Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Seniorin nicht über Infektion nebenan informiert
KEVELAER (zel) Im Wohnstift St. Marien kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Die zweite Untersuchung aller Bewohner und Mitarbeiter hat ergeben, dass zwölf Bewohner weiter mit dem Corona-Virus infiziert sind. Zwei Senioren davon sind im Krankenhaus. Vom Personal sind zwei Personen infiziert. Immerhin haben sich keine Bewohner neu infiziert. Zwei Infizierte gelten als genesen, eine Frau ist gestorben. Zudem wurde in einem Fall die britische Mutation des Virus nachgewiesen. In der kommenden Woche sollen alle Senioren und Mitarbeiter ein drittes Mal getestet werden. Die Quarantäne wurde bis zum 10. Februar verlängert.
Verwundert ist mancher, dass die Quarantäne nur für den eigentlichen Wohnstift selbst gilt. Zum Komplex in der Luxemburger Galerie gehören aber auch separate Wohnungen. In einer lebt eine ältere Dame, die nur zufällig bei einem Besuch ihrer Bank erfahren habe, dass es nebenan zahlreiche Corona-Fälle gegeben hat. Sie sei aus allen Wolken gefallen und seitdem sehr verunsichert, berichtet ein Mann, der sich um die Seniorin kümmert. Er fragt sich: „Wieso hat die Frau niemand informiert? Es kann doch nicht sein, dass sie von niemandem gewarnt wird.“Die Frau habe auch immer die Kapelle besucht, die einen Zugang vom privaten Bereich sowie vom Wohnstift habe.
Er hat auch den Deutschen Orden angeschrieben, der Träger der Einrichtung ist. Dieser verweist darauf, dass für Information und Kontaktnachverfolgung die Behörden zuständig sind. Vom Kreis Kleve heißt es, dass man sich nur an Personen wende, die als Kontaktperson angegeben werden. Es gehe nicht darum, Nachbarn zu informieren, sondern Menschen zu benachrichtigen, die Kontakt mit Infizierten hatten. Auch in einem Mehrfamilienhaus werde nicht jeder informiert. Angesprochen werde nur der, der als Kontakt angegeben werde. Es kann also durchaus sein, dass der Nachbar direkt nebenan gar nichts von einer Infektion weiß, weil es keinen Kontakt gab.
Die Zeit in der Quarantäne ist weder für Senioren noch für die Mitarbeiter des Wohnstift einfach. „Um unseren Senioren die Wartezeit zu verkürzen, haben sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allerhand einfallen lassen“, so Stiftsdirektorin Christiane Hüls. „Der Soziale Dienst hat eine extra Zeitung mit vielen Rätseln, Ideen zum Zeitvertreib sowie Gymnastikübungen erstellt.“