Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Falsche Nuss
Die Erdnusspflanze steckt voller Überraschungen: Sie gedeiht auch hierzulande, und ihre Samen sind naturbelassen durchaus gesund. Dazu lassen sie sich vielfältig verarbeiten.
Auf der Top-Ten-Liste der favorisierten Snacks steht sie ganz weit oben und ist fast so beliebt wie Kartoffelchips. Sie eignet sich aber auch zum Backen, Kochen und sogar zum Anbauen – die Erdnuss ist eine Pflanze voller Überraschungen. Das fängt schon damit an, dass sie keine Nuss ist, sondern botanisch betrachtet wie Bohnen oder Erbsen zu den Hülsenfrüchten zählt – mit einem Unterschied: Ihre Hülle bleibt auch in reifem Zustand geschlossen.
Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie unter der Erde wächst und zwar als Frucht der Erdnusspflanze, ein bis zu 70 Zentimeter hohes Kraut. Nach der Selbstbestäubung neigen sich dessen Stängel nach unten und graben sich in die Erde, um dort weiter zu reifen. Die Samen der Pflanze bestehen aus einer holzigen, netzartig überzogenen Hülle. In der bräunlichen bis rötlichen Schale liegen zwei bis
Die Erdnuss ist eine Pflanze voller Überraschungen
drei Kerne, welche wiederum mit einer rot-braunen Haut versehen sind. Sowohl die Variante mit Hülle als auch die losen Kerne werden als Erdnuss bezeichnet. Die Samen können roh, gekocht oder geröstet gegessen werden.
Als Exoten, die ursprünglich in Mittel- und Südamerika heimisch waren, inzwischen jedoch weltweit angebaut werden, mögen sie es gern warm und sonnig. Doch auch bei uns können sie gedeihen, sofern der Standort sonnig und windgeschützt ist. Dazu braucht es frische und geschälte Exemplare, die weder gesalzen noch geröstet sind. Erdnusspflanzen mögen eine hohe Luftfeuchtigkeit, deshalb empfiehlt sich eine Anzucht im Topf und in feuchter Erde – etwa Kakteenerde. Am besten die Erdnüsse in einem Abstand von etwa fünf Zentimetern in die Erde einsetzen und den Topf mit Frischhaltefolie abdecken – so keimen sie schneller. Wichtig: regelmäßig gießen, ohne dass Staunässe entsteht. Sind die Pflanzen rund zehn Zentimeter groß, kommen sie einzeln in größere Töpfe. Wenn sich die Blätter gelb färben, sind die Nüsse erntereif. Alternativ lassen sich Erdnüsse auch in einem Glasgewächshaus beziehungsweise Wintergarten
kultivieren, Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius sind ideal. Erdnüsse enthalten zwar relativ viel Fett (mit knapp 600 Kalorien auf 100 Gramm sind sie kein Leichtgewicht), dafür aber ein exzellentes Fettsäuremuster: Zahlreiche einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren wirken sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem und die Blutfettwerte aus. Wissenschaftliche Untersuchungen haben zudem ergeben, dass die potenziellen Dickmacher – in der richtigen Menge verzehrt – kleine Kraftpakete voll wertvoller Vitalstoffe und eine prima Eiweißquelle sind. So liefern 100 Gramm Erdnüsse gut 25 Gramm Eiweiß und sind somit als pflanzliche Proteinquelle für Veganer und Vegetarier ideal.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich eine Handvoll Nüsse zu naschen (etwa 30 bis 60 Gramm) – vorzugsweise naturbelassene, ungeröstete und ungesalzene wie Erdnusskerne. Doch Vorsicht: Erdnüsse zählen zu den Lebensmitteln, die schon in allerkleinsten Mengen allergische Reaktionen und im schlimmsten Fall einen anaphylaktischen Schock auslösen können. Menschen, die gegen Erdnüsse allergisch sind, müssen sie unbedingt meiden.
Ob als Zutat in asiatischen Gerichten oder im Salat, direkt aus dem Glas gelöffelt oder als Pancake-Topping: Erdnusscreme geht fast immer. Das finden auch die
Erdnüsse sind als pflanzliche Proteinquelle für Veganer und Vegetarier ideal
Amerikaner. Sie sind Weltmeister beim Genuss der buttrigen Creme und das gern zusammen mit Marmelade auf Toast – ein Mix, der alles andere als figurfreundlich oder gar gesund ist.
In der EU gibt es – rein rechtlich gesehen – keinen Unterschied zwischen Erdnussmus und Erdnussbutter, da die Namensgebung nicht gesetzlich geregelt ist. Die Bezeichnung „Butter“dürfen bei uns allerdings nur Milcherzeugnisse tragen, darum weichen viele Hersteller auf Begriffe wie Erdnussmus oder Erdnusscreme aus. Wie hoch der Erdnussanteil in diesen Produkten sein sollte oder welche Zutaten enthalten sein dürfen, ist nicht festgeschrieben. Anders in den USA: Dort muss die klassische „Peanutbutter“zu mindestens 90 Prozent aus Erdnüssen bestehen. Die restlichen zehn Prozent dürfen aus zugesetztem (Palm-)Öl, Salz oder Zucker bestehen, wodurch die Creme schön geschmeidig und „buttrig“bleibt.
Erdnussbutter oder -mus gibt es in verschiedenen Varianten fix und fertig im Supermarkt oder Reformhaus, aber für eine selbstgemachte Variante sind lediglich zwei Zutaten und zehn Minuten Zeit nötig.