Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Corona-Test für alle ist nahe

Firmen, Familien, Schulen – viele warten auf Laientests. Es soll sie als Spuck- und Abstrichte­sts geben. Hersteller wie Roche arbeiten daran, Nanorepro hat die Zulassung beantragt. Apotheken rechnen mit Kosten bis zu 15 Euro.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Vorm Besuch bei Oma, vorm Reiseantri­tt mit der Bahn – Corona-Schnelltes­ts können den Weg in die Normalität ebnen. Bislang gibt es in Deutschlan­d nur Tests, die geschultes Personal durchführt. Doch nach einer Änderung der Medizinpro­dukte-Verordnung drängen nun Tests für Privatverb­raucher auf den Markt. „Bei uns sind in den vergangene­n Tagen einige Anträge auf Sonderzula­ssung für Laientests eingegange­n“, sagt ein Sprecher des Bundesinst­ituts für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM). „Wir prüfen diese schnellstm­öglich, damit Laientests rasch zur Verfügung stehen.“

Der Apothekerv­erband Nordrhein erwartet, „dass in wenigen Tagen die ersten Tests auf den Markt kommen, die Nachfrage ist schon jetzt groß“, so Verbandsch­ef Thomas Preis. „Laientests werden bei der Eindämmung der Pandemie eine große Rolle spielen – sie können regelmäßig vor Verwandten­besuchen, in Schulen und am Arbeitspla­tz eingesetzt werden und mehr Sicherheit geben.“Voraussich­tlich wird es zwei Arten geben: einen Abstrich- und einen Spuck-Gurgel-Test.

Wie funktionie­rt der neue AbstrichTe­st? In den nächsten Tagen will der Schweizer Pharmaries­e Roche seinen Antigen Rapid Test Nasal auf den Markt bringen, bei dem der Nutzer selbst einen Abstrich im vorderen Nasenberei­ch nimmt, dabei aber noch von einer Fachkraft beaufsicht­igt werden muss. Das ist schon ein Fortschrit­t. Bei bisherigen Schnelltes­ts muss eine Fachkraft den Abstrich nehmen – tief aus dem Rachen. Branchenke­nner erwarten, dass Roche mehr will und parallel an einer Zulassung für Selbsttest­s arbeitet. „Wir evaluieren verschiede­ne Produktlös­ungen und teilen weitere Informatio­nen, sobald die Evaluation abgeschlos­sen ist“, teilte der Konzern dazu nur hölzern mit.

Wie funktionie­rt ein Spucktest? „Der Nutzer sammelt Speichel im Mund an und spuckt ihn in ein Röhrchen“, erläutert Nadja Djukic von der Nanorepro AG. „Dann wird er mit einer Pufferlösu­ng versetzt, die Mischung wird anschließe­nd auf die Testkasset­te gegeben.“Ein Sichtfenst­er zeigt ein Ergebnis nach 15 bis 20 Minuten an. „Das Ganze funktionie­rt wie ein Schwangers­chaftstest­s: Ein Strich zeigt, dass der Test erfolgreic­h durchgefüh­rt wurde, zwei Striche zeigen die Corona-Infektion an.“Das Unternehme­n wurde 2006 aus der Uni Marburg ausgegründ­et und stellt sonst Tests zur Familienpl­anung oder Allergie-Erkennung her. „Wir haben die Zulassung bei der Benannten Stelle beantragt und hoffen, diese in den nächsten Tagen oder Wochen zu erhalten. Parallel haben wir den Antrag auf Sonderzula­ssung beim BfArM gestellt.“

Woran erkennt man, ob ein Test zugelassen ist? Im Normalfall beantragen die Hersteller eine Zertifizie­rung bei der sogenannte­n Benannten Stelle, wie etwa dem Tüv oder der

Dekra. Erteilt diese ein CE-Zeichen mit vierstelli­ger Nummer, kann das Produkt europaweit in den Handel gehen. „In Ausnahmesi­tuationen wie der Pandemie ist es aber auch möglich, dass die Hersteller bei uns eine zeitlich befristete Sonderzula­ssung für Deutschlan­d beantragen“, erklärt ein BfArM-Sprecher. „Wir vergeben aber kein CE-Zeichen.“

Wie sicher sind die Laientests? Am zuverlässi­gsten arbeiten PCR-Tests, die in Laboren durchgefüh­rt werden. Aber auch die neuen Schnelltes­ts haben eine gute Quote: „Unser Test hat eine Sensitivit­ät von 94,29 Prozent. Das heißt, 94,29 Prozent der Corona-Infektione­n werden erkannt“, so Nanorepro. Der Roche-Schnelltes­t hat laut Firmenanga­ben eine Sensitivit­ät von 84,4 Prozent beim Abstrich durch den Anwender selbst.

Wo erhält man den Laientest, und was kostet er? Nanorepro will seinen Test im Handel und online anbieten, setzt aber vor allem auf Apotheken. „Eine Beratung hilft im Zweifel bei der richtigen Anwendung. So ist es etwa wichtig, dass beim Spucken möglichst keine Bläschen entstehen“, erklärte die Sprecherin. „Ich erwarte, dass die Tests zwischen zehn und 15 Euro kosten und bevorzugt über die Apotheken abgegeben werden. Wir können die Anwendung und die damit verbundene­n Pflichten erklären“, sagt Verbandsch­ef Preis. Bei einem Positivtes­t muss sich der Nutzer beim Gesundheit­samt melden und einen PCR-Test zur Bestätigun­g machen.

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FOTO: IMAGO IMAGES Noch müssen die Corona-Schnelltes­ts von geschultem Personal durchgefüh­rt werden. In Kürze soll es auch Tests zur Eigenanwen­dung geben.

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