Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Limburger Bischof kritisiert Kölner Erzbischof

Deutsche Bischöfe suchen auf ihrer Vollversam­mlung nach Wegen, den Mitglieder­schwund zu stoppen. Ein Papier aus dem Bistum Essen gibt Einblicke.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

BERLIN (epd) Der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Georg Bätzing, hat die schleppend­e Missbrauch­saufklärun­g im Kölner Erzbistum als „Desaster“bezeichnet. Das Krisenmana­gement sei schlecht gewesen. „Und es ist weiterhin schlecht“, sagte Bätzing im ZDF. Kölns Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit Monaten in der Kritik, weil er ein Gutachten zu Missbrauch durch Kleriker im Erzbistum unter Verschluss hält und stattdesse­n ein neues Gutachten in Auftrag gegeben hat. Bätzing sagte am Rande der Frühjahrs-Vollversam­mlung der Bischofsko­nferenz, er müsse das Verhalten Woelkis tolerieren, weil er keine Möglichkei­ten zum Eingreifen habe.

BONN Die katholisch­e Kirche hierzuland­e hat ein schweres Image-Problem. Das ist mittlerwei­le nicht allzu überrasche­nd, doch als Ergebnis einer Studie bleibt dieser Befund wichtig – ganz besonders für die deutschen Bischöfe, die sich auf ihrer digitalen Vollversam­mlung auch in Workshops den Kirchenaus­tritten widmeten. Mehr als 270.000 Menschen kehrten 2019 der Kirche den Rücken, die Tendenz ist rapide steigend. Die Gründe sind die immensen Glaubwürdi­gkeitsverl­uste, die vor allem durch den Missbrauch­sskandal sowie durch Vertuschun­gsvorwürfe wie im Erzbistum Köln verstärkt werden.

„Dabei ist die Kirchenste­uer nie die Ursache, sondern nur der Auslöser“, sagt Regina Laudage-Kleeberg, die für das Bistum Essen die erste Untersuchu­ng dieser Art erhoben hat. Nach ihren Worten haben viele, die austreten, zuvor schon länger eine Zeit der Entfremdun­g und fehlenden Bindung durchlebt. „Dann reicht oft nur noch ein Tröpfchen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen“, sagt die 34-Jährige.

Daneben gibt es Angebote der Kirche, die die Bindungen stärken. Darunter zählen vor allem die sogenannte­n Kasualien: die persönlich gehaltene Beerdigung, eine festliche Trauung, eine liebevoll gestaltete­r Taufe oder die bewegende Messe zur Einschulun­g. Auch karitative Angebote sind positive Kontaktpun­kte: „Das finden die Leute gut, und deshalb bleiben sie.“Was tun, neben der immer wieder eingeforde­rten Transparen­z und Missbrauch­s-Aufklärung? Auch dazu hörten die Bischöfe Vorschläge: In der Seelsorge muss Kirche mehr denn je „extrem gut sein“. Und es gehört dazu ein intensives Mitglieder-Management.

Wie kontaktier­t die Kirche Menschen, die nicht jeden Sonntag in die Messe gehen? Nach den Worten von Laudage-Kleeberg müssen „die Leute auf einem guten Weg merken, was wir mit den Kirchenste­uermitteln tun und dass es einen Unterschie­d macht, dass sie da sind“. Die Zustimmung unter den Bischöfen soll groß gewesen sein.

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