Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
FDP-Minister plädieren für Öffnung der Schulen
DÜSSELDORF Vor den Bund-Länder-Beratungen am kommenden Mittwoch wird in NRW der Ruf nach Öffnungsschritten von Schulen und Kitas lauter. Vertreter von Opposition, Landesregierung und Gewerkschaften sprachen sich am Freitag in seltener Einigkeit für einen Übergang zu Wechselmodellen in den Schulen ab Mitte Februar aus. „Eine schlichte Verlängerung der Maßnahmen erscheint ebenso unangemessen wie eine weitgehende Aufhebung“, heißt es in einem Positionspapier des stellvertretenden Ministerpräsidenten Joachim Stamp (FDP), in dem er ein Fünf-Phasen-Modell entwickelt. Für vertretbar hält Stamp in der aktuellen Lage demnach Wechselunterricht vorrangig für Grundschulen und Abschlussklassen sowie die Öffnung des Außensports für Kinder und von Friseurgeschäften bei fester Terminvergabe. Für anteiligen Präsenzunterricht hatte sich zuvor auch NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) eingesetzt.
Aufseiten von Opposition und Gewerkschaften treffen Wechselmodelle grundsätzlich auf Zustimmung. „Wichtig ist, dass die Landesregierung Leitlinien vorgibt, etwa welche Schülergruppen wann in den Unterricht aufgenommen werden sollen“, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, unserer Redaktion. Vor Ort müsse es aber für die Schulen Freiräume geben, wie genau sie die Modelle umsetzen wollten. Finnern favorisiert Konzepte, bei denen die Schüler abwechselnd tage- oder wochenweise in die Schulen kommen. Ein 14-tägiger Wechsel sei nicht sinnvoll. Auch dürfe es nicht dazu kommen, dass Lehrer parallel Distanz- und Präsenzunterricht abhalten müssten. „Während ein Lehrer oder eine Lehrerin die eine Hälfte der Klasse in der Schule unterrichtet, muss die andere Hälfte in dieser Zeit völlig eigenständig Aufgaben bearbeiten“, so Finnern.
SPD-Fraktionsvize Jochen Ott gab zu bedenken, dass die Schulen einen gewissen Vorlauf brauchen, um auf Wechselmodelle umzustellen. Schließlich habe die Schulministerin diese Modelle vor Weihnachten lange bekämpft: „Nicht viele Schulen gehen daher jetzt davon aus, dass sie demnächst Wechselmodelle einführen sollen“, sagte der schulpolitische Sprecher der Oppositionsfraktion. Es gebe vielfach bis heute keine entsprechenden Vorbereitungen. Dabei bräuchten Eltern und Schüler dringend eine Perspektive: „Viele Familien sind am Anschlag.“Besonders groß seien die Sorgen bei Abiturienten. Ob es zu Öffnungen kommt, hängt aber von den Bund-Länder-Gesprächen am Mittwoch ab. Aus Berlin kamen am Freitag keine eindeutigen Signale: „Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts. Er wies darauf hin, dass sich die britische Virus-Mutation in Deutschland wahrscheinlich weiter verbreite. „Sars-Cov-2 ist insgesamt gefährlicher worden.“
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sprach sich dagegen aus, so viele Tage vor den Beratungen schon Entscheidungen für oder gegen eine Verlängerung des Lockdowns zu treffen. Sobald Lockerungen möglich seien, hätten Schulen und Kitas oberste Priorität.