Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Mit neuen Stoffen durch die Krise
Mechtild Runde-Witjes hat ihr Atelier in Aldekerk. Die Kunst leidet schwer unter den Einschränkungen der CoronaPandemie. Die Künstlerin, die schon vor dem Ausbruch des Virus breit aufgestellt war, suchte nach neuen Wegen.
ALDEKERK Man kann sagen, dass Mechtild Runde-Witjes breit aufgestellt ist. Sie hatte eine befristete Stelle an der Don-Bosco-Schule. Sie war Dozentin an der Online-Kunstschule „Geistreich Lernen“in Dortmund. Ihr berufliches Zentrum sowie ihr Dreh- und Angelpunkt ist sicherlich ihr Atelier im Gebäude Marktstraße 21 in Aldekerk. Seit zehn Jahren präsentiert sie dort ihre Kunst; vorher schon, seit 2003, war sie mit ihrem Atelier an einem anderen Standort in Aldekerk zu finden. „Barrierefrei, luftig, lichtdurchflutet“, so beschreibt sie ihr Ladenlokal, in dem sie auch Kurse gibt und das vor dem Corona-Lockdown durchaus eine gewisse Laufkundschaft aufzuweisen hatte. Kontaktfrei einkaufen ist im Atelier weiterhin möglich, doch der direkte Kundenkontakt fehlt natürlich weitgehend.
Versperrt sind auch ihre anderen Vertriebswege. Die Galerien in Deutschland, in denen sie vertreten ist, sind wegen der Pandemie geschlossen. Der Verlag International Graphics, der seit 2007 einige ihrer Drucke im Programm hat, verkauft über Galerien, die derzeit auch alle geschlossen sind. Ob die Malreise nach Spiekeroog, die sie im elften Jahr veranstaltet, an Christi Himmelfahrt zu Stande kommt, steht in den Sternen. Ebenso, ob die Reihe „Les-Orte“wieder auflebt.
Die Suche nach einem neuen Standbein führte Mechtild Runde-Witjes zurück. Die 55-Jährige erinnerte sich an ihr Studium der Textil- und Bekleidungstechnik, das sie an der Fachhochschule Niederrhein in Mönchengladbach als Diplom-Ingenieurin abschloss. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Kommilitonin Birgit Obach, die seit 30 Jahren am Niederrhein in der Textilindustrie
zu Hause ist, wie die Aldekerkerin berichtet, entwickelte sie eine neue Linie. „Kaleidoskop der runde(n) Sachen“nennt sie die Lifestyle-Serie. Sie soll jetzt mit der Kunst von Mechtild Runde-Witjes die Wohnungen möglichst vieler Menschen verschönern.
Die professionelle Künstlerin schöpft dabei aus dem Vollen, aus dem reichhaltigen Fundus ihres Schaffens. Als Grundlage dienen ihre oft großformatigen bunten Drucke. Ausschnitte aus diesen Bildern finden sich in der neuen Serie auf Kissen und Tischsets wieder. Auch Leuchtobjekte wurden auf diese Weise kreiert. Und sogar die Bespannung eines Liegestuhls fügt sich auf diese Art und Weise in das Projekt ein, mit dem Mechtild Runde-Witjes nach dem „Winterschlaf“, wie sie sich ausdrückt, jetzt zu neuen Ufern aufbricht.
Zu einer weiteren Idee wurde sie inspiriert, als sie ihre Tochter in Melbourne besuchte. Daraus entstand eine upcycelte Jutehülle für ein Balance-Kissen. Sie ist mit einem Tragegriff versehen, um das Objekt zu transportieren oder aufzuhängen.
Mit ihren neuen Produkten will die Künstlerin aus Aldekerk zudem auf der Bio-Schiene fahren. „Der Bezug der ,Kaleidoskop’-Kissen ist zertifiziert nach Ökotex-Standard 100“, betont sie. Das heißt, es wurde so schadstofffrei wie möglich verarbeitet. Sie will sich auch noch um andere Bio-Standards bemühen. Fair und ökologisch sind die Prädikate, die ihr wichtig dabei sind.
Wie kann man die Ware an die Kunden bringen? Das ist gerade in Corona-Zeiten eine bedeutende Frage. Mechtild Runde-Witjes wirbt für ihre neue Lifestyle- und Wohnaccessoire-Serie auf Facebook. Sie will bald die Vertriebswege der Öko-Label nutzen. Zu Galeristen hat sie Kontakte aufgenommen für eventuelle spezielle Präsentationen, demnächst will sie Möbelhäuser ansprechen. Und später dann will sie auch auf Märkten präsent sein.
Wenn denn der Lockdown mal wieder gelockert wird und manches wieder möglich ist.