Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Intensivärzte warnen vor Lockerung
Dann drohe eine dritte Welle, heißt es. Auch die Kanzlerin mahnt zur Vorsicht.
BERLIN (jd/jw/mar/mün) Führende Intensivmediziner haben vor eiligen Lockerungen gewarnt. „Bund und Länder müssen jetzt aufpassen, das Spiel in der Verlängerung nicht zu verlieren“, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin, unserer Redaktion. „Unsere Berechnungen zeigen, dass die Impfungen noch nicht schnell genug sind, um eine dritte Welle zu verhindern, wenn es vor April eine Rückkehr zum Lockdown light wie im November gibt“, sagte Karagiannidis.
Zuvor war bekannt geworden, dass auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für eine vorsichtige Öffnungsstrategie plädiert hat. Schritte müssten gekoppelt mit vermehrten Tests gegangen werden, sagte Merkel nach Angaben von Teilnehmern im CDU-Präsidium. Merkel machte demnach deutlich, dass sie drei Bereiche sehe: den Bereich der persönlichen Kontakte, die Schulen und Berufsschulen sowie Sportgruppen, Restaurants und Kultur. Ziel sei es, Pakete zu schnüren, um Öffnungen möglich zu machen und dann anzupassen.
Von diesem Dienstag an soll demnach eine Arbeitsgruppe mit Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) und den Chefs der Staatskanzleien der Länder zum Thema Öffnungen tagen. Dabei soll die für den 3. März geplante Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin vorbereitet werden. Ziel ist es, dann Pläne für Öffnungsschritte zu präsentieren.
Im Präsidium sei auch über die Möglichkeit gesprochen worden, wie Haus- und Betriebsärzte in Impfungen eingebunden werden könnten, hieß es. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe aber betont, dass dies nur sinnvoll sei, wenn man wie bei der Grippeimpfung drei bis fünf Millionen Impfdosen pro Woche zur Verfügung habe.
Die Kurve der Neuinfektionszahlen hatte am Sonntag den vierten Tag in Folge nach oben gezeigt – trotz des seit Mitte Dezember geltenden Lockdowns. Am Montag meldete das Robert-Koch-Institut kaum Veränderung: Binnen eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 4369 Neuinfektionen; eine Woche zuvor waren es 4426 gewesen. Politik