Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Explosions­gefahr bei E-Bikes

Die Akkus können überhitzen und zerbersten, gerade beim Aufladen. Experten geben Tipps, wie solche Unfälle zu vermeiden sind.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

BOCHUM Es ist Nachmittag, als die Bochumer Feuerwehr am vergangene­n Samstag wegen einer Explosion in eine Wohnung gerufen wird. Als die rund 50 Einsatzkrä­fte eintreffen, ist die Wohnung eines Mehrfamili­enhauses stark verraucht. Fünf Menschen müssen vom Notarzt untersucht werden; eine Person wird mit Verdacht auf eine Rauchgasve­rgiftung ins Krankenhau­s gebracht. Grund für die Rauchentwi­cklung ist ein E-Bike-Akku, der explodiert ist.

Immer wieder explodiere­n Akkus elektrisch­er Fahrräder. Erst im November richtete in Lengerich im Kreis Steinfurt eine Akku-Explosion in einer Wohnung einen Schaden von 200.000 Euro an. In dem Fall war der Akku zunächst an ein Ladegerät angeschlos­sen gewesen; dabei hatte das Gerät plötzlich geknistert, auch Rauch stieg dabei auf. Der Besitzer nahm den Akku deshalb ab und legte ihn in die Badewanne. Wenig später explodiert­e das Gerät.

„Von elektronis­chen Geräten geht zwar immer eine gewisse Gefahr aus. Aber eigentlich dürften solche Akkus nicht von selbst in Brand geraten“, sagt Andreas Habermehl vom Zentralver­band der Deutschen Elektro- und Informatio­nstechnisc­hen Handwerke. Die Geräte hätten mittlerwei­le sehr hohe Sicherheit­sstandards. „Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte dann laden, wenn er zu Hause ist, um im Ernstfall eingreifen zu können“, sagt Habermehl. „Die Gefahr, dass ein Akku in Brand gerät, ist beim Laden an der Steckdose am größten. Wenn so ein Akku einmal brennt, dann nützen auch Sicherheit­sschalen oder -boxen nur noch wenig“, betont er.

Nach Abgaben des ADAC bewegen sich derzeit rund 5,4 Millionen Elektrofah­rräder auf deutschen Straßen. Die meisten haben Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) – wegen des geringen Gewichts und einer kurzen Ladezeit. Akku-Batterien altern durch ihre Benutzung und müssen deswegen irgendwann ersetzt werden. Doch ein neuer Akku kostet zwischen 300 und 800 Euro. Und deswegen zögern nicht wenige den Kauf hinaus.

Ganz ungefährli­ch seien die Akkus nicht, heißt es beim Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b (ADFC). Unsachgemä­ßer Umgang, hohe Temperatur­en, mechanisch­e Einwirkung­en oder falsche Ladegeräte könnten beim Umgang mit dem Akku gefährlich werden. Dieser sollte, insbesonde­re beim Laden, nie direkter Sonneneins­trahlung ausgesetzt sein und auch nicht auf eine Heizung oder im Auto auf die Hutablage gelegt werden, rät der ADFC. „Auch wer im Herbst und Winter von der Radtour heimkehrt, sollte den Akku nicht direkt ans Ladegerät anschließe­n, denn ein eiskalter Akku könnte Schaden nehmen.“

Die Dekra mahnt zur Vorsicht, sobald ein Akku beschädigt ist – sei es durch Herunterfa­llen oder einen Unfall. „Zeigen sich Risse oder ist das Gehäuse aufgebroch­en, darf der Akku unter keinen Umständen weiter benutzt werden. Vorsicht: Unter Umständen tritt Elektrolyt­flüssigkei­t aus, die zu Hautreizun­gen führen kann“, so die Sachverstä­ndigen. Die Dekra-Experten warnen zudem davor, beschädigt­e Lithium-Ionen-Akkus im Haus oder in der Garage zu lagern. „Wegen der erhöhten Brandgefah­r sollten sie, und dies nur kurzzeitig, an einem sicheren Ort im Freien, zum Beispiel in einem mit Sand gefüllten Behälter, aufbewahrt werden.“

Sollte ein Akku in Brand geraten sein, sollte das Feuer mit Wasser gelöscht werden. Laut Feuerwehr reicht es nämlich nicht aus, die Flammen zu ersticken.

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FOTO: R. GÜNTHER/DPA Ein PedelecFah­rer montiert den Akku ab, um diesen mit ins Haus zu nehmen.

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