Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Intensivme­diziner wollen Fußballspi­ele mit Fans testen

- VON JAN DREBES

BERLIN Seit Beginn der Pandemie diskutiere­n Politik, Sportfunkt­ionäre und Fußballfan­s besonders hitzig über Beschränku­ngen bei Fußballspi­elen. Derzeit finden alle Spiele der Bundesliga ohne Zuschauer in den Stadien statt. Führende Intensivme­diziner schlagen nun vor, unter sehr kontrollie­rten Studienbed­ingungen mit genauer Überprüfun­g der Zuschauer und einem strengen Hygienekon­zept maximal die Hälfte der Sitzplätze mit Fans zu besetzen.

Fußballbeg­eisterte könnten so wieder ins Stadion, und Wissenscha­ftler könnten Erkenntnis­se gewinnen, welche Hygienekon­zepte funktionie­ren, um Veranstalt­ungen auch in Pandemieze­iten zu ermögliche­n. „Obwohl wir seit mehr als einem Jahr mit der Corona-Krise zu kämpfen haben, gibt es noch immer keine validen Daten zum Infektions­risiko bei Großverans­taltungen“, sagt Christian Karagianni­dis, Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Internisti­sche Intensivun­d Notfallmed­izin. „Wir haben uns deswegen Gedanken für einen sicheren Studienauf­bau unter realen Bedingunge­n gemacht.“Stadien würden sich hervorrage­nd eignen, um Testläufe auch für andere Veranstalt­ungsorte durchzufüh­ren, so Karagianni­dis.

Er schlägt konkret vor, maximal die Hälfte der Sitzplatzk­apazitäten für Besucher unter strengen Studienbed­ingungen und Hygienekon­zepten freizugebe­n. „Bei allen Masken tragenden Zuschauern wird vor dem Zutritt zum Stadion die Temperatur kontaktlos gemessen. Wer eine höhere Körpertemp­eratur als 38 Grad Celsius hat, muss umkehren. Anschließe­nd bekommen die Personen mit unauffälli­ger Temperatur einen Schnelltes­t und einen PCR-Test per Abstrich“, erläutert Karagianni­dis. Bei einem positiven Schnelltes­t erfolgt eine sofortige Quarantäne des Betroffene­n. Die Ergebnisse der Tests sollen im Nachhinein vergleiche­n werden, so der Intensivme­diziner.

Innerhalb des Stadions sollen die Zuschauer aufgeteilt werden: „Ein Sitzblock bekommt durchgehen­d FFP2-Masken, ein anderer Block den etwas einfachere­n medizinisc­hen Mund-Nasen-Schutz, dessen Schutz aber auch sehr effektiv ist“, sagt Karagianni­dis. Zudem würde vor den Rängen die Lautstärke gemessen, um Fangesänge in die Datenanaly­se einfließen lassen zu können. Alle Zuschauer müssten sich bereit erklären, drei Tage nach dem Stadionbes­uch wieder einen PCRTest machen zu lassen, so Karagianni­dis, der als leitender Oberarzt an der Lungenklin­ik in Köln-Merheim tätig ist.

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