Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Eine gute Nachricht für Thyssenkrupp
Thyssenkrupp hat die Verhandlungen mit dem britischen Konkurrenten Liberty Steel abgebrochen. Die Vorstellungen lägen zu weit auseinander, hieß es. Das hat nichts mit der oft kritisierten Hybris der Essener zu tun, sondern ist nur zu verständlich. Wenn es stimmt, dass die Briten einen negativen Kaufpreis geboten haben, blieb Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz gar nichts anderes übrig. Was ist von einem Erwerber zu halten, der bereits für die Übernahme Geld sehen will, anstatt welches zu bezahlen? Wo will dieser Käufer das Geld hernehmen, um die anstehenden massiven Investitionen zu stemmen? Der Stahlstandort Duisburg muss modernisiert, die Umrüstung auf grünen Stahl muss angegangen werden. Das wird Milliarden kosten.
Die Belegschaft atmet auf. Der Vorstand musste die Offerte gleichwohl ernsthaft prüfen. Thyssenkrupp Steel ist in einer schweren Krise, und die Zahl der realistischen Optionen ist überschaubar. Man konnte es sich nicht leisten, ein Angebot, so wenig überzeugend es auch war, rundweg abzulehnen. Auch ein Staatseinstieg ist vom Tisch – der Staat will ihn nicht, der Konzern kann ihn sich nicht leisten. Das Ende dieser Option war bereits die gute Nachricht vor Weihnachten.
Fürs Erste kann die Belegschaft also erleichtert sein, dass ihr Liberty als neuer Hausherr erspart bleibt. Doch zu Ende ist die Geschichte damit nicht. Thyssenkrupp steht ein massiver Stellenabbau bevor. Das weiß auch die Gewerkschaft. Nun liegt es auch an ihr, den Umbau von Thyssenkrupp Steel ohne so ungeliebte Partner zu schaffen. Sie kann hart verhandeln, doch an dem größeren Stellenabbau wird sie nicht vorbeikommen, um möglichst viele der 24.000 Jobs in NRW zu zukunftsfähigen Arbeitsplätzen zu machen. Das erhöht auch die Chance, dass der Stahl im Konzern bleibt. Schließlich war er mal dessen Wurzel.
BERICHT DER STAHL BLEIBT BEI THYSSENKRUPP, WIRTSCHAFT