Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Senioren können Impftermine nachholen
Viele Impfkandidaten, aber auch Mitarbeiter schafften es wegen des Winterwetters am ersten Tag nicht in eines der 53 Impfzentren in NRW. Land und Kassenärztliche Vereinigungen reagieren mit einer pragmatischen Lösung.
DÜSSELDORF Der heftige Wintereinbruch in Teilen Nordrhein-Westfalens hat den Start der Immunisierungen in den Corona-Impfzentren beeinträchtigt. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte bereits am Mittag angekündigt, er habe sich mit den Präsidenten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) darauf verständigt, dass Senioren, die ihren Impftermin wegen des Wetters verpasst hätten, ihn pragmatisch in den kommenden Tagen nachholen könnten. Dafür sei kein Anruf nötig. Die Impflinge sollten sich lediglich an die vorgegebene Uhrzeit halten, damit es nicht um 14 Uhr mit Öffnung der Zentren zu einem Massenandrang komme. Laumann zufolge ist dieses Entgegenkommen auch für die kommenden Tage geplant. „Wir machen das ganz pragmatisch und den Leuten zugewandt“, sagte der Minister.
Eine Sprecherin der KV Westfalen-Lippe erklärte, natürlich werde auch in den nächsten Tagen noch einiges an Flexibilität und Anpassungen mit Blick auf die Abläufe und Prozesse nötig sein, um Terminverschiebungen und dergleichen aufzufangen. Man sei aber guter Dinge. In Einzelfällen habe es personelle Schwierigkeiten aufgrund der Witterungslage gegeben. „Diese konnten aber geklärt werden.“Die Impfkandidaten müssten sich aufgrund der Terminverschiebungen gegebenenfalls auf längere Wartezeiten einstellen. „Wenn wir jedoch wissen, wie viele Bürger heute nicht gekommen sind und damit den zusätzlichen Aufwand für die nächsten Tage einschätzen können, werden wir die Abläufe bestmöglich anpassen“, so die KV-Sprecherin. Die Terminvergabe laufe mittlerweile besser, die meisten technischen Störungen hätten behoben werden können.
Bei der KV Nordrhein hieß es, der Betriebsbeginn der Impfzentren sei gelungen. Doch auch hier sagte ein Sprecher: „Die witterungsbedingte Verschiebung könnte in den kommenden Tagen theoretisch zu einem etwas verdichteten Ablauf führen – dies lässt sich aber nicht seriös auf alle Standorte projizieren.“Grundsätzlich sei bereits vorab ein ausreichender zeitlicher Puffer eingeplant worden. Die KV Nordrhein kündigte an, das Online-Buchungssystem werde zügig angepasst. Künftig sollen etwa Buchungen gemeinsamer Impftermine für Paare möglich sein.
Landesweit haben am Montag 53 Zentren die Arbeit aufgenommen. Dort werden die nicht in Pflegeheimen lebenden Senioren ab 80 Jahren zuerst geimpft. „Es ist gut, dass es mit dem Impfen in den Zentren jetzt endlich losgeht“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Josef Neumann. „Das ist ein großer Hoffnungsschimmer für uns alle. Ich hoffe jedoch auch, dass die Landesregierung ihre Impfstrategie noch einmal überdenkt und verstärkt auch die Hausärzte und mobile Impfteams mit einbezieht.“Das wäre für viele Betroffene eine echte Erleichterung, so Neumann.
Eine Änderung der Impfstrategie gibt es bereits: In NRW können sich jetzt auch ein Teil der Zahnärzte und deren Mitarbeiter vorrangig impfen lassen. Das Gesundheitsministerium bestätigte, dass Zahnärzte und Beschäftigte, die regelmäßig in vollstationären Pflegeeinrichtungen tätig sind, nunmehr zur Priorisierungsgruppe eins gezählt werden. Das gelte auch für Zahnärzte, die in Schwerpunktpraxen vorrangig Corona-Patienten behandeln. Sie werden beim Personal im ambulanten und stationären Gesundheitsbereich genannt, das von Mittwoch an den Astrazeneca-Impfstoff bekommen soll.
Derweilen planen 15 große Unternehmen aus NRW bereits für die Corona-Impfungen im Sommer, wenn es genügend Impfstoff auch für die gesamte Bevölkerung gibt. Das ist Ergebnis einer Umfrage unserer Redaktion. Impfen wollen Bayer, Deutsche Telekom, Deutsche Post, Eon, Ergo, Evonik, Gea, Henkel, Lanxess, LEG Immobilien, RWE, Targobank, Thyssenkrupp, Uniper und Vodafone Deutschland. Sie beschäftigen weltweit mehr als 1,3 Millionen Menschen und haben in Deutschland mehr als 400.000 Mitarbeiter. Alle Unternehmen erklärten, Impfungen gegen das Coronavirus würden auf den Erfahrungen mit früheren Grippeimpfungen aufbauen.