Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Schlussverkauf für immer
Ein Gespenst geht um in Deutschland. Dem Tod auf den Intensivstationen folgt das Sterben in der Wirtschaft. Experten rechnen mit einer Insolvenzwelle. Waren bislang vor allem Wirte und Friseure die Sorgenkinder, kommen jetzt die Einzelhändler dazu. Wohl mehr als 50.000 Geschäfte stehen vor dem Aus. Die neuesten Beschlüsse haben dem Handel jede Hoffnung genommen, zügig wieder öffnen zu können. Jede weitere Woche der Zwangsschließung erhöht aber das Risiko, dass die Läden für immer dicht bleiben. Für die betroffenen Inhaber und ihre Mitarbeiter ist das eine existenzielle Bedrohung. Aber auch der Kunde wird zu leiden haben. Ortsnahes Einkaufen im Laden nebenan oder in der Innenstadt könnte bald nicht mehr im gewohnten Umfang möglich sein.
Die Händlerschaft fühlt sich alleingelassen. Staatliche Hilfen kamen bislang kaum an. Es fehlt an der Perspektive, wie es weitergehen soll: Die Regale sind voll, die Kassen aber leer. Trotz umfangreicher Hygienekonzepte wird der Handel weiter vertröstet und muss zusehen, wie die Online-Konkurrenz boomt. Zwar setzen auch immer mehr Ladeninhaber auf den Verkauf übers Internet, doch hinken sie im Wettbewerb mit den Branchenriesen oft hoffnungslos hinterher.
Schließen die Geschäfte, verschwindet notwendige Infrastruktur. Ohne die gewohnte Vielzahl an Läden verlieren die Innenstädte weiter an Attraktivität und könnten bald auf Dauer so menschenleer sein wie jetzt zu Zeiten des Lockdowns. Staatliche Hilfe ist wohl unumgänglich. Wichtiger noch als die Geldspritze ist aber die Aussicht auf Öffnung. Und auch der Kunde muss seinen Beitrag leisten. Wer Service und Beratung des Handels nicht verlieren will, darf nicht nur online einkaufen. Sonst bleibt dem örtlichen Handel nur noch der Schlussverkauf für immer.
BERICHT
„BLANKER HORROR FÜR DEN HANDEL“, WIRTSCHAFT