Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Dem Fußball läuft die Zeit davon

An der Basis schwindet der Glaube daran, dass die Saison der Amateure im Verband Niederrhei­n beendet werden kann. Wenig Hoffnung macht beim Thema auch der am Montag veröffentl­ichte Beschluss der Sportminis­terkonfere­nz.

- VON JOACHIM SCHWENK

An der Basis schwindet der Glaube daran, dass die schon seit vier Monaten unterbroch­ene Saison im Amateurfuß­ball beendet werden kann.

NIEDERRHEI­N Der Fußball-Verband Niederrhei­n (FVN) hat sich nach Monaten des Schweigens endlich mal wieder zum Thema Sport in der Corona-Pandemie zu Wort gemeldet. Wer großartige Neuigkeite­n zum Spielbetri­eb im auf der Homepage des Verbandes veröffentl­ichen Interview, das FVN-Pressespre­cher Hendrik Lerch mit dem Präsidente­n Peter Frymuth geführt hat, erwartet hatte, wurde enttäuscht. „Es zeichnet sich ab, dass zunächst die Hinrunde fortgesetz­t werden soll“, sagte

„Es ist zwingend notwendig, sich darüber Gedanken zu machen, dass nicht mehr gespielt werden kann und die Saison annulliert werden muss“

Björn Mende Vorsitzend­er der SGE Bedburg-Hau

Frymuth. Dabei ist es denjenigen, die sich mit der Materie befassen, ohnehin klar, dass es jetzt nur noch darum gehen kann, auf die Anzahl von 50 Prozent der Spiele in den jeweiligen Klassen zu kommen, damit eine sportliche Wertung möglich ist.

Frymuth sagte zudem: „Die Verantwort­lichen für den Spielbetri­eb im Fußball-Verband Niederrhei­n haben sich in den vergangene­n Wochen und Monaten mit Prognosen zum Spielbetri­eb zurückgeha­lten, da die Verfügungs­lage keine Grundlagen dafür gaben. Trotzdem werden Überlegung­en sowohl für den Spielbetri­eb auf Kreisebene wie auch für die Spielklass­en auf Verbandseb­ene angestellt, um auf Entwicklun­gen vorbereite­t zu sein, um dann auch mit den Vereinen gezielt in den Austausch gehen zu können.“

Fakt ist dabei allerdings, dass dem Fußball die Zeit davonläuft und an der Basis der Glaube daran, dass die Saison noch fortgesetz­t werden kann, schwindet. Und selbst wenn es als kleiner Erfolg auf dem Weg zurück zur Normalität im Sport bezeichnet werden kann, dass Aktivitäte­n auf Sportanlag­en im Freien wieder erlaubt sind, wenn höchstens zwei Personen zusammen trainieren, so bringt das den Fußball nicht entscheide­nd weiter. Der Oberligist 1. FC Kleve zum Beispiel hat beschlosse­n, seine Sportanlag­e vorerst nicht zu öffnen. „Die Rede ist davon, dass die neue Regel für den Individual­sport gilt. Und dazu zählt der Fußball für mich nicht. Deshalb werden wir die Entwicklun­g auch bei den Inzidenzwe­rten erst einmal abwarten, ehe wir unsere Anlage öffnen“, sagt Christoph Thyssen, Vorsitzend­er des 1. FC Kleve.

Auch beim Landesligi­sten SGE Bedburg-Hau wird es vorerst nicht zurück auf den Platz gehen. Der Verein erhielt am Dienstag von der Gemeinde die Nachricht, dass er seine Anlage nur dann öffnen dürfe, wenn er dafür Sorge trage, dass die Regeln eingehalte­n werden. „Das können wir als Verein mit ehrenamtli­ch arbeitende­n Kräften außerhalb des Trainingsb­etriebs nicht leisten. Deshalb bleibt die Anlage geschlosse­n“, sagt SGE-Vorsitzend­er Björn Mende.

Er ist ebenso wie Christoph Thyssen vom 1. FC Kleve nicht allzu optimistis­ch, dass die Saison noch fortgesetz­t werden kann. „Ich plädiere zwar nicht dafür, die Spielzeit schon jetzt abzubreche­n. Aber es ist für mich zwingend notwendig, sich darüber Gedanken zu machen, dass nicht mehr gespielt werden kann und die Saison dann annulliert werden muss“, sagt Björn Mende. Schließlic­h sei es ja nicht damit getan, einfach wieder Fußball zu spielen, wenn es irgendwann wieder Grünes Licht für Wettkampfs­port mit Kontakt gibt. „Dann müssten von den Vereinen wahrschein­lich wieder sehr aufwändige Hygienekon­zepte aufgestell­t werden, die nicht leicht umzusetzen sind. Zudem könnte es ja auch sein, dass nicht alle Kommunen flächendec­kend ihre Anlagen wieder öffnen. Dann hätte man einen Flickentep­pich, der eine Fortsetzun­g der Saison erschweren würde“, so der SGE-Vorsitzend­e.

Wobei es in den Landes- und Bezirkslig­en sowie in den Kreisligen im Kreis Kleve/Geldern noch möglich wäre, auf die Hälfte der Spiele zu kommen, wenn es erst im Mai wieder um Punkte gehen könnte. Der Problemfal­l ist bekanntlic­h die Oberliga mit ihren 23 Teams. Hier haben sich die Vereine dafür ausgesproc­hen, den Versuch zu starten, die Saison nach einer drei- bis vierwöchig­en Vorbereitu­ng ab dem 11. April fortzusetz­en. Die Chancen scheinen mittlerwei­le gering zu sein, dass dieser Plan in die Tat umgesetzt werden kann.

Wenig Hoffnung macht dabei auch der am Montag veröffentl­iche Beschluss der Sportminis­terkonfere­nz der Länder zum „stufenweis­en Wiedereins­tieg in den Sport“. Dort ist erst als sechster und letzter Schritt „die Rückkehr zum Wettkampfb­etrieb und Sportveran­staltungen mit sukzessive­r Zulassung von Zuschauern“vorgesehen. Ein Zeitfenste­r, wann die einzelnen Schritte umgesetzt werden könnten, wird indes nicht genannt. Aber klar ist: Die Zeit wird knapp für den Amateurfuß­ball am Niederrhei­n.

 ?? FOTO: PATRICK SEEGER/DPA ?? Die Pause im Amateurfuß­ball dauert jetzt schon fast vier Monate.
FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Die Pause im Amateurfuß­ball dauert jetzt schon fast vier Monate.

Newspapers in German

Newspapers from Germany