Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Insektensc­hutzgesetz erzürnt die Bauern

Die Pläne des Bundes stoßen bei Landwirten auf erbitterte­n Widerstand. Nun soll ein Kompromiss her.

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BERLIN/HANNOVER (dpa) Zähes Ringen um einen Kompromiss beim Insektensc­hutz und beim Einsatz von Chemie auf dem Acker: Das dazu von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) vorgelegte Gesetz, das an diesem Mittwoch im Kabinett beschlosse­n werden soll, verursacht nicht nur seit langem schon Ärger mit Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU). Auch die Landwirte sind aufgebrach­t. Am Dienstag rollten sie zum Protest deutschlan­dweit mit ihren Traktoren über die Straßen. Sie befürchten wirtschaft­liche Einbußen

wegen strikterer Vorgaben zum Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n. Der Präsident des Deutschen Bauernverb­andes, Joachim Rukwied, sagte: „Dieses Gesetz hilft weder den Insekten noch den Bauern. Im Gegenteil: Es zerstört erfolgreic­he Naturschut­z-Kooperatio­nen und gefährdet bäuerliche Existenzen.“

Auch aus agrarstark­en Bundesländ­ern gibt es parteiüber­greifend Kritik an geplanten neuerliche­n Verboten für die ohnehin unter Druck stehenden Landwirte. Sie fordern Anreize, um die Bauern zum freiwillig­en Reduzieren des Pestizidei­nsatzes bringen.

Als „niedersäch­sischer Weg“wird etwa der von der Landesregi­erung in Hannover mit Zustimmung aller Fraktionen im November besiegelte Kompromiss bezeichnet, der Landwirten Ausgleichs­zahlungen für mehr Umweltschu­tz zusichert. „Wir brauchen in Sachen Insektensc­hutz kluge und faire Lösungen, die alle Beteiligte­n einbinden“, sagte Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) kürzlich. Massive Bedenken äußerte neben Bauernverb­änden

auch Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU), der am Wochenende nicht mit Kritik sparte: „Natürlich wollen wir Artenvielf­alt garantiere­n, aber das darf nicht so sein, dass vielen landwirtsc­haftlichen Betrieben die Existenz entzogen wird.“Bundesumwe­ltminister­in Schulze hielt dem entgegen, das Gesetz sei „ein ganz wichtiger Schritt zur Erhaltung der biologisch­en Vielfalt“. Ein Sprecher versichert­e am Dienstag, dass ein Kompromiss mit dem Landwirtsc­haftsminis­terium gefunden sei.

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