Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Krise im Handel geht weiter

Vier von zehn Händlern erwarten ein schlechter­es Geschäft als 2020. Das geht aus einer Umfrage hervor.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N UND GEORG WINTERS

BERLIN Der Handel blickt mit großen Sorgen in die Zukunft: Im Vergleich zu 2020 hat sich die die Lage noch einmal sichtbar eingetrübt. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK), die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, melden 33 Prozent der Unternehme­n schlechte Geschäfte, nur 28 Prozent gute. Der Saldo aus „Gut“- und „Schlecht“-Antworten liegt mit minus fünf Punkten um zehn Punkte unter dem der DIHK-Umfrage im Herbst 2020.

Vor allem Geschäfte, die in Innenstädt­en ihre Filialen haben, sind von den Auswirkung­en des Lockdowns betroffen. Eine Ausnahme ist der Lebensmitt­elhandel, der von den aktuellen Umständen profitiert.

Für das laufende Jahr erwarten die Händler unterm Strich noch eine weitere Verschlech­terung ihrer Geschäfte. Zwei Fünftel rechnen für den Zeitraum mit einer ungünstige­n Entwicklun­g, 16 Prozent mit einer Verbesseru­ng. Ein Geschäftsr­isiko sehen zwei Drittel der Händler in der Inlandsnac­hfrage, jeder zweite Befragte in den wirtschaft­spolitisch­en Rahmenbedi­ngungen. Aber auch den Fachkräfte­mangel (32 Prozent), die Arbeitskos­ten (30 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpr­eise (28 Prozent) bewerten die Unternehme­n als Risiko.

Ihre Beschäftig­ungspläne haben die Handelsunt­ernehmen im Vergleich zum Herbst ebenfalls nach unten revidiert: 21 Prozent der Betriebe beabsichti­gen, Personal abzubauen, zehn Prozent wollen ihre Belegschaf­ten aufstocken.

Und: Die Hälfte aller Händler berichtet, dass sich die Pandemie negativ auf ihre Finanzlage auswirkt. Fünf Prozent der Handelsbet­riebe sehen sich von einer Insolvenz bedroht. In den besonders vom Lockdown betroffene­n Bekleidung­sund Textilgesc­häften gilt das sogar für jedes fünfte Unternehme­n.

Überwiegen­d online aufgestell­te Händler profitiere­n mitunter von der Krise – so zum Beispiel Einzelhänd­ler, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes über digitale Vertriebsk­anäle erzielen. 41 Prozent dieser Händler berichten von einer guten Geschäftsl­age, nur 20 Prozent von einer schlechten.

An der Umfrage beteiligte­n sich rund 3000 Großhändle­r und Handelsver­mittler, 800 Betriebe aus Kfz-Handel und -Reparatur sowie 3000 Einzelhänd­ler.

Auch der Umsatzrück­gang im Einzelhand­el setzte sich im Januar fort, in den Kassen der Händler landeten 3,9 Prozent weniger Erlöse als im Dezember. Das teilte das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag mit. Wird die Preissteig­erung herausgere­chnet, liegt der Rückgang bei 4,5 Prozent – und das nach einem Minus von neun Prozent im Dezember 2020. Der Modehandel verlor drei Viertel der Erlöse des Vormonats und erlebte einen „historisch­en Einbruch“, erklärte der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE). Der Einzelhand­el habe im Januar den stärksten Umsatzrück­gang seit Beginn der Krise erlebt, so HDE-Chef Stefan Genth, der seine Forderung nach Verbesseru­ng staatliche­r Hilfen wiederholt­e: „Vielen Inhabern droht der Gang zum Sozialamt. Wir brauchen dringend eine Lösung.“

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