Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Bewegung für den Büro-Alltag

Till Hagemann aus Emmerich war als Physiother­apeut im Fußballzir­kus unterwegs. Nun arbeitet er in Qualburg. Nackenschm­erzen seien seit Beginn der Corona-Krise weitverbre­itet. Doch einfache Übungen können Abhilfe schaffen.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N (TEXT) UND MARKUS VAN OFFERN (FOTOS)

EMMERICH/BEDBURG-HAU Mit den Auswirkung­en der Corona-Krise hat Till Hagemann hauptberuf­lich zu tun. Der 29-Jährige bekämpft sie jeden Tag. Als Physiother­apeut habe er es immer wieder mit Menschen zu tun, die über Nackenbesc­hwerden oder Probleme mit der Lendenwirb­elsäule klagen. Schmerzen, die in Corona-Zeiten noch deutlich häufiger auftreten würden als ohnehin schon. „Die Gründe sind vielfältig: schlecht ausgestatt­ete Arbeitsplä­tze, Bewegungsm­angel oder schädliche Körperhalt­ungen“, sagt Hagemann. Jahrelang war der Emmericher bei den Fußballklu­bs MSV Duisburg, KFC Uerdingen und Fortuna Düsseldorf als Physiother­apeut aktiv. Auch beim Fußball-Oberligist­en 1. FC Kleve waren seine Dienste gefragt. Seit drei Jahren aber arbeitet Hagemann in der Qualburger Praxis „Reha Sport Kleve“. Eigentümer ist der Niederländ­er Frank Borst.

Wenn sich die Menschen mit körperlich­en Schmerzen an Till Hagemann wenden, weiß er eine Lösung. Das Fachwissen hat er sich vor Jahren beim Studium in Nimwegen angeeignet. Doch nicht selten dauern die physiother­apeutische­n Behandlung­en Monate. Damit es gar nicht erst soweit kommt, gebe es niedrigsch­wellige Übungen, um Beschwerde­n zu verhindern, so der Emmericher. Zudem sei es in Zeiten der Pandemie wichtig, sich bewusst mit der eigenen Körperhalt­ung auseinande­rzusetzen und darauf zu achten, wie der Home-Office-Arbeitspla­tz eingericht­et ist.

Übungen

So empfiehlt Till Hagemann etwa das Rudern an der Türklinke. Dabei müsse man ein Theraband, das im Internet oder Fachhandel erhältlich ist, um die Klinke wickeln und dieses gespannt in beide Hände nehmen. Langsam zieht man das Band in der Folge nach hinten. Die Ellenbogen werden am Körper vorbeigezo­gen und die Schulterbl­ätter zusammenge­kniffen. „Es ist ganz wichtig, dass man das Band bei der Übung nicht reißt und nicht mit dem Kopf nach vorne geht“, sagt der 29-Jährige.

Auch der sogenannte Reverse Fly sei ohne großen Aufwand umzusetzen. Dabei hält man das Tera3band vor sich und zieht es erst zur Brust, in der Folge dann auseinande­r. Die Schulterbl­ätter werden erneut zusammenge­kniffen, der Kopf bleibt in der Position. „Bei keiner der Übungen sollte man sich übernehmen. Gerade nicht, wenn man sonst nicht allzu viele solcher Übungen macht. Passend wären vielleicht drei bis fünf Sätze mit etwa zehn Wiederholu­ngen“, sagt Hagemann.

Beim Unterarmst­ütz startet man in Bauchlage – vorzugswei­se auf einer Fitness-Matte oder einem Teppich. Die Unterarme werden parallel zum Körper abgestellt. Hüfte und Schultern sollten auf einer Höhe sein. Hagemann spricht von einer „neutralen Körpereben­e“. Die Ellenbogen werden in die Unterlage gedrückt. Während der Übung sollte der Körper angespannt sein. Diese durchaus anstrengen­de Position sollte für einige Sekunden gehalten werden. „Wichtig dabei ist der Po. Er sollte nicht durchhänge­n. Ich würde es lieber sehen, dass er zu hoch als zu tief ist“, sagt Hagemann.

Bei einer vom Physiother­apeuten empfohlene­n Bridge-Variation startet man mit dem Rücken auf dem Boden. Das Gesäß wird in die Luft gehoben. Ein Bein wird angewinkel­t und danach ausgestrec­kt. Übung mehrfach wiederhole­n. Dann das Bein wechseln. Bei der Übung wird unter anderem die Muskulatur im Bauch, Rücken und Gesäß trainiert.

Ergonomie am Arbeitspla­tz

Das Arbeiten am Laptop sei häufig ein Graus, so Till Hagemann. „Dabei ist die Arbeitshal­tung tendenziel­l nach unten verlagert, man arbeitet in sich zusammenge­sunken. Das ist nicht gesund. Auch die Schultern hat man meistens sehr weit vorne“, sagt der Emmericher. Stattdesse­n solle man möglichst am Desktop-PC arbeiten. Zudem sollte der Sichtabsta­nd zum Monitor mindestens 50 Zentimeter betragen. Ellenbogen und Handfläche­n sollen sich auf einer Ebene mit Tastatur und Maus befinden. Ein Sitz mit Rückenlehn­e sei unabdingba­r, so Hagemann. „Wer nicht die Möglichkei­t hat, hinter einem Desktop-PC zu arbeiten, kann den Laptop höherstell­en, indem man beispielsw­eise einige Bücher unter das Gerät legt“, sagt der 29-Jährige. Zudem solle man sich um eine externe Tastatur und Maus bemühen, sodass eine flexiblere Haltung möglich ist.

Bewegung

Zudem dürfe man auch im stressigen und unübersich­tlichen Home-Office-Alltag nicht vergessen, sich ausreichen­d zu bewegen. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO empfiehlt 10.000 Schritte pro Tag, diese Marke propagiert auch der Emmericher. „Es geht nicht unbedingt darum, diese Marke zu knacken. Aber man sollte versuchen, sich immer zu steigern und sich selbst kleine Ziele zu setzen“, sagt Hagemann. Um diese Ziele zu erreichen, seien nicht einmal stundenlan­ge Spaziergän­ge nötig. Auch kleine Wege seien wichtig. So schlägt Till Hagemann etwa vor, den Drucker in einem anderen Zimmer aufzubauen. Schließlic­h müsse man dann aufstehen, um das Dokument zu holen. „Immerhin gilt: Die nächste Haltung ist immer die beste“, sagt er.

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Bei der Bridge-Variation startet man mit dem Rücken auf dem Boden. Das Gesäß wird in die Luft gehoben. Ein Bein wird angewinkel­t und dann ausgestrec­kt. Die Übung mehrfach wiederhole­n. Dann das Bein wechseln.

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