Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Flick setzt gegen Lazio auf Goretzka
Der Bayern-Trainer muss in der Königsklasse ein neues Erfolgsrezept finden.
ROM (dpa) Den Geburtstags-Trip nach Rom mit Lazio-Kenner Miroslav Klose als kundigem Stadtführer hätte sich Bayern-Coach Hansi Flick entspannter gewünscht. Die Champions-League-Dienstreise in die Ewige Stadt, die sich in der Corona-Pandemie gerade ohne die gewohnten Touristenströme im wärmenden Sonnenschein erkunden lässt, steht nämlich plötzlich unter einem ganz anderen Motto: Straucheln die in der Bundesliga wankenden Münchner ohne Anführer Thomas Müller am Dienstag (21 Uhr/ Sky) im Premierenduell mit Lazio Rom erstmals unter Erfolgscoach Flick auch auf Europas großer Fußball-Bühne?
Flick antwortete am Montag so: „Wir wissen, was in den letzten Tagen alles passiert ist. Die Belastung war sehr hoch, und der eine oder andere Spieler, der uns gut tut, fehlt. Aber Champions League sind besondere Spiele für uns.“Er möchte nur zu gerne mit einem Erfolg in seinen 56. Geburtstag am Mittwoch hineinfeiern.
Und so vertraut er darauf, dass nach den jüngsten 0:2-Rückständen gegen Bielefeld (3:3) und Frankfurt (1:2) allein das Ertönen der Königsklassen-Hymne im Stadio Olimpico bei seinen Vielspielern wie ein Aufputschmittel wirkt. Angreifer Kingsley Coman glaubt an diesen Effekt. „Es war bei uns zuletzt ein wenig Müdigkeit da. Aber jetzt ist es ein Spiel in der Champions League“, sagte der Franzose.
Die Titelverteidigung in der Königsklasse ist das alles überstrahlende Saisonziel für Weltfußballer Robert Lewandowski und Kollegen. Seit 17 Partien sind die Bayern in der Champions League ungeschlagen.
Klose, der bis zum Karriereende 2016 fünf Jahre für Lazio stürmte, sieht seine Bayern gegen seinen „Wunschgegner“zwar immer noch in der Favoritenrolle, „aber nicht klar, wenn ich auf die Personalsituation schaue“, wie Flicks Assistent im „Kicker“-Interview sagte.
Neben Antreiber Müller fallen auch Serge Gnabry, Benjamin Pavard, Corentin Tolisso oder Douglas Costa weiterhin aus. Der angeschlagene Niklas Süle trainierte am Montag nicht, sondern ließ sich pflegen. „Es ist entscheidend, dass er in Rom dabei sein kann“, sagte Flick über den Abwehrspieler, der wieder hinten rechts aushelfen soll.
Eine Schlüsselrolle kommt auch Leon Goretzka zu. Mit dem Nationalspieler sprach Flick am Montag lange auf dem Trainingsplatz. Goretzka ist Flicks Hoffnungsträger, womöglich auf Müllers Zehner-Position.
Goretzka strahlte nach seiner überstandenen Corona-Infektion beim 45-Minuten-Comeback in Frankfurt mit seiner Aggressivität genau das aus, was Flick ohne Wortführer Müller zuletzt auf dem Platz vermisst hat. „Er hat eine positive Energie ausgestrahlt und diese auf die Mannschaft übertragen“, lobte Flick. In Rom werde Goretzka darum beginnen. Er soll im Mittelfeld rackern, solange die Kräfte reichen. „Wenn er die Leistung wie in Frankfurt abruft, tut uns das gut“, sagte der Bayern-Trainer.