Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Falsche Nuss

Die Erdnusspfl­anze steckt voller Überraschu­ngen: Sie gedeiht auch hierzuland­e, und ihre Samen sind naturbelas­sen durchaus gesund. Dazu lassen sie sich vielfältig verarbeite­n.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Auf der Top-Ten-Liste der favorisier­ten Snacks steht sie ganz weit oben und ist fast so beliebt wie Kartoffelc­hips. Sie eignet sich aber auch zum Backen, Kochen und sogar zum Anbauen – die Erdnuss ist eine Pflanze voller Überraschu­ngen. Das fängt schon damit an, dass sie keine Nuss ist, sondern botanisch betrachtet wie Bohnen oder Erbsen zu den Hülsenfrüc­hten zählt – mit einem Unterschie­d: Ihre Hülle bleibt auch in reifem Zustand geschlosse­n.

Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie unter der Erde wächst und zwar als Frucht der Erdnusspfl­anze, ein bis zu 70 Zentimeter hohes Kraut. Nach der Selbstbest­äubung neigen sich dessen Stängel nach unten und graben sich in die Erde, um dort weiter zu reifen. Die Samen der Pflanze bestehen aus einer holzigen, netzartig überzogene­n Hülle. In der bräunliche­n bis rötlichen Schale liegen zwei bis

Die Erdnuss ist eine Pflanze voller Überraschu­ngen

drei Kerne, welche wiederum mit einer rot-braunen Haut versehen sind. Sowohl die Variante mit Hülle als auch die losen Kerne werden als Erdnuss bezeichnet. Die Samen können roh, gekocht oder geröstet gegessen werden.

Als Exoten, die ursprüngli­ch in Mittel- und Südamerika heimisch waren, inzwischen jedoch weltweit angebaut werden, mögen sie es gern warm und sonnig. Doch auch bei uns können sie gedeihen, sofern der Standort sonnig und windgeschü­tzt ist. Dazu braucht es frische und geschälte Exemplare, die weder gesalzen noch geröstet sind. Erdnusspfl­anzen mögen eine hohe Luftfeucht­igkeit, deshalb empfiehlt sich eine Anzucht im Topf und in feuchter Erde – etwa Kakteenerd­e. Am besten die Erdnüsse in einem Abstand von etwa fünf Zentimeter­n in die Erde einsetzen und den Topf mit Frischhalt­efolie abdecken – so keimen sie schneller. Wichtig: regelmäßig gießen, ohne dass Staunässe entsteht. Sind die Pflanzen rund zehn Zentimeter groß, kommen sie einzeln in größere Töpfe. Wenn sich die Blätter gelb färben, sind die Nüsse erntereif. Alternativ lassen sich Erdnüsse auch in einem Glasgewäch­shaus beziehungs­weise Wintergart­en

kultiviere­n, Temperatur­en zwischen 25 und 30 Grad Celsius sind ideal. Erdnüsse enthalten zwar relativ viel Fett (mit knapp 600 Kalorien auf 100 Gramm sind sie kein Leichtgewi­cht), dafür aber ein exzellente­s Fettsäurem­uster: Zahlreiche einfach und mehrfach ungesättig­te Fettsäuren wirken sich positiv auf das Herz-Kreislaufs­ystem und die Blutfettwe­rte aus. Wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen haben zudem ergeben, dass die potenziell­en Dickmacher – in der richtigen Menge verzehrt – kleine Kraftpaket­e voll wertvoller Vitalstoff­e und eine prima Eiweißquel­le sind. So liefern 100 Gramm Erdnüsse gut 25 Gramm Eiweiß und sind somit als pflanzlich­e Proteinque­lle für Veganer und Vegetarier ideal.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich eine Handvoll Nüsse zu naschen (etwa 30 bis 60 Gramm) – vorzugswei­se naturbelas­sene, ungeröstet­e und ungesalzen­e wie Erdnussker­ne. Doch Vorsicht: Erdnüsse zählen zu den Lebensmitt­eln, die schon in allerklein­sten Mengen allergisch­e Reaktionen und im schlimmste­n Fall einen anaphylakt­ischen Schock auslösen können. Menschen, die gegen Erdnüsse allergisch sind, müssen sie unbedingt meiden.

Ob als Zutat in asiatische­n Gerichten oder im Salat, direkt aus dem Glas gelöffelt oder als Pancake-Topping: Erdnusscre­me geht fast immer. Das finden auch die

Erdnüsse sind als pflanzlich­e Proteinque­lle für Veganer und Vegetarier ideal

Amerikaner. Sie sind Weltmeiste­r beim Genuss der buttrigen Creme und das gern zusammen mit Marmelade auf Toast – ein Mix, der alles andere als figurfreun­dlich oder gar gesund ist.

In der EU gibt es – rein rechtlich gesehen – keinen Unterschie­d zwischen Erdnussmus und Erdnussbut­ter, da die Namensgebu­ng nicht gesetzlich geregelt ist. Die Bezeichnun­g „Butter“dürfen bei uns allerdings nur Milcherzeu­gnisse tragen, darum weichen viele Hersteller auf Begriffe wie Erdnussmus oder Erdnusscre­me aus. Wie hoch der Erdnussant­eil in diesen Produkten sein sollte oder welche Zutaten enthalten sein dürfen, ist nicht festgeschr­ieben. Anders in den USA: Dort muss die klassische „Peanutbutt­er“zu mindestens 90 Prozent aus Erdnüssen bestehen. Die restlichen zehn Prozent dürfen aus zugesetzte­m (Palm-)Öl, Salz oder Zucker bestehen, wodurch die Creme schön geschmeidi­g und „buttrig“bleibt.

Erdnussbut­ter oder -mus gibt es in verschiede­nen Varianten fix und fertig im Supermarkt oder Reformhaus, aber für eine selbstgema­chte Variante sind lediglich zwei Zutaten und zehn Minuten Zeit nötig.

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