Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ein Rundweg zur Kunst in Geldern
Die SPD-Fraktion hat die Einrichtung eines Kunstwanderwegs beantragt. Er soll mit digitalen Informationen über Objekte, Künstler und Entstehungsgeschichte Werke ins breite Bewusstsein rücken.
GELDERN Rund anderthalb Stunden dauerte der Spaziergang von Familie Kühle. Es ging durch die Gelderner Innenstadt und angrenzende Flächen wie etwa den Egmondpark. Rund 20 Aufnahmen kamen als Ausbeute mit zurück. „Das war unsere Kunstfotosafari“, erinnert sich Sabrina Kühle. Sie wollte mal feststellen, wo überall Künstler ihre Spuren im Stadtbild hinterlassen haben. Und die SPD-Fraktion, der die 38-Jährige angehört, möchte die Skulpturen, Mosaike und Malereien im öffentlichen Raum stärker ins Bewusstsein rücken. Sie hat an Bürgermeister Sven Kaiser einen Antrag für einen Kunstwanderweg gestellt.
Ursprung war laut Sabrina Kühle ein Gedanke während der Haushaltsberatungen: Wie kann man in Corona-Zeiten ein attraktives Kulturprogramm anbieten? „Mattez Deckers hat ja viel Kunst in den öffentlichen Raum gebracht“, spielt die Sozialdemokratin auf dessen großformatige Graffiti an. Und 1990 habe ein Bildhauer-Symposium für viele Werke in der Stadt gesorgt. Werke, von denen manche aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwunden sind. Zum Beispiel der „Demokratische Kreis“. Die vom Volksmund als „Marterpfähle“bezeichneten
Säulen standen einst auf dem Marktplatz. Jetzt fristen sie liegend hinter dem Bürgerforum ein eher abgeschiedenes Dasein und sind mit Grün bewachsen. Ähnlich wie die Skulptur am Mühlenturm. Auch die Stahlinstallation, die früher am alten Finanzamt stand und nach dem Willen der SPD am neuen Geldertor-Kreisverkehr platziert werden soll, könnte ein Teil des Weges werden.
Dieses Viele könne man organisiert zusammenfassen, meint Sabrina Kühle. Der SPD schwebt ein Rundwanderweg vor zu den jeweiligen Kunstwerken. An jeder Station soll es über einen QR-Code Informationen zu Werk und Künstler sowie zur Entstehungsgeschichte geben. Die Politikerin ist überzeugt, dass es noch mehr Objekte gibt, als sie bei ihrer Fotosafari als ersten Eindruck aufgespürt hat. Hier habe sicherlich die Verwaltung einen Überblick.
„Geldern ist eine Kunststadt“, betont Sabrina Kühle. Sie verweist auf die aktiven Kulturvereine und auf Großveranstaltungen wie das Straßenmalerfestival, das „Geldernsein“-Festival oder die Konzertreihe „Gelderner Sommer“. Es fehle aber ein entsprechender Weg, der auch für Stadtführungen aufgegriffen werden und für Gelderner Gäste von Interesse sein kann. „Der Kunstwanderweg könnte eine Ergänzung beispielsweise zum Festungswanderweg sein“, findet Sabrina Kühle.
Eine ähnliche Neuerung könnten die Sozialdemokraten sich auch über die Architekturgeschichte in Geldern vorstellen oder über Lichtinstallationen in der Stadt. Für die nächsten zwei bis drei Wochen kündigte Sabrina Kühle im Gespräch einen weiteren SPD-Antrag an. Er soll sich mit der Kultur in der Gelderner Innenstadt allgemein beschäftigen.
Bei den anderen Fraktionen hat die SPD noch kein Stimmungsbild für ihre Initiative eingeholt. Sabrina
Kühle ist aber zuversichtlich, dass es für den Kunstwanderweg Unterstützung gibt. Da er digital veröffentlicht werden soll, handle es sich um eine relativ einfache Durchführung, für die man Mehrheiten finden könne. Auch in den anderen Fraktionen gebe es sicherlich Kulturinteressierte,
die das Vorhaben gutheißen dürften. Und dass Kultur auch gut für das Stadtmarketing ist, dürfte ihrer Ansicht nach allgemein Konsens sein. Von daher hofft sie, dass der Kunstwanderweg als „tolle, sinnvolle Ergänzung“bald umgesetzt werden kann.