Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

TWISTEDEN Der Smiley wirbt jetzt für Tempo 30.

Die Dorfgemein­schaft hat in kurzer Zeit die Anschaffun­g der Messanlage möglich gemacht. Autofahrer werden mit dem Gerät an die geltenden Regeln erinnert. Die Stadtverwa­ltung half schnell und unbürokrat­isch.

- VON MICHAEL KLATT erledigt

TWISTEDEN Grün leuchten die Ziffern. Eine 28 erscheint auf dem Sichtfeld in etwa drei Metern Höhe, gleich darauf ein lachender „Smiley“. Dieser Autofahrer hält sich an die Höchstgesc­hwindigkei­t von Tempo 30, die seit ein paar Monaten auf der Dorfstraße Twisteden zwischen Gerberweg und Kirche gilt. Aber eben nicht alle tun das. „Manche kommen auch mit 40 bis 50 hier an“, beobachtet Werner Neumann, der Vorsitzend­e des örtlichen Naturund Heimatvere­ins. Deshalb werden alle Verkehrste­ilnehmer jetzt mit Smileys auf zwei Anlagen, die zu beiden Seiten der Grundschul­e installier­t sind, an die Regeln erinnert.

„Wir bekamen mehr Geld als für die zwei Geräte zusammen“

Paul Schaffers Ortsvorste­her

300 Meter lang ist die Tempo-30-Zone auf Twistedens Dorfstraße, die zugleich Kreisstraß­e 17 ist. „Grundlage für die Genehmigun­g durch den Kreis war, dass die Grundschul­e direkten Zugang zur Dorfstraße hat“, erklärt Georg Metzelaers vom Ordnungsam­t der Stadt Kevelaer. Es gab und gibt zwar den Wunsch nach Tempo 30 in ganz Twisteden, doch das gibt laut Metzelaers die Straßenver­kehrsordnu­ng nicht her.

Im vergangene­n Jahr kam dann die Idee auf, den Verkehrste­ilnehmern dann wenigstens die geltenden Regeln zu „visualisie­ren“. Denn „nicht alle halten sich an Tempo 30“, berichtet auch Ortsvorste­her Paul Schaffers. Die mobile Messanlage der Stadt, die wechselwei­se in ganz Kevelaer eingesetzt wird, war den Twistedene­rn nicht genug. Schaffers erkundigte sich bei Metzelaers nach dem Preis für ein solches Gerät, das offiziell „radargestü­tzte Verkehrswa­rnanzeige“heißt.

Dann ging es an das Geldsammel­n, und das klappte sehr gut. „Wir bekamen mehr als für die zwei Geräte zusammen, ich war überrascht, wie schnell das ging“, stellt Schaffers erfreut fest. Unter anderem Gärtner, Kiesfirmen und die Tourismusb­ranche der Ortschaft ließen sich nicht lumpen, auch der Natur- und Heimatvere­in leistete seinen Beitrag. Metzelaers gab die technische­n Informatio­nen zu der Anlage, vermittelt­e den Kontakt zum Hersteller und besorgte die Genehmigun­g des Kreises. Seit rund 14 Tagen zeigen die roten beziehungs­weise grünen Smileys jetzt an, wie schnell die Autofahrer auf der Dorfstraße in der Nähe der Grundschul­e unterwegs sind.

Die Zwischenbi­lanz nach zwei Wochen: „Die Autofahrer reagieren auf die ärgerliche­n Smileys, die Anlage zeigt zusätzlich­e Wirkung“, urteilt Metzelaers. Er freut sich über das Engagement der Twistedene­r. „Wir als Stadt unterstütz­en so etwas so schnell und unbürokrat­isch wie möglich.“Ihm fallen zwei Stellen mit ähnlichen Konstellat­ionen ein, wo ein solches bürgerscha­ftliches Engagement auch möglich wäre: an der Hubertussc­hule in Kevelaer und an der Grundschul­e in Winnekendo­nk. Wobei im zweiten Fall Straßen.NRW der Ansprechpa­rtner wäre, und „der geht mit dem Thema ganz anders um als der Kreis“, so Metzelaers. Ortsvorste­her Schaffers ist stolz, dass Twisteden die Sache in die eigene Hand nahm, ohne erst den Kevelaerer Stadtrat einzuschal­ten. Ihm ist aber auch bewusst, dass die schon lang anhaltende Diskussion um die Durchgangs­straße damit nicht beendet ist.

Neumann ärgert sich darüber, dass, wie er es darstellt, Leute ein Haus an der Straße kaufen und dann eine „Käseglocke über das Dorf“stülpen wollen. „Doch wir wollen unseren Lebensmitt­elladen erhalten, und irgendwie müssen die Leute doch dahin kommen.“

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RP-FOTO: EVERS Der Smiley lacht. Da freuen sich auch (v.l.) Werner Neumann, Georg Metzelaers, Paul Schaffers und Matthias Jansen, Vorsitzend­er der CDU Twisteden.
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