Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Was von zwei Titelkämpfen übrig bleibt
Die deutschen Ski-Rennfahrer schneiden bei ihrer Weltmeisterschaft viel besser ab als erwartet. Die Biathleten bestätigen in Pokljuka hingegen die enttäuschenden Leistungen aus der bisherigen Weltcup-Saison.
POKLJUKA/CORTINA D‘AMPEZZO (dpa) Sie gingen mit unterschiedlichen Erwartungen in ihre jeweilige Weltmeisterschaft, die deutschen Biathleten und de Apin-Skifahrer. Und heraus kamen sie mit einer jeweils unerwarteten Bilanz: Die Skijäger trauern besseren Zeiten hinterher, während die Alpinen die gesteckten Ziele übertreffen konnten. Zwei Titelkämpfe, zwei entgegengesetzte Fazits:
Biathlon Am Ende einer für die deutschen Biathleten so enttäuschenden WM blieben Arnd Peiffer nur die Glückwünsche an den Sieger. Mit Platz zwölf im Massenstart beschloss der Harzer am Sonntag das Saison-Highlight im slowenischen Pokljuka, das mit lediglich zweimal Silber so schlecht endete, wie zuvor überhaupt nur einmal seit der Wiedervereinigung. Die angestrebte Medaillenausbeute von vier bis fünf wurde verfehlt, einige Rennen liefen sogar historisch schwach.
„Wir haben sicher nicht das erreicht, was wir erreichen wollten. Wir sind nicht 100 Prozent zufrieden, aber es war nicht alles schlecht“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Grund zum Jubeln hatte am Abschluss-Wochenende einzig die starke Frauenstaffel, die Franziska Preuß mit einer Energieleistung am Samstag auf den letzten Metern zu Silber geführt hatte. Mit einer Einzelmedaille konnte sich die Bayerin aber nicht belohnen. „Ich sehe, dass ich es kann, es sind nur kleine Stellschrauben, die manchmal nicht passen. Aber ich habe eine richtig gute WM gemacht und das nehme ich mit“, sagte Preuß nach Rang sechs am Sonntag im Massenstart.
Am Ende bleibt jedoch, dass die einst so erfolgsverwöhnten DSV-Frauen erstmals seit 1997 bei einer WM in den Individualwettbewerben ganz ohne Edelmetall blieben. „Es ist echt schwer. Man braucht einen richtig guten Tag“, sagte Preuß: „Ich hatte das Ziel, eine Einzelmedaille zu gewinnen. Das habe ich nicht geschafft.“
Bei den Männern gelang das zwar Peiffer mit Silber im Einzel, dafür scheiterte die Herren-Staffel am Samstag krachend am Ziel Podest. Nach einem unerklärlichen Leistungseinbruch von Startläufer Erik Lesser landete der Thüringer mit Roman Rees, Peiffer und Benedikt Doll nur auf Platz sieben.
Ski Alpin Diese letzte deutsche Szene passte so gar nicht ins Bild. Linus Straßer winkte kurz in die Kamera, legte den Kopf zur Seite und wollte nach einem völlig verpatzten Slalom einfach nur weg. „Mir war das Ergebnis ziemlich egal“, sagte der enttäuschte Münchner am Sonntag, als bei frühlingshaften Bedingungen am Fuße des Tofane-Massivs andere rund um Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen jubelten. Statt der fünften DSV-Medaille sprang für Straßer nur ein 15. Platz heraus.
Auch wenn der Abschluss des
Saisonhöhepunkts in den Dolomiten für das deutsche Team daneben ging, trübte das den sehr positiven Gesamteindruck nur marginal. Die silbern funkelnde erste WM-Woche mit den drei Vizeweltmeistern Romed Baumann, Kira Weidle und Andreas Sander sowie die emotionale Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb machten aus der Truppe des Deutschen Skiverbands (DSV ) in Italien das „Highlight-Team“, wie Alpinchef Wolfgang Maier resümierte. „Vier Medaillen sind deutlich mehr, als man sich von uns erwartet hat.“
Die erfolgreichsten Weltmeisterschaften seit 2013 sorgten für viel Genugtuung im DSV-Tross, der in einem schwierigen Winter ohne die zurückgetretene Viktoria Rebensburg und weitgehend ohne den verletzten Top-Abfahrer Thomas
Dreßen pünktlich zum Höhepunkt in Topform war.
Straßer verpatzte hingegen als Mitanwärter auf eine Medaille den ersten Durchgang und wurde weit hinter der Spitze – und auch hinter einem Belgier, Bulgaren, Russen und Griechen – 23. Weil das Start-Reglement geändert worden war und er im Finale erst als 23. antreten musste, war ein vorderer Platz futsch.
Ansonsten waren Damen-Slalom und -Riesenslalom in Cortina die Disziplinen, in denen dem DSVTeam Grenzen aufgezeigt wurden. Klar war, „dass wir da nicht konkurrenzfähig sind“, sagte Maier. „Da gibt es massivste Baustellen zu beheben, damit wir da wieder besser werden.“Die Motivation dafür sind die anderen Erfolge dieser zwei WM-Wochen.