Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Schlecht im Impfen, schlecht im Testen
Da haben sich Bund und Länder vor ihrem Treffen in eine heikle Lage gebracht: Auf der einen Seite steigen die Infektionszahlen, auf der anderen Seite sind Handel, Gastronomie und Familien nach drei Monaten Lockdown am Ende. Öffnen oder nicht öffnen – wie im klassischen Drama hat die Pandemie-Politik einen Punkt erreicht, an dem sie eigentlich alles nur falsch machen kann. Das ist eine Folge von Erkenntnis- und Handlungsproblemen. Da behauptet Armin Laschet, in NRW gäbe es kein Problem mit Astrazeneca, während in Impfzentren Tausende Dosen auf Halde liegen. Laschet sagt, bei den (berechtigten) Impfungen von Lehrern werde es keine Konkurrenz mit der von Polizisten geben. Natürlich tut es das: Solange Impfstoff knapp ist, führt die Ausweitung der Berechtigten dazu, dass andere nach hinten rutschen – wenn nicht die Polizisten, dann die über 70-Jährigen. Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges, heißt es. Das gilt auch für den Krieg gegen das Virus.
Groß ist auch das Handlungsproblem: Erst vergeigt der Bund den Start der Impfkampagne, dann stümpern Bund und Land bei der Teststrategie. Dabei ist gerade wegen der Impfpannen das Testen der Schlüssel zurück zu etwas Normalität – für Handel, Kultur, Schulen. In Österreich gibt es fünf kostenlose Tests pro Monat und Person. In Deutschland streitet man über voreilige Versprechen und Finanzen. Und obwohl Virologen längst ein Testkonzept für Schulen vorgelegt haben, tut NRW nichts, um es zu starten. So sitzen Schüler weiter im Homeschooling fest. Erst hängen andere Länder Deutschland beim Impfen ab, nun beim Testen. Im EU-weiten Testvergleich landet Deutschland abgeschlagen auf Platz 22. Wer wie Laschet Kanzler werden will, muss mehr bieten als Parolen – mehr Ehrlichkeit und mehr Konzepte. BERICHT
NRW ERHÖHT DAS TEMPO BEIM IMPFEN, TITELSEITE