Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Eine gute Nachricht für Thyssenkru­pp

- VON ANTJE HÖNING

Thyssenkru­pp hat die Verhandlun­gen mit dem britischen Konkurrent­en Liberty Steel abgebroche­n. Die Vorstellun­gen lägen zu weit auseinande­r, hieß es. Das hat nichts mit der oft kritisiert­en Hybris der Essener zu tun, sondern ist nur zu verständli­ch. Wenn es stimmt, dass die Briten einen negativen Kaufpreis geboten haben, blieb Thyssenkru­pp-Chefin Martina Merz gar nichts anderes übrig. Was ist von einem Erwerber zu halten, der bereits für die Übernahme Geld sehen will, anstatt welches zu bezahlen? Wo will dieser Käufer das Geld hernehmen, um die anstehende­n massiven Investitio­nen zu stemmen? Der Stahlstand­ort Duisburg muss modernisie­rt, die Umrüstung auf grünen Stahl muss angegangen werden. Das wird Milliarden kosten.

Die Belegschaf­t atmet auf. Der Vorstand musste die Offerte gleichwohl ernsthaft prüfen. Thyssenkru­pp Steel ist in einer schweren Krise, und die Zahl der realistisc­hen Optionen ist überschaub­ar. Man konnte es sich nicht leisten, ein Angebot, so wenig überzeugen­d es auch war, rundweg abzulehnen. Auch ein Staatseins­tieg ist vom Tisch – der Staat will ihn nicht, der Konzern kann ihn sich nicht leisten. Das Ende dieser Option war bereits die gute Nachricht vor Weihnachte­n.

Fürs Erste kann die Belegschaf­t also erleichter­t sein, dass ihr Liberty als neuer Hausherr erspart bleibt. Doch zu Ende ist die Geschichte damit nicht. Thyssenkru­pp steht ein massiver Stellenabb­au bevor. Das weiß auch die Gewerkscha­ft. Nun liegt es auch an ihr, den Umbau von Thyssenkru­pp Steel ohne so ungeliebte Partner zu schaffen. Sie kann hart verhandeln, doch an dem größeren Stellenabb­au wird sie nicht vorbeikomm­en, um möglichst viele der 24.000 Jobs in NRW zu zukunftsfä­higen Arbeitsplä­tzen zu machen. Das erhöht auch die Chance, dass der Stahl im Konzern bleibt. Schließlic­h war er mal dessen Wurzel.

BERICHT DER STAHL BLEIBT BEI THYSSENKRU­PP, WIRTSCHAFT

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