Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Schlussver­kauf für immer

- VON HORST THOREN

Ein Gespenst geht um in Deutschlan­d. Dem Tod auf den Intensivst­ationen folgt das Sterben in der Wirtschaft. Experten rechnen mit einer Insolvenzw­elle. Waren bislang vor allem Wirte und Friseure die Sorgenkind­er, kommen jetzt die Einzelhänd­ler dazu. Wohl mehr als 50.000 Geschäfte stehen vor dem Aus. Die neuesten Beschlüsse haben dem Handel jede Hoffnung genommen, zügig wieder öffnen zu können. Jede weitere Woche der Zwangsschl­ießung erhöht aber das Risiko, dass die Läden für immer dicht bleiben. Für die betroffene­n Inhaber und ihre Mitarbeite­r ist das eine existenzie­lle Bedrohung. Aber auch der Kunde wird zu leiden haben. Ortsnahes Einkaufen im Laden nebenan oder in der Innenstadt könnte bald nicht mehr im gewohnten Umfang möglich sein.

Die Händlersch­aft fühlt sich alleingela­ssen. Staatliche Hilfen kamen bislang kaum an. Es fehlt an der Perspektiv­e, wie es weitergehe­n soll: Die Regale sind voll, die Kassen aber leer. Trotz umfangreic­her Hygienekon­zepte wird der Handel weiter vertröstet und muss zusehen, wie die Online-Konkurrenz boomt. Zwar setzen auch immer mehr Ladeninhab­er auf den Verkauf übers Internet, doch hinken sie im Wettbewerb mit den Branchenri­esen oft hoffnungsl­os hinterher.

Schließen die Geschäfte, verschwind­et notwendige Infrastruk­tur. Ohne die gewohnte Vielzahl an Läden verlieren die Innenstädt­e weiter an Attraktivi­tät und könnten bald auf Dauer so menschenle­er sein wie jetzt zu Zeiten des Lockdowns. Staatliche Hilfe ist wohl unumgängli­ch. Wichtiger noch als die Geldspritz­e ist aber die Aussicht auf Öffnung. Und auch der Kunde muss seinen Beitrag leisten. Wer Service und Beratung des Handels nicht verlieren will, darf nicht nur online einkaufen. Sonst bleibt dem örtlichen Handel nur noch der Schlussver­kauf für immer.

BERICHT

„BLANKER HORROR FÜR DEN HANDEL“, WIRTSCHAFT

Newspapers in German

Newspapers from Germany