Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Impfpass soll das Reisegeschäft retten
Österreich und andere Staaten dringen auf digitale Impfzertifikate. Tests könnten zur Pflicht werden.
DÜSSELDORF Während die Europäische Union – unter anderem auf Druck von Österreich – darüber diskutiert, schnell einen digitalen Impfpass einzuführen, kommt Unterstützung für die Idee aus der deutschen Tourismusbranche. Der Deutsche Reiseverband erklärte, ein digitaler Impfpass gehöre zu einer Strategie für einen „Restart der Reisewirtschaft“. Ein Corona-Impfpass sei „zeitgemäß und richtig“, sagte Willi Verhuven, Chef des Düsseldorfer Reiseunternehmens Alltours, unserer Redaktion. Darum würde er diesen „sehr befürworten“.
Das sieht auch Fritz Joussen so, Chef von Europas größtem Reisekonzern Tui. „Ein europäischer Impfpass kann dabei helfen, Reisefreiheit wiederherzustellen. Daran besteht kein Zweifel. Mit einem EU-einheitlichen Nachweis kann die Politik jetzt eine wichtige Basis für das Reisen im Sommer schaffen.“
Ralph Beisel unterstützt als Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV ebenfalls den auf dem
Smartphone abgelegten Nachweis einer Corona-Impfung: „Wir finden einen solchen Impfnachweis vernünftig als Ergänzung zum Hochfahren der Testkapazitäten an allen großen Flughäfen Deutschlands.“Dabei betonen allerdings alle Experten, dass die Impfnachweise das breite Testen von Reisenden vor einer Urlaubsreise oder einem anderen Flug nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen mit der zunehmenden Anzahl von Impfungen. „Je mehr Menschen geimpft sind, umso mehr Menschen brauchen wir voraussichtlich nicht zu testen“, sagt Beisel. Er geht davon aus, dass sich bestätigt, dass geimpfte Menschen das Virus nicht weitertragen, was unter anderem eine Studie aus Israel nahelegt.
Die EU-Staaten sind bei dem Thema teilweise uneins. Österreich, Spanien und Griechenland drangen bei den Beratungen am Donnerstag auf den schnellen Start eines digitalen Impfpasses, damit sie bald möglichst viele Gäste empfangen können, Deutschland bremst – wohl auch, weil die Impfungen nur schleppend laufen.
Griechenland kündigte an, dass Bürger des Impfweltmeister-Landes Israel mit „grünem Impfpass“jederzeit einreisen dürften. Spanien hofft auf Millionen Touristen aus Großbritannien, wo 27 Prozent der Bevölkerung immunisiert wurden. Beim künftigen Impfpass ist unklar, welchen Inhalt er genau haben soll. Manche meinen, dass nur die Bestätigung einer Impfung Inhalt sein sollte. Es würde also nichts weiter geschehen, als den gelben Impfpass in eine App zu überführen. Doch Kurz oder der Weltverband der Luftfahrtindustrie gehen weiter: Sie schlagen vor, dass in einer solchen App auch die Ergebnisse von aktuellen Corona-Tests eingetragen werden sollen. Kurz meint, eine überwundenene Covid-19-Infektion solle auch registriert werden, weil sie bewirke, dass ein Mensch sich erst einmal nicht infiziere.
Am Flughafen Düsseldorf wird geplant, im Sommer täglich bis zu 70.000 Corona-Tests durchzuführen, damit massenhaft Jets risikofrei starten können und damit Reisende im Ausland verlangte Zertifikate erhalten. Diese Tests führt aktuell die Firma Centogene durch. Selbstverständlich sei es möglich, die Daten in das System eines digitalen Impfpasses einzuspeisen, sagt Volkmar Weckesser, Chief Information Officer von Centogene. Einen Plan gebe es dafür aber noch nicht. Die Übertragung der Testergebnisse auf das Smartphone läuft bereits jetzt reibungslos mit einem QR-Code – zwar kein Impfpass also, aber fast ein Testpass, wenn auch von begrenzter Gültigkeit.