Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Hanau-Gedenken: Die Liga kann mehr
Natürlich hat die Bundesliga Kenntnis genommen vom Jahrestag des rassistischen Terroranschlags von Hanau. Vor dem Freitagspiel zwischen Bielefeld gegen Wolfsburg hielten die beiden Kapitäne und der Schiedsrichter ein Schild hoch. „Niemals vergessen!“stand darauf. Ja, Leverkusens Aushängeschild Rudi Völler besuchte die Gedenkfeier in seiner Heimatstadt, und vor allem Eintracht Frankfurt mit den Namen und Konterfeis der Opfer auf Shirts nahm sich des Themas in beeindruckender Weise an. Aber als Fazit unter dem, was die Liga insgesamt auf die Beine stellte, steht ein Appell: Fußball, du kannst viel mehr tun!
Warum gab es keine konzertierte Aktion über alle DFL-Standorte hinweg? Wo war die Schweigeminute? Wo ein Anti-Rassismus-Clip im Vorfeld mit den Stars der Liga? Gab es alles nicht. Und das ist zu wenig für eine Branche, die allein in der Liga 34 Mal pro Saison eine der gesellschaftlich relevantesten Bühnen ihr Eigen nennt. Wo Millionen vor dem Fernseher sitzen und in Nicht-Pandemie-Zeiten auch in den Stadien, schöpft der Fußball sein Potenzial als Weltverbesserer nicht annähernd aus.
Wieso stellt die Liga nicht jeden zweiten Spieltag unter ein generelles Motto? Geht zur Darmkrebs-Früherkennung! Spendet für die, denen es nicht so gut geht! Spendet Blut! Nie wieder Nazi-Terror! Lasst uns unsere Kinder besser schützen! NGOs, Aktionen und Initiativen stünden Schlange für die Aufmerksamkeit, die die DFL bieten kann. Die US-Football-Liga NFL stellt einen Spieltag unter die Farbe Pink und will so für das Thema Brustkrebs sensibilisieren. Kann das der Fußball nicht?
Die DFL verweist regelmäßig stolz auf das, was sie für die Gesellschaft tut. Auf die Fördermaßnahmen seitens der Bundesliga-Stiftung. Und sie tut ja auch unbestritten einiges, aber an Spieltagen wie diesem sind es eben die emotionalen Aktionen wie die von Amin Younes, die das Glas mit ein bisschen Nachdenken dann doch eher halbleer und nicht halbvoll erscheinen lassen.