Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Entscheidung war kurzsichtig
Astrazeneca-Zulassung
Zu „EU-Kommission lässt Impfstoff von Astrazeneca zu“(RP vom 30. Januar): Die Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs kommt für mich nicht „überraschend“, wie die RP formuliert, sondern ist eine Anerkennung der Praxis in Großbritannien, wo dieser Impfstoff ja schon in größeren Mengen an Älteren angewandt wurde. Die Dilettanten sitzen für mich auf fetten Ministerstühlen in Düsseldorf und Berlin und sicher auch bei den Funktionären der Krankenversicherungen. Sicher war es ein Fehler von Astrazeneca, im Hinblick auf mögliche schwere Verläufe von Covid-19 Vorsicht beim Testen an über 65-Jährigen zu üben, aber da die Briten diesen Impfstoff millionenfach – auch bei Älteren – verwenden, werden in naher Zukunft verlässlichere Zahlen zum Wirksamkeitsgrad vorliegen. Die Entscheidung der Ständigen Impfkommission (Stiko), ohne Zeitnot zu entscheiden, über 65-Jährige sollten nicht mit dem Astrazeneca-Vakzin geimpft werden, halte ich für kurzsichtig und skandalös. Frühestens wird es diesen Impfstoff in kleinen Mengen ab März in Deutschland geben, und bis dahin ist Zeit, neue Daten zu studieren. Aus Großbritannien, wo auch anständig sequenziert wurde, um Virus-Mutationen auf die Spur zu kommen. Die Stiko, man erinnere sich, war auch für das Grippeschutz-Impfdesaster 2018/2019 verantwortlich, als sie nur eine Dreifach-Schutzimpfung empfahl, ganz im Gegensatz zum Gesundheitsministerium in Sachsen, wo man sich eindeutig für eine Vierfach-Variante aussprach. Dies hat Tausende von zusätzlichen Todesfällen in Deutschland verursacht. Die Stiko ist seitdem für mich keine kompetente Institution mehr.
Bernd Morsbach Erkelenz