Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Für wen sich der Kauf eines Elektroautos lohnt
Nach stockendem Start sind E-Autos und Plug-in-Hybride auf dem Vormarsch. Aber ab wann lohnt sich die Förderung? Ein Überblick.
DÜSSELDORF Die Zahl der Elektroautos und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auf deutschen Straßen ist zuletzt stark gestiegen. Das liegt auch daran, dass der Staat und die Hersteller durch verschiedene Vergünstigungen und Prämien die Anschaffung attraktiver machen. Wir erklären, für wen sich ein Elektroauto lohnt – und worauf man dabei achten sollte.
Kostenvergleich Der Automobilclub ADAC hat im vergangenen Jahr errechnet, dass Autos mit Elektromotor durch Prämien und andere Vorteile inzwischen in vielen Fällen günstiger sind als Autos mit Verbrennungsmotor. Berechnet wurden dabei die Vollkosten – also die Kosten für die Anschaffung, die Kfz-Versicherung, Steuern, durchschnittlichen Kosten für die Wartung und die Preise für Energie – in Form von Kraftstoff oder Strom. Der ADAC hat sogar Pauschalen für die Wagenwäsche in die Berechnung einbezogen – sowie den Wertverlust des Fahrzeugs über die Haltedauer. In die Berechnung eingeflossen sind die Fahrzeugkosten bei einer Haltedauer von fünf Jahren und einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern. In den Berechnungen schnitt die – seit dem Jahreswechsel nicht mehr bestellbare – elektrische Version des VW-Kompaktklasse-Modells Golf (100 kW) mit einem Preis von 40,8 Cent pro Kilometer beispielsweise günstiger ab als ein Golf VIII mit Dieselmotor (110 kW ) mit 49,2 Cent. Umgekehrt gab es auch Hersteller, bei denen der Verbrenner im Vergleich noch immer klar besser abschnitt.
Generell gilt: Ein günstiger Spritpreis begünstigt Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, ein hoher Spritpreis macht sie unattraktiver. Genauso wie der hohe Strompreis hierzulande E-Autos weniger attraktiv macht als in anderen Ländern. Bei seinen Berechnungen legte der ADAC einen Spritpreis von 1,15 Euro (Diesel) bzw. 1,25 Euro (Normal/Super) pro Liter zugrunde. Strom wurde mit 0,36 Euro je Kilowattstunde eingepreist.
Innovationsprämie Seit dem 8. Juli 2020 gibt es in Deutschland die sogenannte Innovationsprämie. Damit will die Bundesregierung den Verkauf von elektrifizierten Autos weiter fördern. Die Kosten für die Prämie tragen der Bund (zwei Drittel) und die Hersteller (ein Drittel). Der Zuschuss gilt für Fahrzeuge, die bis zum 31. Dezember 2021 erstmalig zugelassen werden, beziehungsweise für junge Gebrauchte, deren Erstzulassung nach dem 4. November 2019 erfolgt ist und die bis zum 31. Dezember 2021 zum zweiten Mal zugelassen werden. Die Förderung gilt auch für Transporter wie den Streetscooter.
Für Elektroautos mit einem Nettolistenpreis unter 40.000 Euro gibt es einen Zuschuss von bis zu 9000 Euro – egal, ob die Fahrzeuge batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle fahren. Liegt der Listenpreis über 40.000 Euro, beträgt die
Prämie bis zu 7500 Euro. Plug-in-Hybride, die auf ein Nebeneinander von Verbrennungs- und Elektromotor setzen, werden bei einem Nettolistenpreis unter 40.000 Euro mit bis zu 6750 Euro gefördert. Bei einem Listenpreis über 40.000 Euro liegt die Förderung bei bis zu 5625 Euro.
Bei Leasing-Fahrzeugen wird die Prämie bei einer Leasing-Laufzeit unter 24 Monaten nur gestaffelt bezahlt. Anträge für die Prämie müssen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gestellt werden (www.bafa.de). Die Erstzulassung bei Gebrauchtfahrzeugen darf wiederum nur maximal zwölf Monate zurückliegen, andernfalls kommt das Fahrzeug nicht für die Prämienförderung infrage. Das gilt auch, wenn die Laufleistung bei mehr als 15.000 Kilometern liegt.
Bei Gebrauchtfahrzeugen wird zudem ein Wertverlust einkalkuliert, der bei 80 Prozent des Listenpreises des Neufahrzeugs (brutto, inklusive Sonderausstattung) liegt. Einen Rechtsanspruch auf die Prämie gibt es nicht. Sie wird nur so lange gezahlt, wie dafür Mittel im Bundeshaushalt bereitstehen. Die Kaufprämie wird auch über das Jahr 2021 hinaus gezahlt – dann halbiert sich allerdings der Anteil, den die Bundesregierung hinzugibt.
Laden Vor der Anschaffung eines Elektroautos sollte man sich über sein eigenes Nutzerverhalten klar werden. Denn das Ladesäulennetz in Deutschland ist mittlerweile furchtbar unübersichtlich (inklusive unterschiedlicher Kundenkarten), die Preise schwanken stark und liegen
deutlich über den Kosten, die beim Laden des Fahrzeugs in der eigenen Garage anfallen würden. Mit einer zuvor installierten Wallbox lässt sich das Auto zu Hause günstig laden – zumal es Tarife gibt, die günstiger sind als der Stromtarif für den Haushalt. Die Wallboxen werden bei privater Nutzung von der staatlichen Förderbank Kfw unter bestimmten Voraussetzungen mit 900 Euro bezuschusst.
NRW hat ein eigenes Förderprogramm, das allerdings nicht mit dem Kfw-Programm kombiniert werden kann (www.elektromobilitaet.nrw). Dabei wird die Einrichtung einer privaten Ladestation mit bis zu 50 Prozent der Ausgaben gefördert, maximal jedoch mit 1000 Euro. Wichtig ist, dass der Förderantrag beim NRW-Programm vor der Installation gestellt wird.
Steuer Wer bis zum 31. Dezember 2025 ein Elektroauto neu zulässt, wird zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Die Stiftung Warentest weist außerdem darauf hin, dass einige der Kosten, die bei der Installation einer Wallbox durch die Handwerker anfallen, über die Steuererklärung als haushaltsnahe Dienstleistung geltend gemacht werden können.