Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Hilfe fur die Zufruhaufsteher Weitere Infos gibt es beim Naturschutzbund unter Tel. 0281 1647787 oder online unter nabu-xanten.de
Der plötzliche Wetterwechsel hat die innere Uhr einiger Tiere durcheinandergebracht. Vögel bauen schon ihre Nester, Igel verlassen ihre Winterquartiere. So kann der Mensch unterstützen.
Diese Beschleunigung dürfte selbst Sportwagenfans erstaunt haben: Die Natur am Niederrhein schnellte von Null auf Frühling – und das innerhalb weniger Tage. Ruhte das Leben vor zwei Wochen noch unter einer dicken Schneedecke, trumpft es nun bei plötzlich zweistelligen Plusgraden und Sonnenschein in all seiner Pracht auf. Nicht nur Schneeglöckchen, Narzissen und Krokusse schießen jetzt aus dem Boden, auch die Tierwelt erwacht und macht mobil. Bei so manchem tierischen Gartenbesucher ist durch den raschen Wetterwechsel aber die innere Uhr durcheinander geraten. Wir haben deshalb beim Nabu-Kreisvorsitzenden Peter Malzbender mal nachgefragt, wie man Meisen, Igel und Co. jetzt unterstützen kann.
Nicht nur am Morgen sind einige Vögel früh dran. Bei der Brut in diesem Jahr legen sie ebenso schnell los. „Schon jetzt bauen einige Kohlmeisen und Stare ihre Nistplätze“, sagt Malzbender. „Die Brutzeit beginnt teilweise sechs Wochen früher als üblich.“Deshalb sollten Menschen
im Garten nicht mehr an aufgehängte Nistkästen gehen, in der guten Absicht, sie noch reinigen zu wollen. „Die Meisen überbauen das alte Nest einfach“, erklärt Malzbender. Die Ruhestörung könnte dagegen weitaus größere Auswirkungen haben. „Die Brutzeit ist eine sehr sensible Phase“, betont der Nabu-Experte.
Dabei stelle sich auch der Hormonhaushalt der Vögel für die Ei-Ablage um. Sie seien nun auf eiweißreiche Kost angewiesen, so Malzbender. Das Problem: Nach der harten Frostperiode und dem plötzlichen Frühlingsbeginn konnten Insekten ihre Population noch nicht ausreichend ausbilden. Helfen kann man mit speziellem Vogelfutter, das Insektenanteile enthält. Das kommt in einigen Wochen auch Zugvögeln zugute, für die sich durch die vorgezogene Brutzeit der hier überwinternden Arten der Konkurrenzkampf um Nistplätze und Futter verschärft.
Neben der Vogelwelt sind jetzt auch Igel auf die Power aus Proteinen angewiesen. Die stacheligen Winterschläfer kommen langsam aus ihren Verstecken. „Ihr Kreislauf
ist aber noch nicht richtig in Schwung. Sie sind etwas schlaftrunken unterwegs und deshalb noch gefährdeter als sonst“, sagt Malzbender. Wer einen Igel auf der Straße sieht, kann ihn mit dicken Gartenhandschuhen vorsichtig ins sichere Grün setzen. Auch außen liegende Kellertreppen und Kellerfenster-Schächte sollten gelegentlich kontrolliert werden. „Einige Igel fallen bei ihren Erkundungstouren hinein und kommen aus eigener Kraft nicht mehr heraus“, erklärt der Naturkundler.
Das könne auch Kröten und Molchen passieren, die sich mit steigenden Temperaturen bereits zu Hunderten auf Wanderschaft begeben. Letzteren ist schon mit einem Stock geholfen, um daran aus eigener Kraft wieder rausklettern zu können. Wer auf Nummer sicher gehen will, setzt Gitter vor die „Fallgrube“.
Wer Igeln eine Freude machen will, setzt ihnen etwas feuchtes Katzenfutter als Eiweißquelle vor. „Das ist für sie eine Delikatesse, aber man sollte beobachten, ob sie es wirklich annehmen“, sagt Malzbender. Schon allein, um sich nicht unliebsame Gäste in den Garten zu locken.
Zudem verdeutlicht der Nabu-Fachmann, die Zufütterung nur auf die kritische Phase der nächsten vier bis sechs Wochen zu beschränken. „Wildtiere sollten auch Wildtiere bleiben. Sie müssen lernen, selbstständig Futter auftreiben zu können“, betont Malzbender. Tabu für Igel ist Milch. Sie haben eine Laktoseintoleranz und könnten an dem Milchzucker sogar sterben.
Ein flache Schale mit Wasser hingegen wird von allen Gartentieren gerne angenommen und bietet einen guten Lockpunkt für Beobachtungen. Ansonsten wollen die Tiere gerne in Ruhe gelassen werden, was für Malzbender aber nicht bedeutet, dass Menschen nun gar nicht in ihren Gärten arbeiten dürfen.
Im Gegenteil. Der Nabu-Fachmann regt dazu an, Blumen im Garten zu pflanzen. Frühjahrsblüher etwa bieten an sonnigen Tagen bereits jetzt umherfliegenden Schmetterlingen und Hummeln eine wichtige Nahrungsquelle. „Es kann gar nicht genug betont werden, wie wichtig heimische Blühpflanzen für unsere Insekten sind“, sagt Malzbender. Lediglich vor allzu aufwendigen Aufräumaktionen im Garten rät der Tierfreund noch ab. Holzstapel, Komposthaufen und Co. sollten lieber erst im Sommer versetzt werden. Aktuell finden die Tiere darin und darunter gute Bruthöhlen für ihren baldigen Nachwuchs sowie Rückzugsorte in kälteren Nächten.