Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Nasebohren ausnahmswe­ise erlaubt

In Österreich werden massenhaft Schnelltes­ts für Schüler und Lehrer angeboten.

- VON RUDOLF GRUBER

WIEN In Österreich ist das Nasebohren mit dem Wattestäbc­hen neuerdings ein Muss. Seit 8. Februar werden in unserem Nachbarlan­d Schüler und das Lehrperson­al mindestens einmal wöchentlic­h getestet. Für den Begriff „Nasenbohre­rtest“sorgte das Bildungsmi­nisterium ungewollt, als es in einer Anleitung versprach, das Testen sei „kinderleic­ht wie Nasenbohre­n“.

Nach drei Wochen zieht die Regierung eine positive Bilanz. Vor allem, weil damit die leidige Frage, ob Schulen geschlosse­n werden sollen oder nicht, erst einmal vom Tisch ist. Laut offizielle­n Angaben halten 98 Prozent der Schüler, deren Eltern sowie Lehrer die Testaktion für eine gute Sache – nicht zuletzt deshalb, weil ein Negativtes­t die Eintrittsk­arte für den Präsenzunt­erricht ist.

Von rund einer halben Million Schnelltes­ts fielen nach offizielle­n Angaben 211 positiv aus (132 Schüler). Drei Viertel der positiven Befunde wurden später auch im PCR-Verfahren bestätigt. Mittlerwei­le werden in ganz Österreich wöchentlic­h 1,3 Millionen dieser Schnelltes­ts an Schulen durchgefüh­rt. Die Warnung mancher Experten, wonach Schulen Virenschle­udern seien, hörte man in Österreich kaum noch.

Allerdings bleibt die Treffsiche­rheit der Schnelltes­ts ein Thema. Laut dem Epidemiolo­gen Gerald Gartlehner könnten damit allenfalls 40 Prozent der positiven Fälle entdeckt werden. Doch sei damit „sehr viel gewonnen“. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann gibt sich optimistis­cher: „Wir erwischen die dicken Fische, die kleinen entgehen uns noch.“Die Schnelltes­ts seien Teil eines Bündels von Maßnahmen.

Die Tests sind eine Erfolgsges­chichte in der sonst eher unglücksel­ig verlaufend­en Pandemiebe­kämpfung der konservati­v-grünen Regierung. Im benachbart­en Ausland stieß das Modell auf großes Interesse. Inzwischen werden die „Nasenbohre­rtests“auf die gesamte Bevölkerun­g ausgedehnt. Seit Anfang dieser Woche kann sich jeder sozialvers­icherte Österreich­er über 15 Jahre in der Apotheke ein kostenlose­s Testset abholen. Im ganzen Land standen die Leute Schlange, so dass es bereits gestern, am zweiten Tag, mit dem Nachschub haperte.

Eine zweite Erfolgsges­chichte verspricht sich Bundeskanz­ler Sebastian Kurz von einer nationalen Strategie zur Beschaffun­g und Verteilung des Impfstoffs. Er steigt aus der von der EU zentral gesteuerte­n Verteilung aus und macht gemeinsame Sache mit Israel und Dänemark.

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