Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Der Corona-Test für alle ist nahe
Firmen, Familien, Schulen – viele warten auf Laientests. Es soll sie als Spuck- und Abstrichtests geben. Hersteller wie Roche arbeiten daran, Nanorepro hat die Zulassung beantragt. Apotheken rechnen mit Kosten bis zu 15 Euro.
DÜSSELDORF Vorm Besuch bei Oma, vorm Reiseantritt mit der Bahn – Corona-Schnelltests können den Weg in die Normalität ebnen. Bislang gibt es in Deutschland nur Tests, die geschultes Personal durchführt. Doch nach einer Änderung der Medizinprodukte-Verordnung drängen nun Tests für Privatverbraucher auf den Markt. „Bei uns sind in den vergangenen Tagen einige Anträge auf Sonderzulassung für Laientests eingegangen“, sagt ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). „Wir prüfen diese schnellstmöglich, damit Laientests rasch zur Verfügung stehen.“
Der Apothekerverband Nordrhein erwartet, „dass in wenigen Tagen die ersten Tests auf den Markt kommen, die Nachfrage ist schon jetzt groß“, so Verbandschef Thomas Preis. „Laientests werden bei der Eindämmung der Pandemie eine große Rolle spielen – sie können regelmäßig vor Verwandtenbesuchen, in Schulen und am Arbeitsplatz eingesetzt werden und mehr Sicherheit geben.“Voraussichtlich wird es zwei Arten geben: einen Abstrich- und einen Spuck-Gurgel-Test.
Wie funktioniert der neue AbstrichTest? In den nächsten Tagen will der Schweizer Pharmariese Roche seinen Antigen Rapid Test Nasal auf den Markt bringen, bei dem der Nutzer selbst einen Abstrich im vorderen Nasenbereich nimmt, dabei aber noch von einer Fachkraft beaufsichtigt werden muss. Das ist schon ein Fortschritt. Bei bisherigen Schnelltests muss eine Fachkraft den Abstrich nehmen – tief aus dem Rachen. Branchenkenner erwarten, dass Roche mehr will und parallel an einer Zulassung für Selbsttests arbeitet. „Wir evaluieren verschiedene Produktlösungen und teilen weitere Informationen, sobald die Evaluation abgeschlossen ist“, teilte der Konzern dazu nur hölzern mit.
Wie funktioniert ein Spucktest? „Der Nutzer sammelt Speichel im Mund an und spuckt ihn in ein Röhrchen“, erläutert Nadja Djukic von der Nanorepro AG. „Dann wird er mit einer Pufferlösung versetzt, die Mischung wird anschließend auf die Testkassette gegeben.“Ein Sichtfenster zeigt ein Ergebnis nach 15 bis 20 Minuten an. „Das Ganze funktioniert wie ein Schwangerschaftstests: Ein Strich zeigt, dass der Test erfolgreich durchgeführt wurde, zwei Striche zeigen die Corona-Infektion an.“Das Unternehmen wurde 2006 aus der Uni Marburg ausgegründet und stellt sonst Tests zur Familienplanung oder Allergie-Erkennung her. „Wir haben die Zulassung bei der Benannten Stelle beantragt und hoffen, diese in den nächsten Tagen oder Wochen zu erhalten. Parallel haben wir den Antrag auf Sonderzulassung beim BfArM gestellt.“
Woran erkennt man, ob ein Test zugelassen ist? Im Normalfall beantragen die Hersteller eine Zertifizierung bei der sogenannten Benannten Stelle, wie etwa dem Tüv oder der
Dekra. Erteilt diese ein CE-Zeichen mit vierstelliger Nummer, kann das Produkt europaweit in den Handel gehen. „In Ausnahmesituationen wie der Pandemie ist es aber auch möglich, dass die Hersteller bei uns eine zeitlich befristete Sonderzulassung für Deutschland beantragen“, erklärt ein BfArM-Sprecher. „Wir vergeben aber kein CE-Zeichen.“
Wie sicher sind die Laientests? Am zuverlässigsten arbeiten PCR-Tests, die in Laboren durchgeführt werden. Aber auch die neuen Schnelltests haben eine gute Quote: „Unser Test hat eine Sensitivität von 94,29 Prozent. Das heißt, 94,29 Prozent der Corona-Infektionen werden erkannt“, so Nanorepro. Der Roche-Schnelltest hat laut Firmenangaben eine Sensitivität von 84,4 Prozent beim Abstrich durch den Anwender selbst.
Wo erhält man den Laientest, und was kostet er? Nanorepro will seinen Test im Handel und online anbieten, setzt aber vor allem auf Apotheken. „Eine Beratung hilft im Zweifel bei der richtigen Anwendung. So ist es etwa wichtig, dass beim Spucken möglichst keine Bläschen entstehen“, erklärte die Sprecherin. „Ich erwarte, dass die Tests zwischen zehn und 15 Euro kosten und bevorzugt über die Apotheken abgegeben werden. Wir können die Anwendung und die damit verbundenen Pflichten erklären“, sagt Verbandschef Preis. Bei einem Positivtest muss sich der Nutzer beim Gesundheitsamt melden und einen PCR-Test zur Bestätigung machen.