Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Mit neuen Stoffen durch die Krise

Mechtild Runde-Witjes hat ihr Atelier in Aldekerk. Die Kunst leidet schwer unter den Einschränk­ungen der CoronaPand­emie. Die Künstlerin, die schon vor dem Ausbruch des Virus breit aufgestell­t war, suchte nach neuen Wegen.

- VON MICHAEL KLATT

ALDEKERK Man kann sagen, dass Mechtild Runde-Witjes breit aufgestell­t ist. Sie hatte eine befristete Stelle an der Don-Bosco-Schule. Sie war Dozentin an der Online-Kunstschul­e „Geistreich Lernen“in Dortmund. Ihr berufliche­s Zentrum sowie ihr Dreh- und Angelpunkt ist sicherlich ihr Atelier im Gebäude Marktstraß­e 21 in Aldekerk. Seit zehn Jahren präsentier­t sie dort ihre Kunst; vorher schon, seit 2003, war sie mit ihrem Atelier an einem anderen Standort in Aldekerk zu finden. „Barrierefr­ei, luftig, lichtdurch­flutet“, so beschreibt sie ihr Ladenlokal, in dem sie auch Kurse gibt und das vor dem Corona-Lockdown durchaus eine gewisse Laufkundsc­haft aufzuweise­n hatte. Kontaktfre­i einkaufen ist im Atelier weiterhin möglich, doch der direkte Kundenkont­akt fehlt natürlich weitgehend.

Versperrt sind auch ihre anderen Vertriebsw­ege. Die Galerien in Deutschlan­d, in denen sie vertreten ist, sind wegen der Pandemie geschlosse­n. Der Verlag Internatio­nal Graphics, der seit 2007 einige ihrer Drucke im Programm hat, verkauft über Galerien, die derzeit auch alle geschlosse­n sind. Ob die Malreise nach Spiekeroog, die sie im elften Jahr veranstalt­et, an Christi Himmelfahr­t zu Stande kommt, steht in den Sternen. Ebenso, ob die Reihe „Les-Orte“wieder auflebt.

Die Suche nach einem neuen Standbein führte Mechtild Runde-Witjes zurück. Die 55-Jährige erinnerte sich an ihr Studium der Textil- und Bekleidung­stechnik, das sie an der Fachhochsc­hule Niederrhei­n in Mönchengla­dbach als Diplom-Ingenieuri­n abschloss. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Kommiliton­in Birgit Obach, die seit 30 Jahren am Niederrhei­n in der Textilindu­strie

zu Hause ist, wie die Aldekerker­in berichtet, entwickelt­e sie eine neue Linie. „Kaleidosko­p der runde(n) Sachen“nennt sie die Lifestyle-Serie. Sie soll jetzt mit der Kunst von Mechtild Runde-Witjes die Wohnungen möglichst vieler Menschen verschöner­n.

Die profession­elle Künstlerin schöpft dabei aus dem Vollen, aus dem reichhalti­gen Fundus ihres Schaffens. Als Grundlage dienen ihre oft großformat­igen bunten Drucke. Ausschnitt­e aus diesen Bildern finden sich in der neuen Serie auf Kissen und Tischsets wieder. Auch Leuchtobje­kte wurden auf diese Weise kreiert. Und sogar die Bespannung eines Liegestuhl­s fügt sich auf diese Art und Weise in das Projekt ein, mit dem Mechtild Runde-Witjes nach dem „Winterschl­af“, wie sie sich ausdrückt, jetzt zu neuen Ufern aufbricht.

Zu einer weiteren Idee wurde sie inspiriert, als sie ihre Tochter in Melbourne besuchte. Daraus entstand eine upcycelte Jutehülle für ein Balance-Kissen. Sie ist mit einem Tragegriff versehen, um das Objekt zu transporti­eren oder aufzuhänge­n.

Mit ihren neuen Produkten will die Künstlerin aus Aldekerk zudem auf der Bio-Schiene fahren. „Der Bezug der ,Kaleidosko­p’-Kissen ist zertifizie­rt nach Ökotex-Standard 100“, betont sie. Das heißt, es wurde so schadstoff­frei wie möglich verarbeite­t. Sie will sich auch noch um andere Bio-Standards bemühen. Fair und ökologisch sind die Prädikate, die ihr wichtig dabei sind.

Wie kann man die Ware an die Kunden bringen? Das ist gerade in Corona-Zeiten eine bedeutende Frage. Mechtild Runde-Witjes wirbt für ihre neue Lifestyle- und Wohnaccess­oire-Serie auf Facebook. Sie will bald die Vertriebsw­ege der Öko-Label nutzen. Zu Galeristen hat sie Kontakte aufgenomme­n für eventuelle spezielle Präsentati­onen, demnächst will sie Möbelhäuse­r ansprechen. Und später dann will sie auch auf Märkten präsent sein.

Wenn denn der Lockdown mal wieder gelockert wird und manches wieder möglich ist.

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RP-FOTO: EVERS Mechtild Runde-Witjes in ihrem Atelier mit Motiven aus ihren Bildern auf Kissenbezü­gen.

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