Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
TWISTEDEN Der Smiley wirbt jetzt für Tempo 30.
Die Dorfgemeinschaft hat in kurzer Zeit die Anschaffung der Messanlage möglich gemacht. Autofahrer werden mit dem Gerät an die geltenden Regeln erinnert. Die Stadtverwaltung half schnell und unbürokratisch.
TWISTEDEN Grün leuchten die Ziffern. Eine 28 erscheint auf dem Sichtfeld in etwa drei Metern Höhe, gleich darauf ein lachender „Smiley“. Dieser Autofahrer hält sich an die Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30, die seit ein paar Monaten auf der Dorfstraße Twisteden zwischen Gerberweg und Kirche gilt. Aber eben nicht alle tun das. „Manche kommen auch mit 40 bis 50 hier an“, beobachtet Werner Neumann, der Vorsitzende des örtlichen Naturund Heimatvereins. Deshalb werden alle Verkehrsteilnehmer jetzt mit Smileys auf zwei Anlagen, die zu beiden Seiten der Grundschule installiert sind, an die Regeln erinnert.
„Wir bekamen mehr Geld als für die zwei Geräte zusammen“
Paul Schaffers Ortsvorsteher
300 Meter lang ist die Tempo-30-Zone auf Twistedens Dorfstraße, die zugleich Kreisstraße 17 ist. „Grundlage für die Genehmigung durch den Kreis war, dass die Grundschule direkten Zugang zur Dorfstraße hat“, erklärt Georg Metzelaers vom Ordnungsamt der Stadt Kevelaer. Es gab und gibt zwar den Wunsch nach Tempo 30 in ganz Twisteden, doch das gibt laut Metzelaers die Straßenverkehrsordnung nicht her.
Im vergangenen Jahr kam dann die Idee auf, den Verkehrsteilnehmern dann wenigstens die geltenden Regeln zu „visualisieren“. Denn „nicht alle halten sich an Tempo 30“, berichtet auch Ortsvorsteher Paul Schaffers. Die mobile Messanlage der Stadt, die wechselweise in ganz Kevelaer eingesetzt wird, war den Twistedenern nicht genug. Schaffers erkundigte sich bei Metzelaers nach dem Preis für ein solches Gerät, das offiziell „radargestützte Verkehrswarnanzeige“heißt.
Dann ging es an das Geldsammeln, und das klappte sehr gut. „Wir bekamen mehr als für die zwei Geräte zusammen, ich war überrascht, wie schnell das ging“, stellt Schaffers erfreut fest. Unter anderem Gärtner, Kiesfirmen und die Tourismusbranche der Ortschaft ließen sich nicht lumpen, auch der Natur- und Heimatverein leistete seinen Beitrag. Metzelaers gab die technischen Informationen zu der Anlage, vermittelte den Kontakt zum Hersteller und besorgte die Genehmigung des Kreises. Seit rund 14 Tagen zeigen die roten beziehungsweise grünen Smileys jetzt an, wie schnell die Autofahrer auf der Dorfstraße in der Nähe der Grundschule unterwegs sind.
Die Zwischenbilanz nach zwei Wochen: „Die Autofahrer reagieren auf die ärgerlichen Smileys, die Anlage zeigt zusätzliche Wirkung“, urteilt Metzelaers. Er freut sich über das Engagement der Twistedener. „Wir als Stadt unterstützen so etwas so schnell und unbürokratisch wie möglich.“Ihm fallen zwei Stellen mit ähnlichen Konstellationen ein, wo ein solches bürgerschaftliches Engagement auch möglich wäre: an der Hubertusschule in Kevelaer und an der Grundschule in Winnekendonk. Wobei im zweiten Fall Straßen.NRW der Ansprechpartner wäre, und „der geht mit dem Thema ganz anders um als der Kreis“, so Metzelaers. Ortsvorsteher Schaffers ist stolz, dass Twisteden die Sache in die eigene Hand nahm, ohne erst den Kevelaerer Stadtrat einzuschalten. Ihm ist aber auch bewusst, dass die schon lang anhaltende Diskussion um die Durchgangsstraße damit nicht beendet ist.
Neumann ärgert sich darüber, dass, wie er es darstellt, Leute ein Haus an der Straße kaufen und dann eine „Käseglocke über das Dorf“stülpen wollen. „Doch wir wollen unseren Lebensmittelladen erhalten, und irgendwie müssen die Leute doch dahin kommen.“