Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Fernsehserie für Autolackierer
Mike Püllen hat mit seiner Firma Starlack schon öfter für die Serie „Sidneys Welt“gearbeitet. Bald soll er selbst eine Serie auf Vox moderieren.
Der Straelener Mike Püllen führt die Lackiererei Starlack in Kevelaer. Schon öfter wurden hier Lackierungen für die Autoserie „Sidneys Welt“durchgeführt. Nun moderiert Püllen bald selbst eine Serie auf Vox. Wie er alles unter einen Hut bringt.
KEVELAER „Klar, mich fragen oft Leute: Mensch Püllen, woher nimmst du bloß die Zeit für das alles?“, erzählt Mike Püllen. Dass die Frage öfter im Raum steht, ist klar: Der 30-jährige Familienvater führt nicht nur eigenständig die Autolackiererei Starlack in Kevelaer und spielt professionell Schlagzeug, sondern steht auch noch regelmäßig vor der Kamera und reist dafür auch mal eben durch ganz Deutschland.
Seit drei Jahren schon ist er regelmäßig auf dem TV-Sender DMAX in der Serie „Sidneys Welt“zu sehen, wie er zusammen mit Moderator Sidney Hoffmann Autos tuned. Das hat den Produzenten so gut gefallen, dass Püllen nun seine eigene Show angeboten wurde, die noch in diesem Jahr bei Vox ausgestrahlt werden soll. „Ich bin selber total begeistert“, sagt er.
Die Leidenschaft für Autos wurde dem Straelener in die Wiege gelegt: Von seinem Vater übernahm er die Lackiererei, er habe von klein auf „Bock auf Autos“gehabt, sagt er. „Vor allem macht mir die Vielfalt an dem Beruf Spaß – und der Vorher-Nachher-Effekt, wenn man aus einer Schrottkarre ein Luxusauto macht.“Ins Fernsehen kam er dann per Zufall: Über einen gemeinsamen Freund lernte er Sidney Hoffmann kennen. „Wir waren uns direkt sympathisch. Und dann kam irgendwann der Anruf, ob ich nicht Bock hätte, seinen RWB zu lackieren.“Als erstes waren es nur Youtube-Videos, dann wurde daraus eine DMAX-Serie, in der Püllen und Starlack immer häufiger zu sehen waren. Sein Geschäft ist dadurch bekannt geworden: „Wir bekommen jeden Tag Anfragen aus ganz Deutschland, sodass es schon schwierig geworden ist, überhaupt alles abzuarbeiten. Und das trotz Corona“, freut sich Püllen.
Zum normalen Tagesgeschäft wie Unfallschäden kommen immer mehr größere Projekte und kreative Arbeiten. Eine Kundin gab zum Beispiel ein Einhornauto in Auftrag, die Lackierer konnten sich das Design selbst überlegen. Die krasseste Anfrage? „Das war ein Toilettendeckel, den wir umlackieren sollten. Dabei hatten wir vergessen, dass Holz sich beim Trocknen zusammenzieht – es stank danach noch drei Wochen lang.“Aus spektakuläreren Umlackierungen machte Starlack vor Corona richtige Events: Leute konnten zum Zuschauen vorbeikommen, es gab Bier und etwas zum Knabbern.
Mit der neuen Show werden die Anfragen wahrscheinlich noch zahlreicher werden. In der Serie, die Mike Püllen moderiert, wird auch die Lackiererei regelmäßig zu sehen sein. Das Konzept von „Autoliebe rostet nicht“: Jemand stellt seinen Gebrauchtwagen vor, an dem er sehr hängt, der aber so kaputt ist, dass eine Reparatur schwierig wird. Er bringt ein bestimmtes Budget mit. Und Püllen muss dafür sorgen, dass der Wagen aufgepäppelt wird, ohne das Budget zu überschreiten. Parallel sucht eine Autohändlerin für dasselbe Geld einen Gebrauchtwagen. Am Ende entscheidet der Inhaber, ob er sein eigenes, repariertes Auto behalten will oder lieber den anderen Wagen nimmt. Für die erste Folge, in der ein T2 Bully repariert wird, wurde drei Monate lang in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und natürlich Kevelaer gedreht.
Nach der Pilotfolge ist nun eine ganze Staffel in Planung – wann diese ausgestrahlt wird, steht zurzeit noch nicht fest. Auch wenn der Dreh „zeitlich hardcore“war, zeigt sich Püllen begeistert: „Ich finde, die Folge ist echt super geworden. Mir war von vorneherein klar, dass ich mich nicht verstellen muss, und einfach so ein Vollchaot sein kann, wie ich bin.“
Auch seinen Mitarbeitern gefallen die Dreharbeiten – trotz längerer Arbeitszeiten. „Ich arbeite lieber hier, als in einer ‚normalen‘ Lackiereri“, sagt ein Mitarbeiter. Vor allem die besonderen Aufträge gefallen ihm. Sein Chef weiß das zu schätzen: „Ich habe hier echt ein starkes Team. Ohne die Mitarbeiter würde das nicht so glatt laufen.“Er mache das aber natürlich nicht alles nur für sich, erklärt er. „Ich wünsche mir auch, dass man nach einem guten Jahr mal sagen kann: Jetzt gibt es eine Lohnerhöhung.“
Aber nicht nur für die Mitarbeiter bedeutet der Dreh Überstunden. Für Püllen fängt der Tag um vier Uhr morgens an, um neun Uhr abends ist er zu Hause. Irgendwann zwischen Dreh, Lackieren und Geschäftsführung wird auch noch Schlagzeug geprobt, für die Band, in der er spielt – zum Ausgleich, wie er sagt. Das alles würde natürlich nicht ohne die Rückendeckung seiner Familie gehen, erzählt er dankbar. Sein Motto lautet: „Solche Sachen muss man mitnehmen. Jetzt ist man noch jung, wenn ich irgendwann 50 bin, mache ich das garantiert auch nicht mehr.“