Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kein Trainer, kaum Punkte
Schalke 04 muss bei der neuerlichen Personalsuche viele Faktoren beachten.
GELSENKIRCHEN (dpa) Nach dem großen Beben beginnt beim FC Schalke 04 ein kniffliger Wiederaufbau. viele Fragen sind offen. Weil mit Cheftrainer Christian Gross, Sportvorstand Jochen Schneider, Teammanager Sascha Riether, Fitnesscoach Werner Leuthard und Co-Trainer Rainer Widmayer gleich fünf Angestellte gehen mussten, befindet sich der Traditionsklub auf mehreren Ebenen im Schwebezustand.
Selbst altgedienten Schalkern wie Klaus Fischer fällt es schwer, sich an ein größeres Chaos in der an Turbulenzen reichen Vereinshistorie zu erinnern. Die Suche nach neuem Personal hält der WM-Zweite von 1982 für schwierig: „Wer tut sich das an? Was da abläuft, ist eine Katastrophe“, klagte der 71-Jährige im „Reviersport“.
Vor allem bei der Suche nach einem neuen Trainer drängt die Zeit. Schließlich steht für das Tabellen-Schlusslicht schon am Freitag das Kellerduell mit dem Vorletzten FSV Mainz 05 an, das vielen als letzte Chance für eine Trendwende gilt. Naheliegend erschien deshalb eine Interimslösung mit Mike Büskens, der dem Verein bereits zweimal in ähnlicher Funktion Hilfe leistete. Der 52 Jahre alte einstige Profi sei jedoch als Co-Trainer langfristig eingeplant, teilte Schalke mit. Zudem soll der Düsseldorfer an der Kaderplanung für die kommende Saison mitarbeiten. Büskens leitete am Montagnachmittag zusammen mit dem bisherigen Co-Trainer Onur Cinel zunächst einmal das erste Training nach der Entlassung von Christian Gross.
Gut möglich, dass der Verein gleich eine längerfristige Lösung anstrebt. Die Aussage von Aufsichtsratschef Jens Buchta deutet darauf hin: „Die sportliche Situation ist eindeutig, deshalb müssen wir bei jeder noch zu treffenden Personalentscheidung auch über die Saison hinausdenken.“
Der Paderborner Fußball-Lehrer
Steffen Baumgart, der ehemalige Darmstadt-Coach Dimitrios Grammozis und Michael Boris (MTK Budapest) gelten als mögliche Gross-Nachfolger. Der Vertrag von Baumgart beim Zweitligisten aus Ostwestfalen läuft am Ende der Saison aus. „Es gibt keinen Kontakt zu Schalke, wir werden sehen, ob es Gespräche gibt“, kommentierte der 49-Jährige bei Sport1. Als sofortige Lösung scheidet er aber aus. Dagegen wäre Grammozis nach seiner Trennung vom Zweitligisten Darmstadt im vergangenen Sommer sofort zu haben. Dem Vernehmen nach soll der 42 Jahre alte gebürtige Wuppertaler schon bei der Trainersuche im vergangenen Jahr ein Kandidat gewesen sein. Seine Erfahrung als langjähriger Nachwuchscoach des VfL Bochum gilt als weiterer Vorteil.
Im Falle eines Abstiegs droht die Trennung von zahlreichen Profis. Das verleiht der Entwicklung von Talenten noch größere Bedeutung. Als ehemaliger U23-Coach (2010 bis 2011) der Schalker verfügt auch Boris über ähnliche Erfahrungen wie Grammozis. Der 45-Jährige aus Bottrop-Kirchhellen führte den ungarischen Hauptstadtklub MTK im vergangenen Jahr zum Erstliga-Aufstieg. Sein Vertrag in Budapest soll eine Ausstiegsklausel enthalten.