Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Gladbach beim 0:2 überforder­t

Borussia droht nach der Niederlage im Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League das Aus.

- VON JANNIK SORGATZ UND KARSTEN KELLERMANN

Es fehlten Borussia Mönchengla­dbach die Vergleichs­möglichkei­ten vor diesem Duell mit Manchester City, ihrem ersten Achtelfina­le in Champions League. Was war zu erwarten, was war drin gegen die aktuell wohl beste Mannschaft der Welt? Unter den letzten 16 Teams im Vorgänger-Wettbewerb, dem Landesmeis­ter-Pokal, hatte Gladbach zuletzt vor 43 Jahren gestanden. Trainer Marco Rose war damals ein Säugling in der DDR. K.o.-Spiele gab es zu dieser Zeit ab der ersten Runde. Heute beginnt die Königsklas­se mit der Gruppenpha­se, in der an die 32 Teilnehmer bereits eine halbe Milliarde Euro ausgeschüt­tet wird, bevor der erste Anpfiff ertönt ist.

Die Gruppenpha­se hatte Borussia im Dezember erstmals überstande­n. Die Bilder, wie die Profis sich nach dem Abpfiff in Madrid um ein Tablet versammelt­en, die letzten Minuten des Parallelsp­iels in Mailand schauten und am Ende vor einer Geisterkul­isse völlig ausflippte­n, sind in die Vereinsges­chichte eingegange­n.

Unter absurden Umständen, es lässt sich nicht anders sagen, ging es am Mittwoch weiter: Denn das nominell größte Gladbacher Europacup-Spiel seit vier Jahrzehnte­n war aufgrund der Einreisesp­erre für Engländer nach Deutschlan­d ein Heimspiel im Ausland. Vor 70.000 leeren Sitzschale­n in Budapest setzte sich Manchester nach dominanten 90 Minuten mit 2:0 durch.

„Wir wollen nicht nur dabei sein, sondern auch zeigen, was wir können“, hatte Rose kurz vor dem Spiel gesagt. In den ersten Minuten beschränkt­e sich sein Team aufs Dabeisein. Mit 70 Prozent Ballbesitz brachte City allerdings in der Anfangspha­se nicht mehr zustande als einen Distanzsch­uss von Phil Foden, den Torwart Yann Sommer sicher festhielt. Es gab Szenen, in denen die Engländer im Strafraum fünf Pässe spielten und ähnlich viele Gladbacher grätschend zu Boden gingen. Aber diese Dauerpräse­nz, die den Puls im Vergleich zu durchschni­ttlichen Spielen stets um 20 Schläge erhöht, wehrte Borussia über weite Strecken gut ab.

Selten zwang sie den Gegner allerdings mal in die eigene Hälfte. Die beste Chance auf einen ersten Torschuss ließ Alassane Plea aus, weil er Stefan Lainer nicht entgegenli­ef. So stand Borussia noch bei null Versuchen, als City in der 29. Minute mit seinem zweiten in Führung ging. Christoph Kramer zeigte bei einem Befreiungs-Flachpass wiederholt schlechtes Risikomana­gement, Jonas Hofmann setzte Joao Cancelo nicht unter Druck und dessen Halbfeldfl­anke fand Bernardo Silva, der in Nico Elvedis Rücken eingelaufe­n war.

Mit dem 0:1 zur Pause konnte Gladbach trotz seiner Chancenlos­igkeit einigermaß­en leben gegen Pep Guardiolas Team, das seit der Auslosung kurz vor Weihnachte­n schon 18 Spiele in Folge gewonnen hatte. Nach einer ähnlichen ersten Hälfte im Auftaktspi­el bei Inter Mailand Ende Oktober steigerte sich Borussia sukzessive und holte noch ein 2:2. Und nun? Hatte sie erst einmal einen Schreckmom­ent zu überstehen: Ramy Bensebaini bediente mit einem fahrlässig­en Rückpass Gabriel Jesus, Elvedi bügelte den Bock aus. Doch die guten Ansätze häuften sich bei Borussia. In der 63. Minute spielte sie es auch mal gut zu Ende: Denis Zakaria flankte, in der Mitte sah es fast so aus, als wollte Plea den „Scorpion-Kick“nachahmen, mit dem Valentino Lazaro die Wahl zum „Tor Jahres 2020“gewonnen hatte. Direkt danach ging Plea runter, genau wie Lainer. Es kamen Marcus Thuram und eben jener Lazaro. Der war in seiner ersten Szene zu passiv, wieder schlug Joao Cancelo eine Halbfeldfl­anke auf Bernardo Silva, der diesmal noch ablegte auf Gabriel Jesus. Citys dritter Schuss aufs Tor brachte den zweiten Treffer.

Der Sieger schien damit frühzeitig gefunden. Nun ging es für Gladbach darum, die Rückspiel-Reise nach Manchester in drei Wochen noch einigermaß­en lohnenswer­t zu gestalten. Rose brachte mit Breel Embolo für Lars Stindl mehr Wucht für die Schlusspha­se. Richtig nah kam Borussia dem Anschlusst­reffer nicht mehr, am nächsten in der 84. Minute, als Hofmann fast einen Elfmeter rausholte. Mehr war nicht drin für insgesamt zu harmlose Fohlen.

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FOTO: MARTON MONUS/DPA Gladbachs Nico Elvedi im Zweikampf mit Manchester Citys Torschütze­n Gabriel Jesus (rechts).
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