Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Günstige Mieten gegen Leerstand
Die Stadt Geldern bekommt 135.000 Euro vom Land, um potenziellen Mietern auf die Sprünge zu helfen und damit die City zu beleben.
Die Stadt Geldern bekommt 135.000 Euro aus dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“vom Land NRW, um geeignete Nachmieter anzulocken. Dafür springt sie für zwei Jahre als Zwischenvermieter ein.
GELDERN Den Innenstädten geht es seit Jahren nicht besonders gut. Vielerorts macht sich Leerstand breit. Die Corona-Pandemie hat den Trend noch befeuert. In der Gelderner Innenstadt stehen derzeit 19 von etwa 130 Ladenlokalen leer – und das in den beiden Top-Lagen. Citymanagerin Janette Heesen will noch kein Problem darin erkennen. Zum Vergleich: 2018 waren es 26 Leerstände. Trotzdem rechnet sie in der nächsten Zeit mit weiteren Schließungen.
„Mit der Aktion wollen wir die Abwärtsspirale stoppen“
Janette Heesen Citymangerin
Diesen Abwärtstrend hat auch die Landesregierung erkannt und bereits im vergangenen Jahr 70 Millionen Euro für das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“lockergemacht. Mit dem Geld soll der Leerstand nicht nur reduziert, sondern im besten Fall soll ihm auch vorgebeugt werden. Außerdem erhofft sich die Landesregierung, mit den Millionen die Aufenthaltsqualität und das Einkaufserlebnis in den Städten zu verbessern.
Rund 130 Kommunen haben bislang von der Förderung profitiert, darunter auch die Stadt Geldern. „Geldern Stadt Up“lautet das Motto gegen den Leerstand. 135.000 Euro hat die Stadt dafür zur Verfügung gestellt bekommen. Zehn Prozent der Fördersumme muss sie aus eigener Tasche beisteuern. Mit dem Geld sollen leerstehende Ladenlokale angemietet und zu einem günstigen Kurs weitervermietet werden.
„Das ist für die Städte, für den Handel und für die Bürgerinnen und Bürger ein echter Lichtblick“, betonte Kommunal- und Heimatministerin Ina Scharrenberg, als das Programm im Spätsommer an den Start ging. „Jetzt gilt es: Gemeinsam anpacken, um die Marktplätze des 21. Jahrhunderts zu gestalten.“Dann kam der zweite Lockdown, und alles wurde schlimmer.
„Mit der Aktion wollen wir die Abwärtsspirale stoppen“, gibt sich Heesen kämpferisch. Inhaber von leerstehenden Ladenlokalen können sich bei ihr melden, um von der Förderung zu profitieren. Der Deal läuft so: Der Inhaber erklärt sich bereit, auf 30 Prozent seiner regulären Miete zu verzichten. Im Gegenzug schließt die Stadt mit ihm einen Mietvertrag über zwei Jahre ab. Gleichzeitig tritt die Stadt als Zwischenvermieter auf. Das heißt, sie versucht die Immobilie an einen geeigneten Kandidaten weiterzuvermitteln. Der neue Mieter profitiert dann am meisten von dem Geschäft, denn er muss nur 20 Prozent der Altmiete an die Stadt bezahlen und bekommt dafür ein Ladenlokal in bester Innenstadtlage.
Für die Beteiligten könnte man von einer Win-win-win-Situation sprechen. Der Vermieter darf sich in den nächsten zwei Jahren über gesicherte Mieteinnahmen freuen, der Mieter über eine sehr günstige Miete und die Stadt über ein Stück Attraktivität, die dadurch zurückgewonnen wird. Nach zwei Jahren werden die Karten neu gemischt.
Ziel ist es, den vorhandenen Einzelhandel durch die Auswahl der Nachmieter zu ergänzen und keineswegs, eine Konkurrenzsituation aufzubauen, versichert die Citymanagerin. So sollen die Ladenlokale etwa an Start-ups, Künstlergruppen, soziale Projekte oder Gastronomen weitervermietet werden, die die Innenstadt mit ihrem Konzept bereichern sollen. „Auf diese Weise können wir neue, innovative und spannende Geschäftsideen wirksam fördern“, sagt Heesen. Man sei für alles offen. „Hauptsache, es kommt wieder Leben in die Innenstadt.“
Sicherlich hätte das Timing besser sein können, sagt Wirtschaftsförderer Lucas van Stephoudt. Der zweite Lockdown sei ein „herber Schlag“für das Förderprogramm. Aber aus Sicht der Wirtschaft sei es höchste Eisenbahn, dass endlich wieder Fahrt aufgenommen wird. „Wenn wir jetzt die Verträge abschließen, können wir in den nächsten Monaten, wenn sich die Situation hoffentlich wieder gelockert hat, durchstarten.“In anderen Städten sei das Programm schon sehr gut angenommen worden. Einen ähnlichen Effekt erhofft sich van Stephoudt auch für Geldern. „Aus Sicht der Gewerbetreibenden ist es auf jeden Fall eine Perspektive.“