Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Geldern gibt Bibern was zum Knabbern
Seit Dezember tauchen vermehrt Biss-Spuren rund um den Rayerssee auf, auch eine Pappel ist umgestürzt. Die Stadt versucht, die Hölzer zu schützen und lässt extra Weiden pflanzen, die den Tieren als Nahrungsquelle dienen sollen.
GELDERN Der Übeltäter ist mal wieder untergetaucht. Tagsüber verzieht er sich in seinen Bau und verschläft die meiste Zeit. Erst in der Dämmerung traut er sich nach draußen. Markus Tandler und Bernd Thekook vom Angelsportverein Rayerssee berichten jedenfalls, dass sie in den vergangenen Monaten gleich mehrere Biber auf dem Gewässer beobachtet haben wollen.
Vor etwa drei Jahren hat sich der Nager am See einquartiert. Seit Dezember ist er wieder extrem aktiv. Frische Biss-Spuren finden sich am nördlichen und östlichen Ufer des Sees. Dort hat er unter anderem eine Pappel mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern gefällt. Der Baum kippte zur Wegseite und musste vom städtischen Bauhof in Stücke gesägt werden, damit niemand darüber fällt. Sogar an Harthölzer traut er sich heran. Von einigen Bäumen wurde auch nur die Rinde abgenagt.
„Sehr professionell sieht das alles nicht aus“, meint Hermann-Josef Windeln von der Nabu-Ortsgruppe Issum-Geldern trocken. Er geht davon aus, dass es das Werk von Jungtieren sein könnte, die noch nicht so viel Übung haben. Das deckt sich auch mit den Beobachtungen, die Christian Kronenberg von der Abteilung für Grünflächenund Friedhofsverwaltung der Stadt Geldern bei einem Spaziergang um den See gemacht hat. Er geht von einem Elternpaar und zwei bis drei Jungtieren aus. Noch bis März sei Paarungszeit. „Könnte also durchaus sein, dass wir im Frühjahr oder Sommer mit noch mehr Tieren rechnen müssen.“
Vor gut einem Jahr hatten die Nager einige Schäden angerichtet. Zum Beispiel hatten sie an einer Stelle so tief gegraben, dass der Weg, der um den See herumführt, punktuell um 40 Zentimeter abgesackt war und mit Kies und Sand wiederaufgefüllt werden musste. Ganz so schlimm ist es diesmal nicht, „aber da wir noch länger mit dem Biber zusammenleben wollen, brauchen wir eine Lösung, die für beide Seiten vernünftig ist“, sagt Kronenberg.
Eine Idee ist, ihn von den Eichen, Pappeln und Buchen fernzuhalten. Dafür wurden bereits neun Bäume mit dunkelgrünen Gittermatten aus 1,3 Millimeter dickem Eisengeflecht
auf einer Höhe von einem Meter umwickelt. „Ob die Maßnahme erfolgreich ist, wird sich erst in ein paar Wochen zeigen“, sagt Kronenberg. Biber hätten ziemlich scharfe und vor allem harte Zähne. „Kann sein, dass sie sich durch das Gitter beißen. Dann würden wir es mit einer dickeren, verzinkten Matte versuchen“, sagt Kronenberg.
Andererseits wolle man die Nager nicht vertreiben. Biber sind Vegetarier und bevorzugen Pflanzen, Kräuter und Knospen. Mit zusätzlichen
Weiden versucht die Stadt, ihnen ein alternatives Nahrungsangebot zu schaffen. Am Donnerstag rückten Mitarbeiter des Landschaftsbaus Bloemen aus Aengenesch mit einem Bagger an, um an zehn Stellen rund um den See bis zu ein Meter tiefe Löcher zu bohren. Dort hinein werden Weidensteckhölzer gesteckt, die dann Wurzeln schlagen sollen. Rund 300 Stück an der Zahl. Das ökologische Verfahren stammt aus der Ingenieurbiologie. Gepflanzt werden die Weiden im Abstand von 50 Zentimetern. Vorteil: Weiden sind nicht besonders teuer und wachsen sehr schnell.
Die ganze Maßnahme habe bislang weniger als 5000 Euro gekostet, sagt Kronenberg, plus 250 Euro für die Matten. Für den Baumschnitt sei dann der Biber zuständig.