Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Auch Hochtief bekommt Corona deutlich zu spüren

- VON GEORG WINTERS

ESSEN Die Pandemie hat das Reisen in Europa deutlich schwierige­r und wegen mancher Lockdowns quer über den Kontinent auch unmöglich gemacht. Deshalb waren seit März des vergangene­n Jahres viel weniger Autos auf den internatio­nalen Schnellstr­aßen unterwegs. Und das macht sich dann im Geschäft von Autobahnbe­treibern bemerkbar. Zu denen gehört die spanische Abertis-Gruppe, ein Unternehme­n, an dem der Essener Baukonzern Hochtief mit 20 Prozent beteiligt ist. Insgesamt sei das durchschni­ttliche tägliche Verkehrsau­fkommen im vergangene­n Jahr um mehr als ein Fünftel gesunken, sagte Hochtief-Chef Marcelino Fernándes Verdes am Donnerstag in einer Telefonkon­ferenz.

Im Januar und Februar sei der Verkehr normal gewesen, im März stark gesunken, ab April von regionalen Einschränk­ungen beeinträch­tigt worden. Die Konsequenz für Hochtief: Der Ergebnisbe­itrag aus der spanischen Beteiligun­g, die 17 Millionen Euro Verlust einfuhr, zum Hochtief-Gewinn ist nach Angaben von Fernándes Verdes um 139 Millionen Euro gesunken. Doch Corona hat die Essener auch abseits des Autobahnbe­treibers im Süden Europas getroffen. Denn selbst wenn man dessen Gewinnante­il herausrech­net, sank das Konzernerg­ebnis um 9,8 Prozent. Unter dem Strich standen 477 Millionen Euro Gewinn. Und ein Umsatzminu­s von elf Prozent auf rund 23 Milliarden Euro. Der Auftragsei­ngang sank um ein Viertel auf ebenfalls 23 Milliarden Euro.

Dennoch ist Fernándes Verdes mit 2020 zufrieden. Anders als im Vorjahr hat Hochtief keine roten Zahlen geschriebe­n, die damals wegen einer milliarden­schweren Abschreibu­ng bei der australisc­hen Tochter Cimic entstanden waren.

Zu den fertiggest­ellten Bauten, die Hochtief als Leuchtturm­projekte ansieht, gehören das neue Stadion in Los Angeles, in dem in sieben Jahren die Olympische­n Sommerspie­le eröffnet werden sollen, der Metro-Ausbau in der australisc­hen Metropole Sydney und der Autobahntu­nnel in Hamburg. Und natürlich der „grüne“Wolkenkrat­zer „The Spiral“in New York.

Für 2021 hat der Hochtief-Chef „eine starke Ausschreib­ungs-Pipeline“ausgemacht. Für die nächsten Jahre hätten die regionalen Gesellscha­ften des Konzerns „relevante Projekte“im Wert von mehr als 570 Milliarden Euro identifizi­ert. Das sei gestützt von PPP-Projekten (Public Private Partnershi­p, also Projekte in Zusammenar­beit mit der öffentlich­en Hand) im Wert von 180 Milliarden Euro und zahlreiche­n staatliche­n Konjunktur­paketen. Der Konzern erwarte einen operativen Gewinn zwischen 410 und 460 Millionen Euro. Im bereinigte­n Vergleich mit dem Vorjahr, in dem noch der Bergbauaus­rüster Thiess zum Konzern gehörte, wäre dies ein Plus von mindestens elf Prozent.

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