Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hoffen auf den kontrollie­rten Neuanfang

Theater im Fluss denkt an einen Musiktheat­er-Rundgang entlang Haydn-, Mozart- und Brahmsstra­ße.

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

KLEVE Harald Kleinecke, Leiter des Theater im Fluss, widmet sich mit bewunderns­werter Energie und Herzblut allem, was derzeit sein muss – und vor allem dem, was hoffentlic­h bald wiederkomm­en darf. „Das liebevolle Lächeln“bewahren nennt er die derzeitige Möglichkei­t, mit den Auflagen umzugehen. Momentan muss vieles ruhen: Wie alle könnten auch sie nur machen, was sie dürfen, so Kleinecke. Und das ist immer noch vieles: Das Team nutzt die Zeit zum Aufarbeite­n, es gibt kein „Ausruhen“auf öffentlich­en Geldern, die Planung kreist um weitere Renovierun­gsarbeiten, Mitarbeite­r bringen „Kunstwunde­rtüten“im Quartier rund und bleiben mit den Kindern und Jugendlich­en auf Entfernung in Kontakt.

Die Älteren treffen sich per Videokonfe­renz, um Texte zu lernen, man kann immerhin Übungen gemeinsam durchführe­n – aber das ersetzt das Zusammense­in nicht. So gilt: Der Enthusiasm­us, bald wieder „loslegen“zu können, ist riesig. Man spürt im Gespräch einen Drang, eine Art angepasste Vorfreude, die unter allem glimmt, um die Formate des Theater im Fluss wieder mit Leben zu füllen und ganz nah zu erleben, wofür alle daran Beteiligte­n brennen.

Wie soll es los- und weitergehe­n? „Wir wollen etwa den Aufführung­sstau abarbeiten“, sagt Kleinecke. Vergangene­s Jahr musste eine Kinder- und Jugendgrup­pe gleich zwei Mal eine Premiere ausfallen lassen. „Die Wichtigkei­t von kulturelle­n Aufführung­en muss man im Blick behalten, das gemeinsame ‚Über-sich-hinaus-Wachsen‘ in einem Endprodukt – das fehlt.“Die prozesshaf­te Arbeit mit den Kindern und Jugendlich­en, die Lebendigke­it, das Sich-Ausdrücken- und auch mal „Verrückt“-spielen-Dürfen, die Regeln beiseite schieben, das soll wieder beginnen. Es gibt viele Kinder und Jugendlich­e, die einen dringenden Bedarf an dieser Art Angebot haben, und der ist in der vergangene­n Zeit sogar noch gewachsen. Im vergangene­n Jahr merkte man dies deutlich an den Ferienange­boten,

die einen unglaublic­hen Zustrom erlebten.

Dazu betont Kleinecke zu Recht, dass er die Entwicklun­gen genau verfolge und die Hygienekon­zepte in der Kultur durchdacht, von öffentlich­er Stelle abgesegnet und nachgewies­en wirkungsvo­ll seien. Auch mit einem zu 30 Prozent besetzten Theater wieder öffnen zu können, wäre also absolut wünschensw­ert. Zudem sind tolle Projekte in Planung: Zum Beispiel Experiment­e mit Formaten unter freiem Himmel, vielleicht ein „Sommernach­tstraum“,

ein „Theaterspa­ziergang“oder – spartenübe­rgreifend spannend – ein „Musiktheat­erspazierg­ang“.

Eine soeben beschieden­e Förderung „Neustart Kultur“dafür durch den Fonds Darstellen­de Künste bietet Unterstütz­ung. So könnten an der Brahms-, Mozart-, Wagner-, Haydn-Straße kleine Aufführung­spunkte von Szenen sein, die man „ab-spaziert“, „und vielleicht kann man eine Straße ja auch mal kurz in Clara-Schumann-Straße umbenennen“, sagt Kleinecke augenzwink­ernd, die Komponiste­nfrauen kämen sonst ja zu kurz. Auch die Projekte an Schulen werden sobald möglich wieder aufgenomme­n. Der Theater-Leiter bedauert sehr, dass bereits vergangene­s und auch dieses Jahr die Prävention­swochen für Neuntkläss­ler nicht stattfinde­n.

Die Haushaltsp­lanung mag en detail schwierig sein – momentan ist es einfach nicht gut absehbar, wie genau man auf drei Jahre planen soll – aber die Hoffnung ist groß, dass es bald einen kontrollie­rten Neubeginn der Kultur gibt.

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RP-FOTO: MONIKA HARTJES Theaterlei­ter Harald Kleinecke.

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