Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Hausärzte ab April zur Corona-Impfung bereit
Der Präsident des Verbands wirft dem NRW-Gesundheitsministerium Unbeweglichkeit vor. Er fordert, die Praktiker einzubeziehen.
DÜSSELDORF Bei den Hausärzten in Nordrhein-Westfalen wächst der Ärger darüber, dass sie noch nicht Teil des Impfsystems der Landesregierung sind. Der Präsident des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, sagte: „Hausarztpraxen müssen jetzt zügig bei der Impfung eingebunden werden. Die Zurückhaltung im Ministerium muss endlich aufhören.“Funken verwies darauf, dass der Impfstoff von Biontech immer praktikabler werde. „Wenn er einmal aufgezogen ist, dann schaffen wir Hausärzte es auch, ihn zu verimpfen. Da reicht eine kurze Einweisung in die Hygienestandrads. Das haben Sie innerhalb von einer Stunde drauf.“Die Abläufe seien bereits von den mobilen Teams bekannt, bei denen auch Hausärzte im Einsatz waren.
Mit den neuen Erkenntnissen zu Astrazeneca stelle sich zudem die Frage, ob nicht stärker die unter 65-Jährigen geimpft werden müssten. „Da muss jetzt schnell ein Einbestellsystem auf die Beine gestellt werden. Wenn das steht, könnten wir schon im April in den Hausarztpraxen impfen.“Man sei mit den Kassenärztlichen Vereinigungen und anderen Verbänden in einem engen Austausch, so Funken. „Das würde dann in erster Linie Chroniker im Alter zwischen 40 und 65 Jahren betreffen.“Der Hausärztepräsident forderte, dass Alterscluster gebildet werden müssten. „Sie brauchen auf jeden Fall ein Modell, mit dem ein Massenansturm verhindert wird.“Die infrage kommenden Praxen müssten ausreichend Platz haben, etwa für die Aufklärung und Nachbeobachtung sowie zwei Zugänge für das Durchschleusen. „Die Praxis wird damit zu einer kleinen Impfstraße“, so Funken. „Das Ministerium muss aufhören, uns Praktiker links liegen zu lassen.“
Tatsächlich ist die Zeit knapp. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sagt voraus, dass schon im März die Kapazität der Impfzentren nicht mehr ausreichen könnte, um alle dann verfügbaren Dosen zu verimpfen. Spätestens im April müsse mit flächendeckenden Impfungen in den Praxen begonnen werden. „Ohne die zügige Einbindung der niedergelassenen Ärzte wird die Impfkampagne schon bald in einem gigantischen Stau nicht verabreichter, aber dringend benötigter Impfdosen steckenbleiben“, warnte
KBV-Chef Andreas Gassen. Es wäre fatal, wenn nach dem schwierigen Start mit zu wenig Impfstoff künftig größere Impfstoffmengen nicht so schnell wie möglich verimpft werden könnten. Bis zu 75.000 der bundesweit 102.000 Arztpraxen könnten sich laut KBV an der Impfkampagne beteiligen.
Jede Praxis könnte im Schnitt mindestens 20 Impfungen pro Tag durchführen. Allerdings müsse die Dokumentation vereinfacht werden, und die Priorisierung der Patienten dürfe nicht im Wartezimmer stattfinden, so die Kassenärzte.
Ein Ministeriumssprecherin erklärte, das Land wolle so dezentral wie möglich impfen. „Dazu gibt es verschiedene Optionen, die geprüft werden, unter anderem Impfbusse oder Schwerpunktpraxen, wobei das Land Schwerpunktpraxen favorisiert, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, der in den Hausarztpraxen verimpft werden kann, um den Impfprozess dann Schritt für Schritt in die ambulante Regelversorgung zu übertragen.“
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann habe bereits mehrfach betont, dass der Impfstoff auf kurz oder lang auch in den nordrhein-westfälischen Hausarztpraxen zum Einsatz kommen solle. „Das kann aber erst dann erfolgen, wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Das Ministerium ist zuversichtlich, zeitnah ein Konzept zur Verimpfung in den Hausarztpraxen vorlegen zu können.“Leitartikel, Politik