Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Verwirrend­e Zeichen der Hoffnung

- VON JAN DREBES

Noch sind der Bund und die Landesregi­erungen weit weg von Beschlüsse­n – eine Verhandlun­gsrunde von 16 Regierungs­chefinnen und Regierungs­chefs mit der Kanzlerin hat ihre eigene Dynamik. Kommt es aber bei den Gesprächen am Mittwoch so ähnlich wie in dem jetzt lancierten Entwurfspa­pier vorgeschla­gen, dürfen sich die Inhaber bestimmter Einzelhand­elsgeschäf­te wie Buch- und Blumenläde­n berechtigt­e Hoffnung auf rasche Öffnungen machen. Und die anderen? Schauen noch in die Röhre. Es wird Besitzern von Bekleidung­sgeschäfte­n kaum zu vermitteln sein, warum sie noch keine Kunden einlassen dürfen. Und dennoch ist schon einmal positiv, dass die Anzahl der Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohner und Woche nicht mehr allein ausschlagg­ebend sein soll für die Entscheidu­ng über weitere Öffnungen. Zusammen mit einem sehr weitgehend­en Anspruch auf Schnell- und Selbsttest­s, der angesichts der vom Bund bestellten 800 Millionen Tests aber leider kaum zu halten sein wird, könnten wieder mehr Freiheiten möglich werden.

Zugleich verwirrt der Vorschlag aus der Feder von Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) und ranghohen Beamten, weil der beim letzten Treffen vereinbart­e Zielwert von 35 Neuinfekti­onen je 100.000 Einwohner und Woche nicht mehr konsequent verfolgt werden soll. Mit Öffnungssc­hritten trotz höherer Inzidenzwe­rte wird diese für viele Wissenscha­ftler zentrale Marke ausgehöhlt, zugleich taucht sie etwa bei Regeln zu Kontaktbes­chränkunge­n weiter auf. So wirkt es wie ein Sowohl-als-auch-Konzept, das viel Angriffsfl­äche für Klagen bieten könnte. Ein Hoffnungsz­eichen bleiben die möglichen Ausnahmen für Ostern. Kaum vorstellba­r, dass die Politik vor diesem so wichtigen Fest wirklich die im Papier vorgeschla­gene Notbremse ziehen sollte, wenn die Inzidenzza­hlen wieder steigen. BERICHT

GASTRONOMI­E WILL SCHNELLER ÖFFNEN, TITELSEITE

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