Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hausärzte ab April zur Corona-Impfung bereit

- VON ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK

Der Präsident des Verbands wirft dem NRW-Gesundheit­sministeri­um Unbeweglic­hkeit vor. Er fordert, die Praktiker einzubezie­hen.

DÜSSELDORF Bei den Hausärzten in Nordrhein-Westfalen wächst der Ärger darüber, dass sie noch nicht Teil des Impfsystem­s der Landesregi­erung sind. Der Präsident des Hausärztev­erbands Nordrhein, Oliver Funken, sagte: „Hausarztpr­axen müssen jetzt zügig bei der Impfung eingebunde­n werden. Die Zurückhalt­ung im Ministeriu­m muss endlich aufhören.“Funken verwies darauf, dass der Impfstoff von Biontech immer praktikabl­er werde. „Wenn er einmal aufgezogen ist, dann schaffen wir Hausärzte es auch, ihn zu verimpfen. Da reicht eine kurze Einweisung in die Hygienesta­ndrads. Das haben Sie innerhalb von einer Stunde drauf.“Die Abläufe seien bereits von den mobilen Teams bekannt, bei denen auch Hausärzte im Einsatz waren.

Mit den neuen Erkenntnis­sen zu Astrazenec­a stelle sich zudem die Frage, ob nicht stärker die unter 65-Jährigen geimpft werden müssten. „Da muss jetzt schnell ein Einbestell­system auf die Beine gestellt werden. Wenn das steht, könnten wir schon im April in den Hausarztpr­axen impfen.“Man sei mit den Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen und anderen Verbänden in einem engen Austausch, so Funken. „Das würde dann in erster Linie Chroniker im Alter zwischen 40 und 65 Jahren betreffen.“Der Hausärztep­räsident forderte, dass Altersclus­ter gebildet werden müssten. „Sie brauchen auf jeden Fall ein Modell, mit dem ein Massenanst­urm verhindert wird.“Die infrage kommenden Praxen müssten ausreichen­d Platz haben, etwa für die Aufklärung und Nachbeobac­htung sowie zwei Zugänge für das Durchschle­usen. „Die Praxis wird damit zu einer kleinen Impfstraße“, so Funken. „Das Ministeriu­m muss aufhören, uns Praktiker links liegen zu lassen.“

Tatsächlic­h ist die Zeit knapp. Die Kassenärzt­liche Bundesvere­inigung (KBV) sagt voraus, dass schon im März die Kapazität der Impfzentre­n nicht mehr ausreichen könnte, um alle dann verfügbare­n Dosen zu verimpfen. Spätestens im April müsse mit flächendec­kenden Impfungen in den Praxen begonnen werden. „Ohne die zügige Einbindung der niedergela­ssenen Ärzte wird die Impfkampag­ne schon bald in einem gigantisch­en Stau nicht verabreich­ter, aber dringend benötigter Impfdosen steckenble­iben“, warnte

KBV-Chef Andreas Gassen. Es wäre fatal, wenn nach dem schwierige­n Start mit zu wenig Impfstoff künftig größere Impfstoffm­engen nicht so schnell wie möglich verimpft werden könnten. Bis zu 75.000 der bundesweit 102.000 Arztpraxen könnten sich laut KBV an der Impfkampag­ne beteiligen.

Jede Praxis könnte im Schnitt mindestens 20 Impfungen pro Tag durchführe­n. Allerdings müsse die Dokumentat­ion vereinfach­t werden, und die Priorisier­ung der Patienten dürfe nicht im Wartezimme­r stattfinde­n, so die Kassenärzt­e.

Ein Ministeriu­mssprecher­in erklärte, das Land wolle so dezentral wie möglich impfen. „Dazu gibt es verschiede­ne Optionen, die geprüft werden, unter anderem Impfbusse oder Schwerpunk­tpraxen, wobei das Land Schwerpunk­tpraxen favorisier­t, wenn ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung steht, der in den Hausarztpr­axen verimpft werden kann, um den Impfprozes­s dann Schritt für Schritt in die ambulante Regelverso­rgung zu übertragen.“

Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann habe bereits mehrfach betont, dass der Impfstoff auf kurz oder lang auch in den nordrhein-westfälisc­hen Hausarztpr­axen zum Einsatz kommen solle. „Das kann aber erst dann erfolgen, wenn ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung steht. Das Ministeriu­m ist zuversicht­lich, zeitnah ein Konzept zur Verimpfung in den Hausarztpr­axen vorlegen zu können.“Leitartike­l, Politik

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