und Kitas oberste Priorität.

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