Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Streit um neue Tischtennis-Serie
Schon vor dem ersten Grand Smash sind Spieler und Verbände sauer.
DOHA/KATAR (dpa) Die Idee klingt verlockend. An diesem Mittwoch beginnt in Katar eine neue Turnierserie im Tischtennis, die sich am Tennis- und Golfsport orientiert. Geplant sind vier Top-Wettbewerbe pro Jahr, die nicht „Grand Slam“sondern „Grand Smashes“heißen. Dazu soll es mehr Geld für die Spieler, mehr Unterhaltung für die Zuschauer geben. Allein: Das Großprojekt „World Table Tennis“( WTT ) hat schon vor dem ersten Ballwechsel in der Lusail Sports Arena von Doha für so viel Ärger gesorgt, dass der nur schwer zu bereinigen sein wird.
Da ist der Groll der Spieler. Vor allem die europäischen Stars befürchten, dass ihnen die WTT-Turniere künftig die Zeit für die Olympiaoder WM-Vorbereitung und vor allem für die Spiele mit ihren
Vereinsteams rauben werden. „Die WTT-Termine werden reingeknallt und die Bundesliga muss sehen, wie sie ihre Spiele drumherum stattfinden lässt. Das ist nicht fair“, sagte Europameister Timo Boll in dem Podcast „Ping,Pong&Prause“des Deutschen Tischtennis-Bundes. „Für die meisten Spieler ist der Hauptarbeitgeber immer noch der Verein. Es ist für sie schwer zu entscheiden: Halte ich dem die Treue oder will ich die internationalen Turniere spielen und um meinen Platz in der Weltrangliste kämpfen? Da fühlen sich viele ein bisschen erpresst.“
Und dann ist da noch der Ärger der Verbände. Schon vor mehreren Wochen beauftragten der Weltverband ITTF und sein deutscher Präsident Thomas Weikert eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,
um ihre eigene Tochtergesellschaft WTT zu beleuchten. Der Vorwurf vor allem des Deutschen Tischtennis-Bundes: WTT habe an den Mitgliedsverbänden der ITTF vorbei viel zu viel Einfluss bekommen. Die eingeschalteten Wirtschaftsprüfer bestätigen diesen Vorwurf nicht.
Mitten in diesem Streit ist der deutsche Bundestrainer Jörg Roßkopf mit insgesamt zwölf Spielerinnen und Spielern nach Katar geflogen, um an dem „WTT Contender“vom 3. bis 6. März sowie an dem „WTT Star Contender“vom 8. bis 13. März teilzunehmen. Die WTT-Turniere sind in fünf verschiedene Kategorien unterteilt, der erste „Grand Smash“ist wegen der Corona-Pandemie aber noch nicht einmal terminiert worden.