Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ein Rundweg zur Kunst in Geldern

- VON MICHAEL KLATT

Die SPD-Fraktion hat die Einrichtun­g eines Kunstwande­rwegs beantragt. Er soll mit digitalen Informatio­nen über Objekte, Künstler und Entstehung­sgeschicht­e Werke ins breite Bewusstsei­n rücken.

GELDERN Rund anderthalb Stunden dauerte der Spaziergan­g von Familie Kühle. Es ging durch die Gelderner Innenstadt und angrenzend­e Flächen wie etwa den Egmondpark. Rund 20 Aufnahmen kamen als Ausbeute mit zurück. „Das war unsere Kunstfotos­afari“, erinnert sich Sabrina Kühle. Sie wollte mal feststelle­n, wo überall Künstler ihre Spuren im Stadtbild hinterlass­en haben. Und die SPD-Fraktion, der die 38-Jährige angehört, möchte die Skulpturen, Mosaike und Malereien im öffentlich­en Raum stärker ins Bewusstsei­n rücken. Sie hat an Bürgermeis­ter Sven Kaiser einen Antrag für einen Kunstwande­rweg gestellt.

Ursprung war laut Sabrina Kühle ein Gedanke während der Haushaltsb­eratungen: Wie kann man in Corona-Zeiten ein attraktive­s Kulturprog­ramm anbieten? „Mattez Deckers hat ja viel Kunst in den öffentlich­en Raum gebracht“, spielt die Sozialdemo­kratin auf dessen großformat­ige Graffiti an. Und 1990 habe ein Bildhauer-Symposium für viele Werke in der Stadt gesorgt. Werke, von denen manche aus dem allgemeine­n Bewusstsei­n verschwund­en sind. Zum Beispiel der „Demokratis­che Kreis“. Die vom Volksmund als „Marterpfäh­le“bezeichnet­en

Säulen standen einst auf dem Marktplatz. Jetzt fristen sie liegend hinter dem Bürgerforu­m ein eher abgeschied­enes Dasein und sind mit Grün bewachsen. Ähnlich wie die Skulptur am Mühlenturm. Auch die Stahlinsta­llation, die früher am alten Finanzamt stand und nach dem Willen der SPD am neuen Geldertor-Kreisverke­hr platziert werden soll, könnte ein Teil des Weges werden.

Dieses Viele könne man organisier­t zusammenfa­ssen, meint Sabrina Kühle. Der SPD schwebt ein Rundwander­weg vor zu den jeweiligen Kunstwerke­n. An jeder Station soll es über einen QR-Code Informatio­nen zu Werk und Künstler sowie zur Entstehung­sgeschicht­e geben. Die Politikeri­n ist überzeugt, dass es noch mehr Objekte gibt, als sie bei ihrer Fotosafari als ersten Eindruck aufgespürt hat. Hier habe sicherlich die Verwaltung einen Überblick.

„Geldern ist eine Kunststadt“, betont Sabrina Kühle. Sie verweist auf die aktiven Kulturvere­ine und auf Großverans­taltungen wie das Straßenmal­erfestival, das „Geldernsei­n“-Festival oder die Konzertrei­he „Gelderner Sommer“. Es fehle aber ein entspreche­nder Weg, der auch für Stadtführu­ngen aufgegriff­en werden und für Gelderner Gäste von Interesse sein kann. „Der Kunstwande­rweg könnte eine Ergänzung beispielsw­eise zum Festungswa­nderweg sein“, findet Sabrina Kühle.

Eine ähnliche Neuerung könnten die Sozialdemo­kraten sich auch über die Architektu­rgeschicht­e in Geldern vorstellen oder über Lichtinsta­llationen in der Stadt. Für die nächsten zwei bis drei Wochen kündigte Sabrina Kühle im Gespräch einen weiteren SPD-Antrag an. Er soll sich mit der Kultur in der Gelderner Innenstadt allgemein beschäftig­en.

Bei den anderen Fraktionen hat die SPD noch kein Stimmungsb­ild für ihre Initiative eingeholt. Sabrina

Kühle ist aber zuversicht­lich, dass es für den Kunstwande­rweg Unterstütz­ung gibt. Da er digital veröffentl­icht werden soll, handle es sich um eine relativ einfache Durchführu­ng, für die man Mehrheiten finden könne. Auch in den anderen Fraktionen gebe es sicherlich Kulturinte­ressierte,

die das Vorhaben gutheißen dürften. Und dass Kultur auch gut für das Stadtmarke­ting ist, dürfte ihrer Ansicht nach allgemein Konsens sein. Von daher hofft sie, dass der Kunstwande­rweg als „tolle, sinnvolle Ergänzung“bald umgesetzt werden kann.

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RP-FOTO: EVERS Sabrina Kühle in der Gelderner Glockengas­se. Dort könnten die Brunnenfig­uren und die Metallinst­allation im Hintergrun­d Stationen des von der SPD beantragte­n Kunstwande­rwegs werden.
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FOTOS: KLATT Ein Oktopus-Graffito an einer Mauer in der Hülser-Kloster-Gasse.
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Die Figurengru­ppe „Metamorpho­se“am Ende der Hartstraße.

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