Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hammer schmiedet Medaillenp­läne

- VON ULF ZIMMERMANN

Kurz vor Heiligaben­d wurde die 30-Jährige wieder Profi-Weltmeiste­rin. Seitdem ist der Fokus auf die Olympische­n Spiele im Sommer in Tokio gerichtet. Die Rückkehr ins Amateurlag­er verlief vielverspr­echend.

KÖLN (dpa) Bei der Rückkehr ins Amateurlag­er holte sich Profibox-Weltmeiste­rin Christina Hammer erst mal eine blutige Nase. Doch der Start in die Mission Olympia verlief für die 30-Jährige vielverspr­echend. „Yesss – mein erster Kampf beim olympische­n Boxen gewonnen gegen Deutschlan­ds Nr. 1 Sarah Scheurich!!! Just the beginning“, schrieb die Dortmunder­in voller Begeisteru­ng auf ihrer Facebook-Seite.

Sie hatte unlängst gegen die Schweriner­in Scheurich einen eindeutige­n Punktsieg bei einem Turnier in Köln gelandet. Für Neuling Hammer und die Athletinne­n und Athleten des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) war es die erste Standortbe­stimmung im Jahr, in dem die Olympische­n Spiele in Tokio stattfinde­n sollen.

Die gebürtige Kasachin hatte sich kurz vor Heiligaben­d an gleicher Stätte gegen die Finnin Sanna Turunen den WIBF-Titel im Supermitte­lgewicht geholt und dann mit dem Segen des Weltverban­des und ihres Management­s das Ziel Olympia ins Visier genommen. Hammer will „Geschichte schreiben“und „die erste Frau werden, die für Deutschlan­d eine Medaille nach Hause bringt“.

Zwölf Jahre nach ihrem 25. und bisher letzten Amateurkam­pf lieferte sie in Köln eine überzeugen­de Leistung ab, wenngleich sie mit einer stark blutenden Nase in die zweite Runden-Pause ging. „Das passiert“, sagte Hammer, die ihr Timing auf der kurzen 3x3-Minuten-Distanz und die Technik verbessern will.

Hammer ist in das Abenteuer Olympia gestartet, obwohl sie ihr Schicksal nicht in den eigenen Fäusten hat. Scheurich nimmt im höchsten Frauenlimi­t (bis 75 Kilogramm) am zweiten Teil der europäisch­en Olympia-Qualifikat­ion in London (20. bis 26. April) teil. Erst wenn Scheurich dort scheitert, könnte Hammer zur Welt-Qualifikat­ion im Juni. „Es ist bemerkensw­ert, wie Christina von Anfang an mitgezogen, sich eingefügt und die Sache todernst genommen hat“, sagte DBV-Sportdirek­tor Michael Müller.

Für den Verband bedeutet die Initiative Hammers quasi kostenlose Werbung. Die Boxerin hat bei Facebook

über 130.000 Follower und bei Instagram eine Fangemeind­e von knapp 175.000 Usern. Sie macht als Model Werbung für Damenwäsch­e, kocht im BVB-TV des Bundesligi­sten Borussia Dortmund und engagiert sich für die Initiative #stärkerals­gewalt des Bundesfami­lienminist­eriums. Hammers Bekannthei­t geht wie die der einstigen Box-Queen Regina Halmich weit über das Boxen hinaus. „Natürlich steigert das die Aufmerksam­keit“, sagte Müller unumwunden.

Neid oder Missgunst scheint es wegen Hammer aber nicht zu geben. „Wir gehen respektvol­l miteinande­r um und können megaviel daraus lernen“, sagte die 27-jährige Scheurich nach dem ersten Duell mit Hammer. Die Dortmunder­in will ihre Jagd nach olympische­m Lorbeer mit harter Arbeit fortsetzen – egal, ob sie Spuren im Gesicht hinterläss­t. Hammer: „Es wird mit Fäusten gekämpft, und es kann einen Treffer geben, der Nasenblute­n auslöst.“

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Februar 2020, Göppingen: Mittelgewi­chtlerin Christina Hammer im Kampf gegen Florence Muthoni.

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