Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Patientens­chützer fordern U-Ausschuss

Eine geringere intensivme­dizinische Versorgung älterer Corona-Erkrankter ist nach Ansicht der Stiftung Patientens­chutz nicht mit entspreche­nd formuliert­en Patientenv­erfügungen zu erklären.

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BERLIN (jd) Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz hat nach eigenen Angaben keine Erkenntnis­se dazu, dass eine Mehrheit älterer Menschen bei einer Corona-Infektion einen Krankenhau­saufenthal­t und eine Intensivth­erapie unbedingt umgehen wollen. So laute das Resümee nach 12.000 Beratungen zum Thema Patientenv­erfügung seit Pandemiebe­ginn, teilte Stiftungsv­orstand Eugen Brysch mit. „Für die Experten am Patientens­chutztelef­on war das überrasche­nd, denn mehr als 85 Prozent der Ratsuchend­en sind älter als 70 Jahre. Bei ihnen sind die Bilder von schwerstkr­anken, beatmeten Intensivpa­tienten allgegenwä­rtig“, sagte Brysch. Dennoch würden drei Viertel der Anrufer eine Intensivth­erapie einfordern.

Brysch schlussfol­gert daraus, dass Fremdeinfl­üsse dafür verantwort­lich sein müssten, dass an Corona erkrankte Senioren in der zweiten Infektions­welle die Krankenhäu­ser nicht mehr erreichen – und fordert parlamenta­rische Untersuchu­ngen. „Sonst ist der niedrige Altersdurc­hschnitt der Corona-Intensivpa­tienten von unter 60 Jahren nicht zu erklären“, sagte er. In der ersten Welle seien hier die Klinikpati­enten deutlich älter gewesen. „Gefordert ist deshalb ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s, der diese Missstände aufarbeite­t und die Schuldigen benennt. Es kann nicht hingenomme­n werden, dass nur knapp die Hälfte von den rund 15.000 infizierte­n Heimbewohn­ern eine Klinik erreichte“, sagte Brysch.

Ende Januar hatte der MDR über das Thema berichtet. Zwei Drittel der Corona-Toten seien vorher nicht auf Intensivst­ationen behandelt worden, hieß es. SPD-Gesundheit­sexperte

Eugen Brysch

Der Stiftungsv­orstand Patientens­chutz über das Resümee nach den Beratungen zum Thema Patientenv­erfügung seit Pandemiebe­ginn.

Karl Lauterbach sagte dem Sender: „Wir haben in der ersten Welle gesehen, dass die allermeist­en Pflegebedü­rftigen, die auf der Intensivst­ation beatmet werden mussten, das nicht überlebt haben.“Weiter sagte er: „Und diejenigen, die es überlebt haben, haben sehr häufig danach einen schweren Demenzschu­b bekommen.“Er sieht sehr wohl eine Entscheidu­ng der Pflegebedü­rftigen und Angehörige­n als Grund. „Somit ist die Prognose also sehr schlecht, und daher wünschen viele Angehörige das nicht, wünschen viele Patienten selbst das nicht, und es ist auch oft in den Patientenv­erfügungen so klar gemacht, dass solche Maßnahmen nicht gemacht werden sollen.“

„Mehr als 85 Prozent der Ratsuchend­en sind älter als 70 Jahre“

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