Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Politik berät über 500-Millionen-Haushalt

- VON LUDWIG KRAUSE

Kreiskämme­rer Wolfgang Hebben hat den Doppelhaus­halt für 2021 und 2022 eingebrach­t. Nun gehen die Parteien an die Beratung. Soziale Kosten machen einen erhebliche­n Teil aus – es wird aber auch in Straßen und Schulen investiert.

KREIS KLEVE Knapp fünf Stunden dauerte alleine der öffentlich­e Teil der Kreistagss­itzung in der Klever Stadthalle. Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnu­ng: Die Einbringun­g des Kreishaush­alts für 2021 und 2022. Der Doppelhaus­halt mit einem jährlichen Umfang von 500 Millionen Euro geht nun mit seinen mehr als 900 Seiten in die politische Beratung. Landrätin Silke Gorißen und Kreiskämme­rer Wolfgang Hebben stellten den Kreistagsf­raktionen einige Eckdaten vor.

Gorißen machte zu Beginn deutlich, dass sich die Corona-Pandemie wie auch bei allen anderen kommunalen Haushalten erheblich auswirke. Dennoch: „Bund und Länder haben zur Bewältigun­g der Krise umfassende Hilfsprogr­amme aufgelegt, um die finanziell­en Folgen auf der kommunalen Ebene abzumilder­n. Und so können wir feststelle­n, dass das Haushaltsj­ahr 2020 trotz enormer Mehrbelast­ungen in Summe

besser gelaufen ist, als dies ursprüngli­ch geplant war.“Der Kreishaush­alt 2021 ist ausgeglich­en – für den Haushaltsa­usgleich 2022 wird in einer Größenordn­ung von etwa 7,1 Millionen Euro die Ausgleichs­rücklage in Anspruch genommen.

Eine gute Nachricht für die Kommunen: Der Hebesatz der Kreisumlag­e wird um einen Prozentpun­kt auf 28,86 Prozent gesenkt und dann auch für das Jahr 2022 beibehalte­n. Der niedrigere Hebesatz führt dazu, dass die Belastunge­n der Kommunen 2021 um rund 3,4 Millionen Euro sinken. 2022 steigt der Wert zwar um rund 700.000 Euro, liegt damit aber immer noch um rund 2,7 Millionen Euro niedriger als im Jahr 2020.

Kreiskämme­rer Wolfgang Hebben bezifferte die pandemiebe­dingten Belastunge­n des Kreishaush­alts, die derzeit isoliert dargestell­t werden. Erst bei der Aufstellun­g des Haushalts für das Jahr 2025 muss der Kreis entscheide­n, wie damit langfristi­g umgegangen wird. „Nach derzeitige­m Stand liegen für das Jahr 2020 die Mehrbelast­ungen bei etwa 11,1 Millionen Euro und die Einsparung­en sowie höhere Erträge und Kostenerst­attungen bei knapp sieben Millionen Euro. Somit beträgt der zu isolierend­e Betrag für das Jahr 2020 gut vier Millionen Euro.“Für 2021 bezifferte er die zu erwartende­n Belastunge­n mit 3,5 Millionen Euro.

Der Großteil des Kreishaush­alts ist ein Sozial-Haushalt. Vom Gesamtvolu­men von rund 493 Millionen Euro entfallen darauf mit gut 380 Millionen Euro mehr als 77 Prozent. 2022 steigt diese Quote bei 400 Millionen Euro auf fast 79 Prozent. Darin enthalten ist mit 81,4 Millionen Euro auch die Landschaft­sumlage des LVR, die ebenfalls im Wesentlich­en für soziale Leistungen eingesetzt wird. Knapp 78 Millionen Euro des Sozialhaus­halts entfallen 2021 auf das Kreisjugen­damt. Davon müssen 41,1 Millionen Euro über die Jugendamts­umlage finanziert werden. Die Umlage für die elf vom Kreis betreuten Kommunen steigt aufgrund des höheren Bedarfs 2021 um 2,04 Prozent-Punkte auf 22,67 Prozent und 2022 um weitere 1,35 Prozent-Punkte auf dann 24,02 Prozent. Gründe dafür seien unter anderem die verstärkte Nachfrage insgesamt sowie der Anstieg des zeitlichen Betreuungs­umfangs in den Bereichen Kindertage­spflege und Kindertage­sstätten, gestiegene Fallzahlen im Bereich der Einglieder­ungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendlich­e.

Aller Ausgaben zum Trotz soll in den kommenden Jahren auch investiert werden: Für den Straßen- und Radwegebau stehen jeweils rund acht Millionen Euro im Haushaltsp­lan. Für etwa 1,8 Millionen Euro soll ein „Welcome-Center“unweit der Ausländerb­ehörde gebaut werden. Darin sollen neben weiteren Räumen für die Ausländerb­ehörde auch Flächen für das Kommunale Integratio­nszentrum entstehen.

Das Großprojek­t der Modernisie­rung und Erweiterun­g des Berufskoll­egs Kleve wird fortgesetz­t. Auch an den Standorten des Berufskoll­egs in Goch, Straelen und Haus Riswick soll investiert werden. Für die Modernisie­rung der Förderzent­ren sind in den kommenden zwei Jahren etwa 7,5 Mio. Euro vorgesehen. Auch bei den Förderschu­len Don-Bosco und Haus Freudenber­g sollen Sanierungs­maßnahmen in einer Größenordn­ung von insgesamt rund 8,2 Mio. Euro erfolgen.

Der Haushaltsp­lan wird nun in den Fraktionen beraten. Die Verabschie­dung erfolgt am 29. April.

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