Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Filmreife Flucht vor Polizei und Zoll

Prozess in Paderborn: Fünf mutmaßlich­e Drogenkuri­ere waren mit dem Auto in Weeze gestartet.

- VON ULRICH PFAFF

WEEZE/PADERBORN Zollbeamte und Polizisten mussten sich im Juni im Paderborne­r Land eine Verfolgung­sjagd mit mutmaßlich­en Drogenkuri­eren liefern. Fünf Männer stehen deshalb jetzt vor dem Landgerich­t in Paderborn. Es geht um 40 Kilogramm Betäubungs­mittel und eine scharfe Pistole. Gestartet war die Fuhre in Weeze.

Dort lebt einer der Angeklagte­n: Der 27-Jährige ging dort nicht nur bis etwa ein halbes Jahr vor der Festnahme einer geregelten Arbeit als Maschinenf­ührer nach, sondern hatte auch eine Halle angemietet, in der Autos zum Abtranspor­t nach Polen abgestellt wurden – aber vielleicht nicht nur dazu.

Nach einer spektakulä­ren Verfolgung­sjagd durch Zoll und Polizei waren die fünf Männer am späten Nachmittag des 16. Juni vergangene­n Jahres in der Nähe von Büren festgenomm­en worden. In einem rechtsgele­nkten Audi A8, mit dem zwei Insassen vor einer Kontrolle auf der A 44 geflohen waren, fand die Polizei die beachtlich­e Menge von 40 Kilogramm Marihuana, Haschisch und der synthetisc­hen Droge MDMA – in einem VW Bulli saßen drei weitere Männer, die offenbar versucht hatten, die am Ende zu Fuß flüchtende­n Audi-Insassen aufzunehme­n. Alle fünf stehen seit Dezember in Paderborn vor dem Landgerich­t wegen Drogenhand­els.

Nur einer von ihnen, ein 25 Jahre alter Kampfsport­ler, hat bisher gestanden, etwas mit den Drogen zu tun gehabt zu haben. Die anderen vier hingegen erklärten, Hintergrun­d der Fahrt sei ein ganz normaler Autohandel gewesen: Der Audi habe von Weeze nach Polen gefahren werden sollen. Tatsächlic­h fand der Zoll in der Fahrzeugha­lle des 27-Jährigen aus Weeze zwei nicht fahrbereit­e Autos – und etwas mehr: In einem Mazda entdeckten die Beamten etwa 100 Gramm Haschisch sowie präpariert­e mutmaßlich­e Drogenvers­tecke, in einem VW Passat – dessen auf Video festgehalt­ene umständlic­he Öffnung durch einen örtlichen Schlüsseld­ienst für allgemeine Erheiterun­g im Gerichtssa­al sorgte – eine scharfe 9-mm-Pistole mit fünf Schuss Munition sowie Plastiktüt­en mit Anhaftunge­n von Drogenrest­en. Allerdings geben alle vier Männer an, nichts davon gewusst zu haben. Ein 41-jähriger Angeklagte­r will zwar den Karton angefasst haben, der im Kofferraum des Audi gefunden wurde und der voller Drogen war: Aber nur, weil er darin nach Werkzeug gesucht habe. Der Mann, der ihn gebeten habe, nach dem nicht ganz taufrische­n Audi zu sehen, ist ein 27 Jahre alter Autohändle­r aus Polen, der die ganzen Pkw-Geschäfte betrieben und in Weeze eine Art temporären Stützpunkt gehabt haben soll: Er war Beifahrer im Audi, als der Kampfsport­ler am Steuer dem Zoll ausbüxte – und weiß nach eigenen Angaben nur etwas von einer Tüte „Gras“im Fußraum. Der 27-Jährige aus Weeze sagt, er habe seine Halle dem Händler zum Unterstell­en überlassen. Er sei mit den anderen im VW Bulli hinter dem Audi hergefahre­n, falls dieser unterwegs liegen bleibe. Sie alle eint eines: Ihre DNA findet sich auf diversen sichergest­ellten Gegenständ­en, vor allem auf Fingerling­en aus der Halle und – im Falle des 41-Jährigen – auch auf dem Drogenkart­on. Der fünfte Mann, ein 45 Jahre alter Autoverlei­her, ist der Einzige, von dem nirgendwo eine DNASpur gefunden wurde.

Noch im Februar will die 1. Große Strafkamme­r zu einem Urteil kommen.

Im Audi A8 fand die Polizei 40 Kilogramm Marihuana, Haschisch und der synthetisc­hen Droge MDMA

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