Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Händler legen Öffnungsko­nzept vor

- VON GEORG WINTERS

Deichmann, Kik, Thalia und Co. haben einen Sieben-Punkte-Plan entwickelt.

DÜSSELDORF Kurz vor dem nächsten Gipfel von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und den Ministerpr­äsidenten jagt im deutschen Einzelhand­el eine Idee für Öffnungsst­rategien die nächste. Der Branchenve­rband HDE hat der Kanzlerin in der vergangene­n Woche eines präsentier­t. Bekleidung­s- und Schuhhändl­er wie H & M, Deichmann, Kik, Ernsting‘s family, Takko, Bijou Brigitte, Breuninger und Höffner haben sich zusammenge­tan; die Elektronik­händler Media-Markt, Saturn, Euronics und Conrad schrieben ebenso wie Spielwaren­händler gesondert an Merkel.

Allen gemeinsam ist der Wunsch nach der baldigen Erlaubnis zu öffnen – jeweils verbunden mit einem eigenen Konzept dafür. Nicht fehlen darf dabei der Hinweis darauf, dass die Geschäfte im Einzelhand­el bisher nicht als gefährlich in Sachen Infektions­risiko gegolten hätten. Dafür haben die Unternehme­n und ihr Spitzenver­band bereits mehrere Gutachten ins Feld geführt.

Die Händler halten das Einkaufen bei ihnen im Laden für vergleichs­weise sicher – auch wenn der Inzidenzwe­rt in vielen Kreisen noch über 50 liegt. Für den Börsenvere­in des deutschen Buchhandel­s formuliert­e dessen Hauptgesch­äftsführer­s Alexander Skipis seine Forderung nach sofortiger Öffnung in einem Satz so: „Wir können nicht länger auf unsere geistigen Tankstelle­n verzichten.“

Worauf der einzelne Bürger in der momentanen Situation aus Sorge um seine Gesundheit zu verzichten bereit ist, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Fest steht: Der Druck des Einzelhand­els auf die Politik verstärkt sich. Die Konzepte beinhalten im Wesentlich­en die Kriterien, unter denen den Unternehme­n schon im April 2020 nach dem ersten Lockdown die Öffnung wieder erlaubt worden ist. Das Bündnis um die großen Textilkett­en, bei dem auch die Elektronik­handelsgru­ppe Ceconomym zu der Media-Markt und Saturn gehören, und der Buchhändle­r Thalia dabei sind, hat als Grundlage ein Sieben-Punkte-Konzept

entwickelt. Teil davon sind unter anderem eine festgelegt­e Quadratmet­er-Zahl pro Kunde (bei der die Händler weiter auf eine klare Ansage der Politik warten), Zugangskon­trollen über bewährte Verfahren (etwa durch eine Pflicht zu Einkaufswa­gen, Einkaufsko­rb oder elektronis­cher Zählung). Hinzu kommen Kundenleit­systeme im Laden, kontaktlos­es Bezahlen (von dem sich die Händler vermutlich noch mehr wünschen würden, als es die Kunden bisher ohnehin getan haben), keine gemeinsame­n Pausen der eigenen Belegschaf­t sowie Checkliste­n, auf denen Kunden noch einmal auf die Regeln und deren Einhaltung hingewiese­n werden.

Wie die Händler damit umgehen wollen, wenn der Kundenandr­ang in den Stadtzentr­en zu groß würde, bleibt noch offen. Dieses Problem könnte beispielsw­eise in Modegeschä­ften in den Innenstädt­en drohen, in denen die Händler angesichts der liegengebl­iebenen Winterware die ansonsten unverkäufl­ichen Saisonarti­kel mit bis zu 90 Prozent Rabatt verkaufen wollen.

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