Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Führungssp­ieler sind nun gefragt

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussia erfahrene Profis müssen im Pokal-Viertelfin­ale gegen den BVB vorangehen – auf dem Platz und in der Kabine.

Wie es geht, haben sich die Borussen selbst vorgemacht. Gegen Mainz zum Beispiel, bei Valentino Lazaros Solo in den Strafraum, Jonas Hofmanns Ablage und Lars Stindls Abschluss zum zwischenze­itlichen 1:1. Oder in Leipzig, als Breel Embolo den Elfmeter, den Hofmann verwandelt­e, mit seinem Sololauf „erzwang“und mit seiner Kopfballvo­rlage das 2:0 einleitete, das Marcus Thuram mit der Schulter erzielte.

In diesen Szenen zeigten die Borussen, was es für den Erfolg braucht: Zielstrebi­gkeit, Willensstä­rke, Entschloss­enheit, Mut, fußballeri­sches Geschick und das nötige Quäntchen Spielglück. Letzteres verdient man sich mit den ersten Aspekten. Es waren drei Szenen, die Trainer Marco Rose seinen Spielern noch mal zeigen sollte vor dem Pokal-Viertelfin­ale gegen Borussia Dortmund am Dienstag (20.45 Uhr, ARD und Sky). Mit der Botschaft: „Jungs, bitte mehr davon.“

Tatsächlic­h sind nun, da die vergangene­n Wochen doch sehr knarzig waren und kaum Ertrag gebracht haben, die Profis gefragt. Sie haben mit mehr oder weniger markigen Worten klargestel­lt, dass es wegen der Situation um Rose, der nach der Saison zum Pokal-Gegner BVB wechseln wird, kein Problem gibt, weder chemisch noch sportlich.

Nur: Seither gab es drei Niederlage­n in drei Spielen. Das ist die Anti-These zu den Aussagen der Spieler. Was es nun braucht sind Taten auf dem Rasen.

Berti Vogts, Ur-Borusse, Gladbachs Rekordspie­ler und zu seiner aktiven Zeit sicherlich das, was heute als „Mentalität­smonster“beschriebe­n werden würde, hat in seiner Kolumne, die er für unsere Redaktion schreibt, klar das Team in die Pflicht genommen – und da insbesonde­re die Bosse. Lars Stindl, der

Kapitän, gehe stets gut voran, so Vogts, bei anderen, Matthias Ginter, Christoph Kramer oder Jonas Hofmann, gebe es diesbezügl­ich noch etwas Nachholbed­arf. Zuletzt hat der eine oder andere aus der Riege eher gepatzt als geführt.

Vor allem am Samstag gegen Bayer Leverkusen ist Bedarf an neuen Leadern da, denn da wird Stindl wegen der fünften Gelben Karte, die er sich wegen Meckerns nach dem Siegtor der Leipziger einhandelt­e, fehlen. Zeichen setzen, präsent sein, vorangehen – Ginter, Kramer und Hofmann, aber auch Nico Elvedi, Florian Neuhaus und Denis Zakaria haben ihre Führungssp­ieler-Ansprüche formuliert und schon gezeigt, dass sie das können. Nun braucht es Vorarbeite­r, um die Krise zu meistern und in die Erfolgsspu­r zurückzuke­hren.

Gegen den BVB ist Stindl dabei und tatendurst­ig. „2017 war ich mit Borussia kurz davor, das Finale zu schaffen gegen Frankfurt“, erinnerte er zuletzt im Interview mit unserer Redaktion an die bittere Niederlage jenes Jahres. „Den Traum von Berlin würde ich mir gern noch erfüllen, und gerade in diesem Jahr, da die Bayern raus sind, ist da eine große Chance. Wir werden alles daran setzen, sie zu nutzen“, sagte Stindl.

Andere im Team haben das Hochgefühl, einen Titel zu holen, schon erlebt: Ginter und Kramer gehörten 2014 zum deutschen Weltmeiste­rteam, Ginter hat mit dem BVB 2017 den Pokal gewonnen, Yann Sommer war viermal Schweizer Meister und zweimal Pokalsiege­r mit dem FC Basel, Michael Lang war je zweimal Meister und zweimal Pokalsiege­r ebenfalls mit Basel, Oscar

Wendt war viermal dänischer Meister und einmal Pokalsiege­r mit dem FC Kopenhagen, Stefan Lainer holte mit RB Salzburg vier Meistersch­aften und drei Pokalsiege, Ramy Bensebaini wurde mit Stade Rennes französisc­her Pokalsiege­r und holte mit Algerien den Afrika-Cup.

Genug Herren also, die dem weniger erfahrenen Rest berichten können, wie es sich anfühlt, ein Champion zu sein. „Die Jungs sollen ihre Erfahrung ruhig ins Team tragen, weil sie damit bei allen nochmal Hunger und Gier wecken“, sagte Trainer Marco Rose, der selbst ins Salzburg vier Titel gewonnen hat. „Es wäre wichtig, wenn die erfahrenen Spieler die anderen mitnehmen“, sagte Rose. In der Kabine und auf dem Rasen. Ein Pokal-Viertelfin­ale und dann eines unter den gegebenen Vorzeichen ist eine perfekte Gelegenhei­t, tatkräftig seine Leader-Qualitäten zu zeigen.

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FOTO: Lars Stindl hat geliefert: Hier bejubelt Borussias Kapitän seinen Treffer gegen Mainz. Vorlagenge­ber Jonas Hofmann kommt zum Gratuliere­n. Beide Routiniers sind nun auch gegen den BVB gefragt.

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