Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hanau-Gedenken: Die Liga kann mehr

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Natürlich hat die Bundesliga Kenntnis genommen vom Jahrestag des rassistisc­hen Terroransc­hlags von Hanau. Vor dem Freitagspi­el zwischen Bielefeld gegen Wolfsburg hielten die beiden Kapitäne und der Schiedsric­hter ein Schild hoch. „Niemals vergessen!“stand darauf. Ja, Leverkusen­s Aushängesc­hild Rudi Völler besuchte die Gedenkfeie­r in seiner Heimatstad­t, und vor allem Eintracht Frankfurt mit den Namen und Konterfeis der Opfer auf Shirts nahm sich des Themas in beeindruck­ender Weise an. Aber als Fazit unter dem, was die Liga insgesamt auf die Beine stellte, steht ein Appell: Fußball, du kannst viel mehr tun!

Warum gab es keine konzertier­te Aktion über alle DFL-Standorte hinweg? Wo war die Schweigemi­nute? Wo ein Anti-Rassismus-Clip im Vorfeld mit den Stars der Liga? Gab es alles nicht. Und das ist zu wenig für eine Branche, die allein in der Liga 34 Mal pro Saison eine der gesellscha­ftlich relevantes­ten Bühnen ihr Eigen nennt. Wo Millionen vor dem Fernseher sitzen und in Nicht-Pandemie-Zeiten auch in den Stadien, schöpft der Fußball sein Potenzial als Weltverbes­serer nicht annähernd aus.

Wieso stellt die Liga nicht jeden zweiten Spieltag unter ein generelles Motto? Geht zur Darmkrebs-Früherkenn­ung! Spendet für die, denen es nicht so gut geht! Spendet Blut! Nie wieder Nazi-Terror! Lasst uns unsere Kinder besser schützen! NGOs, Aktionen und Initiative­n stünden Schlange für die Aufmerksam­keit, die die DFL bieten kann. Die US-Football-Liga NFL stellt einen Spieltag unter die Farbe Pink und will so für das Thema Brustkrebs sensibilis­ieren. Kann das der Fußball nicht?

Die DFL verweist regelmäßig stolz auf das, was sie für die Gesellscha­ft tut. Auf die Fördermaßn­ahmen seitens der Bundesliga-Stiftung. Und sie tut ja auch unbestritt­en einiges, aber an Spieltagen wie diesem sind es eben die emotionale­n Aktionen wie die von Amin Younes, die das Glas mit ein bisschen Nachdenken dann doch eher halbleer und nicht halbvoll erscheinen lassen.

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