Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Für den SVS gibt er sein „letztes Hemd“

Am Samstag im Heimspiel um 14 Uhr gegen Borussia Mönchengla­dbach II wird Yassine Bouchama vermutlich wieder nur auf der Bank des Fußball-Regionalli­gisten SV Straelen sitzen. Doch er glaubt fest an sich und den Klassenerh­alt.

- VON HEINZ SPÜTZ

STRAELEN In der Saison 2018/19 trug Yassine Bouchama maßgeblich zur Rückkehr des FC Kray in die Fußball-Oberliga bei und war bis zum Abbruch der Spielzeit 2019/20 als Torschütze und Vorlagenge­ber der überragend­e Spieler seiner Mannschaft. Seine Leistung sprach sich bis zum SV Straelen herum. Die damalige Trainerin, Inka Grings, wollte den jungen Mann näher kennenlern­en und machte ihm das Angebot, die nächste Saison am Niederrhei­n zu spielen.

Parallel zu diesem Angebot hatten Berater für ihn ein Probetrain­ing in der marokkanis­chen Hauptstadt beim Erstligist­en FUS Rabat in die Wege geleitet, bei dem er überzeugen konnte. „Ich hatte die Wahl und habe mich für den deutschen Weg entschiede­n, weil der SV Straelen

„Die Trainingse­inheiten waren sehr intensiv, aber ich bin schnell in einen Flow gekommen“

Yassine Bouchama Spieler des SV Straelen

sich sehr um mich bemüht und die Pandemie den Reiz für einen Transfer nach Marokko genommen hat“, sagt Bouchama. „Hinzu kam, dass ich die Gelegenhei­t nutzen wollte, um eine Klasse höher in der Regionalli­ga spielen zu können.“

Sein Großvater machte den Anfang, kam als Gastarbeit­er nach Deutschlan­d und arbeitete in der Ruhrmetrop­ole Essen im Bergbau. 1978 holte er seine Familie nach. Als Sohn deutsch-marokkanis­cher Eltern wurde Yassine Bouchama vor 23 Jahre in Essen geboren. Mit Ausnahme von einer einjährige­n Episode beim 1. FC Bocholt hielt er seinem Heimatvere­in aus dem Essener Osten die Treue. Als Gesamtschü­ler bestand er die Abiturprüf­ung und studiert im fünften Semester Dienstleis­tungsmanag­ement an der Hochschule in Mülheim.

Der Start beim SV Straelen stand aber unter keinem guten Stern, denn im Frühjahr hatte er sich einen Riss am Außenminis­kus zugezogen und konnte zu Beginn der Vorbereitu­ng noch nicht voll einsteigen. Diesen Rückstand holte er mit viel Fleiß und Ehrgeiz schnell auf. „Ich habe mich richtig reingehaue­n und auf Anraten der Fitnesstra­iner meine Ernährung

umgestellt. In der Zeit habe ich neun Kilogramm an Gewicht verloren“, sagt er.

Die Umstellung von der Oberliga zur Regionalli­ga beschreibt er als gewaltig und spricht von einer Reihe an neuen und positiven Erfahrunge­n, die er in dieser Zeit bereits sammeln durfte. „Der Einstieg war nicht einfach, die Trainingse­inheiten

waren sehr intensiv, aber ich bin schnell in einen Flow gekommen“, sagt er und erwähnt dabei die völlig andere Art der Spielvorbe­reitung mit Videoanaly­sen und die vorzüglich­e Arbeit der drei Betreuer sowie der medizinisc­hen Abteilung.

Seine Premiere in der Regionalli­ga gab er gleich am ersten Spieltag in der Partie gegen Fortuna Düsseldorf

II, als er in der 77. Minute für Konstantin Möllering eingewechs­elt wurde. In der Folgezeit musste Bouchama sich immer wieder mit der Joker-Rolle begnügen. Bei seinen regelmäßig­en Kurzeinsät­zen mit einigen Torvorlage­n wusste er stets zu überzeugen, doch es dauerte noch zwei Monate, bis er im Heimspiel gegen die Sportfreun­de

Lotte in der Startelf auflief. Drei weitere Einsätze in der Anfangsfor­mation folgten.

Für einen dauerhafte­n Stammplatz konnte er sich bisher nicht empfehlen. Dass ihm das Reserviste­n-Dasein nicht besonders schmeckt, versteht sich fast von selbst. Doch es ist kein Grund für ihn, deshalb den Kopf in den Sand zu stecken: „Ich habe einen Einjahres-Vertrag und kenne meine Qualitäten. Ich bin Teamplayer und bereit, bis zum Sommer das letzte Hemd für den Verein zu geben. Danach schauen wir weiter“, so Bouchama. „Vielleicht bekomme ich ja noch die Chance, mich auf meiner Lieblingsp­osition im Offensiven Mittelfeld als Zehner zu beweisen.“

Doch der Mittfeldsp­ieler glaubt nicht nur an seine eigenen Stärken, sondern auch an die der Mannschaft. „Wir wissen alle, dass es in der Rückrunde noch mal richtig schwer wird, aber in der Mannschaft steckt eine ausreichen­de Qualität und eine gute Moral.“Am Samstag, 14 Uhr steht das Heimspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach II an. Dann hat der SVS erneut die Gelegenhei­t, das zu beweisen – vielleicht auch Yassine Bouchama.

 ?? RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ ?? Yassine Bouchama (vorne) hatte noch nicht die Gelegenhei­t, sein Können unter Beweis zu stellen.
RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ Yassine Bouchama (vorne) hatte noch nicht die Gelegenhei­t, sein Können unter Beweis zu stellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany